Stegmannsches Haus
In der Carl-August-Allee 9 in Weimar unweit vom Hauptbahnhof unweit des am Buchenwaldplatz befindlichen Ernst-Thälmann-Denkmal befindet sich das sogenannte Stegmannsche Haus. Dieses ist ein Dreiflügelgebäude, der sich zur Carl-von Ossietzky-Straße hin öffnet. Dieses ist ein zweigeschossiges Wohnhaus mit einem ebenerdigen Geschäftsraum. Dieses Gebäude ist von einem umlaufenden Puttenfries aus gebranntem Ton umgeben, der Bezüge sowohl zu Weimar selbst als auch insbesondere zu Goethe und dem Neuen Museum Weimar aufweist. So wird auf der Ostseite das Neue Museum als Modell selbst dargestellt von Putten auf einem Wagen gezogen, das Goethe- und Psychedenkmal ebenso, wie auch Putten, welche mit Werkzeugen als Steinmetzen tätig sind bzw. Teile der Architektur wie z. B. vom Architrav ziehen, in einer Art, die an einen humoristischen Festumzug erinnert. Auf der Südseite wird an die Großen der klassischen Zeit erinnert, also an Goethe, Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und schließlich Johann Gottfried Herder. Außerdem werden gezeigt auf der Nordseite Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Franz Liszt und der Intendant des Weimarer Hoftheaters Franz Dingelstedt bzw. die Vimaria als Allegorie der Stadt.[1] Der Entwurf für diesen Fries, der Szenen des gesellschaftlichen Lebens Weimars darstellt, stammt von Hermann Wislicenus. Programmatisch sollte das Puttenfries die Aussöhnung des alten mit dem neuen Weimar darstellen, zumal der Bau des Neuen Museums einerseits immer noch die kulturelle Vorrangstellung Weimars in Deutschland unterstreichen sollte, andererseits aber auch ein finanzielles Desaster gewesen ist.[2][3] Gebrannt wurde dieser Puttenfries in der Tonwaren- und Ofenfabrik Johann Friedrich Schmidt.[4] in Weimar.
Der Hausbau selbst erfolgte 1864 bis 1866 nach dem Vorbild der italienischen Renaissance und nach seinem eigenen Entwurf. Damit ist das Stegmannsche Haus auch das erste in der Carl-August-Allee errichtete Bauwerk.[5] Die Anzahl der dargestellten Putten, die dieses Gebäude förmlich umringen, beläuft sich auf 155. Die Westseite mit dem eher nur angedeuteten Innenhof hat keine Puttenfriesteile. Über dem Portal auf der Ostseite ist ein im italienischen Stil ausgeführter Balkon angebracht. Die reich beschnitzte Tür zeigt Symbole aus dem Bauhandwerk.
Nach dem Architekten Carl Martin von Stegmann[6] wurde es benannt. Stegmann war in diesem Fall zugleich der Bauherr, Architekt und Bauleiter in einer Person. Er ist selbst auf dem Fries dargestellt.[7]
Dieses Gebäude ist in die Liste der Kulturdenkmale in Weimar[8] aufgenommen worden.
Einzelnachweise
- Nikolaus Griebel: Ein Tag in Weimar: Wanderungen zu Weimarer Stadtarchitekturen, 3. verbesserte Aufl., Weimar 2008, S. 96. Griebel ist selbst Architekt und Stadtführer in Weimar.
- https://www.weimarer-kunstgesellschaft.de/termin/events/vortrag-die-paedagogik-der-putten.html
- Bei Kerstin Vogel in ihrer Biographie zu Streichhan ist das detailliert nachzulesen, welchen Umfangs die Unkosten waren. Kerstin Vogel: Carl Heinrich Ferdinand Streichhan Architekt und Oberbaudirektor im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 1848 bis 1884, Diss. Weimar 2009, Bd. 1: Text, S. 146.
- Axel Stefek: Kraft der Tiere. In: Axel Stefek (Hrsg.): Energie in Weimar vom Mittelalter bis in die neuere Zeit (= Stadtwerke Weimar Stadtversorgungs-GmbH [Hrsg.]: Energiegeschichte der Stadt Weimar. Band 1). Weimar 2016, ISBN 978-3-00-053509-3, Kapitel 2. Muskeln. Kraft der Tiere, S. 75–104, Seite 86. Zur Tonwarenfabrik Schmidt gibt der Band ein Kapitel von Klaus Jestaedt: Die Ofen- und Tonwarenfabrik Schmidt zwischen 1844 und 1939, S. 301–316. Zu Johann Friedrich Schmidt das UnterkapiteL: Die Hoftöpferei unter Johann Friedrich Schmidt, S. 304–309.
- DuMont Reise-Taschenbuch Reiseführer Weimar und Umgebung von Bernd Wurlitzer, Kerstin Sucher, S. 187.
- Carl Martin von Stegmann (1832–1895): geboren in Eisenach, Studium in Berlin, Promotion, Entwurfs- und Beratertätigkeiten in Eisenach und Weimar, Förderung von Architektur und Gewerbe (Gewerbeverein, 1866 Aufbau einer privaten Lehranstalt zusammen mit F. Jäde in Weimar, Vorbildersammlung), 1873 Berufung zum Direktor des Bayrischen Gewerbemuseums Nürnberg. Angaben aus https://e-pub.uni-weimar.de/opus4/frontdoor/index/index/year/2009/docId/1409 Kerstin Vogel: Carl Heinrich Ferdinand Streichhan Architekt und Oberbaudirektor im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 1848 bis 1884, Diss. Weimar 2009, Bd. 1: Text, S. 20 Anm. 4.
- Griebel, S. 96.
- https://www.thueringen.de/mam/th9/tlbv/04-10_-_1112-18_-_denkmalliste_weimar.pdf