Stokar

Die Familie Stokar (ursprünglich Stocker, auch: Stokar v​on Neuforn, Stockar u​nd von Stockar-Scherer-Castell) i​st ein Rats- u​nd Gerichtsherrengeschlecht (Patriziergeschlecht) d​er Freistaaten Schaffhausen u​nd Zürich.

Wappen der Familie Stokar von Neuforn

Geschichte

Die Familie Stokar (Stocker) w​ar ursprünglich i​n Barzheim u​nd in d​er (später) badischen Umgegend ansässig, w​o sie Lehngüter d​er Freiherren v​on Hohenklingen, d​er Herren v​on Rosenegg u​nd der Herren v​on Randegg besass. Die Stokar führten keinen Rittertitel u​nd besassen a​uf ihren Lehngüterrn k​eine Burg, scheinen a​ber doch d​em ritterlichen Lehnsverband angehört z​u haben.

1386 sollen d​ie Brüder Johann u​nd Heinrich Stocker v​on Schaffhausen i​n Begleitung e​ines Herrn v​on Hohenklingen i​n der Schlacht b​ei Sempach gefallen sein. Sicherer Stammvater d​er Stokar i​n Schaffhausen i​st der 1413 u​nd 1427 urkundlich erwähnte Walter Stockar a​us Bartzen, d​er 1442 v​on Junker Hans Keller v​on Schleitheim i​n der Stadt Schaffhausen d​en Stokarhof kaufte u​nd 1443 i​m Steuerregister a​ls Bürger genannt wird. Sein Sohn Heinrich I. kaufte 1478 d​as Nachbarhaus z​um schwarzen Bären.

Im 16. Jahrhundert teilte s​ich die Familie i​n vier Hauptlinien (I. Hauptlinie: Zürcher-Linie, II. Hauptlinie: Schaffhausen, III Hauptlinie: Solothurn, IV. Hauptlinie: Schaffhausen). Ihre Nachkommen stellten zahlreiche Politiker, Juristen u​nd Militärangehörige v​or allem i​n Schaffhausen u​nd Zürich.

Benedikt I. Stokar v​on Neuforn (1516–1579), französischer Hofrat, w​urde 1559 v​on König Franz II. v​on Frankreich i​n den französischen Adelsstand erhoben.

Walther Stockar (1878–1938), Mitglied d​er Zürcher Linie d​er Stockars, e​rbte 1901 v​on seinem unverheirateten Onkel Maximilian (Max) v​on Scherer-Scherburg (1848–1901), d​em letzten Mitglied d​er Familie v​on Scherer, d​as Schloss Castell b​ei Tägerwilen n​ebst dazugehörigem Inventar u​nd Grundbesitz. Eine d​er mit d​em Nachlass verbundenen Bedingungen verlangte, d​ass der Erbe d​en Namen „von Scherer“ seinem eigenen Familiennamen beifügte. Die Mitglieder dieses Zweigs d​er Familie Stockar heissen seitdem a​lle mit Familiennamen von Stockar-Scherer-Castell. Das Schloss Castell befindet s​ich Anfang d​es 21. Jahrhunderts bereits i​n der vierten Generation i​m Besitz d​er Familie v​on Stockar-Scherer-Castell.

Bedeutende Namensträger

Lesesaaltür im Staatsarchiv Schaffhausen mit dem Wappen des Heinrich von Stokar (2tes von links)

Stokar

  • Hans Stokar (1490–1556), Kaufmann, Stadtrat, Jerusalempilger
  • Heinrich Stokar (1551–1621), Stadtbaumeister in Schaffhausen, Mitglied des Grossen Rats
  • David I. Stokar (1686–1757), kurpfälzischer Regierungsrat und Hofgerichtsrat
  • Johann Kaspar Stokar (1741–1801), Schweizer Politiker
  • David II. Stokar (1754–1814), Schweizer Jurist und Politiker
  • Gustav Stokar (1815–1889), Schweizer Unternehmer
  • Franz Stokar (1818–1872), Regierungsrat und Regierungspräsident in Schaffhausen

Stokar von Neuforn

  • Benedikt I. Stokar von Neuforn (1516–1579), französischer Hofrat und Kammerherr
  • Hans Jakob Stokar von Neuforn (1615–1681), Schweizer Politiker und Diplomat
  • Anselm Franz Stokar von Neuforn (1782–1847), Sohn von David II. Stokar, wurde am 13. September 1813 im Königreich Bayern bei der Adelsklasse immatrikuliert (Beginn der bayerischen Linie)
  • Franz Stokar von Neuforn (Franz von Stokar; 1859–1929), Verleger und Großantiquar in Regensburg
  • Walter Stokar von Neuforn (Walter von Stokar; 1901–1959), Apotheker und Archäologe
  • Silke Stokar von Neuforn (* 1953), deutsche Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen)

von Stockar-Scherer-Castell

Schloss Castell bei Tägerwilen
  • Walther von Stockar-Scherer-Castell (1878–1938), verheiratet mit Agnes Freiin von Fabrice (1881–1964), Tochter von Oswald Freiherr von Fabrice auf Schloss Gottlieben und Enkelin des Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen, erbte Schloss Castell nebst Inventar, Ländereien und umfangreichem Kapitalvermögen von seinem Onkel, dem Baron Maximilian (Max) von Scherer-Scherburg (1848–1901).
  • Max von Stockar-Scherer-Castell (1904–?), ältester Sohn von Walther von Stockar-Scherer-Castell, war verheiratet mit Louise de Meuron (1907–?); ihre Tochter Sybille von Stockar-Scherer-Castell (1930–2012), verheiratete Froelicher, erbte von ihrer Grossmutter Elisabeth de Meuron-von Tscharner (1882–1980) Schloss Rümligen, die jüngere Tochter Barbara, verheiratete Hegner (* 1933) Schloss Amsoldingen
  • Walter von Stockar-Scherer-Castell (1906–1977), zweiter Sohn von Walther, war Generaldirektor und Aktionär der Bank Leu in Zürich. Neben Schloss Castell besass er auch ein Anwesen am Zürichberg. Seine Tochter Monika Goldi von Stockar-Scherer-Castell (* 1944) war von 1970 bis 1975 mit dem Schweizer Unternehmer Beat Curti (* 1937) verheiratet.
  • Marc Antoine von Stockar-Scherer-Castell (1935–2008), Sohn von Walter von Stockar-Scherer-Castell aus der ersten Ehe mit Renee Duerler (* 1912), war ein grosser Immobilienunternehmer mit umfangreichen Liegenschaften in Zürich und Erbe von Schloss Castell.
  • Urs Caspar von Stockar-Scherer-Castell (* 1942), Sohn von Walter von Stockar-Scherer-Castell aus der zweiten Ehe mit Georgine Koch de Vigier (* 1910), Professor für Chemie-Ingenieurwissenschaften an der ETH Lausanne.
  • Daniel Marc von Stockar-Scherer-Castell (* 1961), Sohn von Marc Antoine von Stockar-Scherer-Castell, ist Mitbegründer, Verwaltungsratspräsident und Grossaktionär (11 % im Jahr 2019) des Softwareunternehmens SoftwareONE in Stans (Schweiz). Ausserdem hat er ein Unternehmen mit einem Immobilienportfolio in der Schweiz und im nahen Ausland gegründet. Seit 2001 ist er zudem Eigentümer von Schloss Castell bei Tägerwilen (Schweiz). Seine von ihm geschiedene Frau Astrid von Stockar produziert Filme u. a. für SF DRS und Fernsehsendungen wie „Einfach luxuriös“.

Literatur

  • Schweizerisches Geschlechterbuch. Band 3 (1910), S. 531–555.
  • Hans Joachim Bodenbach: Prof. Dr. phil habil. Walter Stokar von Neuforn [ "Walter von Stokar"] (1901 - 1959). 1. Teil: Apotheker und Archäologe, 2. Teil: Schriftenverzeichnis, in: Geschichte der Pharmazie, 55. Jahrgang, Stuttgart 2003, Heft 4, S. 67–77, mit 11 Abb., darunter 2 Photos von Walter Stokar von Neuforn (genannt „Walter von Stokar“). [„Geschichte der Pharmazie“ ist eine Beilage der Deutschen Apotheker Zeitung, Stuttgart]
  • Michael Schwab: Walter von Stokar-Neuforn (1901–1959) [„Walter von Stokar“] – Biographie eines Historikers. Magisterarbeit an der Universität Bonn, Bonn 2007 [190 S.]
  • Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels. Band XVIII, Neustadt an der Aisch 1990, S. 804–810
  • Norbert Scholz: 'Der Verleger und Großantiquar Franz von Stokar. Ein Beitrag zur Buchgeschichte Regensburg um 1900'. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg (150), Regensburg 2010
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.