Standesdünkel
Standesdünkel bezeichnet den spezifischen Hochmut eines Standes gegenüber anderen, als ‚niedriger‘ erachteten Ständen.
Vorkommen
Ursprünglich wurde mit dem Begriff das sogenannte standesgerechte Verhalten und die damit einhergehende entsprechende Einstellung von Teilen des Adels kritisiert. Diese Kritik machte sich beispielsweise an der Etikette, an herablassendem Verhalten und an der Praxis fest, nicht unter seinem Stand zu heiraten (vgl. Homogamie).[1] Das milleuspezifische Aussuchen eines Partners ist Ausdruck von Kommonsalität, d.h. dass man sich vornehmlich in seiner Schichtungsblase bewegt, ständische Traditionen pflegt und sich durch eine priveligierte Lage ökonomische, politische und geistig-moralische Macht aneignet, um sich von niedriger wahrgenommen Klassen abzugrenzen. Standesdünkel ist damit auch eine Form von strukturellem Klassismus.
Obschon auch heute noch im Zusammenhang mit dem Adel vom Standesdünkel die Rede ist, bezeichnet der Begriff heute eher Berufsdünkel oder Klassendenken.
Standesdünkel als Thema in der Literatur
Der Standesdünkel ist ein Hauptmotiv zahlreicher Romane und Dramen, so etwa in Friedrich Schillers „bürgerlichem Trauerspiel“ Kabale und Liebe von 1784. Im 19. Jahrhundert wird auch das Werk von E. Marlitt vom Thema des Dünkels wie von einem roten Faden durchzogen.
Siehe auch
Literatur
- Kurt Tucholsky: Standesdünkel und Zeitung. 1926, Online verfügbar