Stärkenanalyse

Die Stärkenanalyse ist ein Instrument, das in der Personalentwicklung Anwendung findet. Sie ist die Grundlage des stärkenbasierten Ansatzes (engl. strength based approach) und Teil der sogenannten positiven Psychologie. Mithilfe der Stärkenanalyse sollen individuelle Stärken eines Menschen objektiv beschrieben und bewertet werden. Die so ermittelten Stärken sollen die Grundlage für die weiterführende Arbeit der Personalentwicklung (z. B. im Rahmen eines Business Coaching oder Teambuilding) bilden. Dieser Ansatz gründet auf der Annahme, dass die persönliche Entwicklung durch die Ausbildung von Stärken effizienter stattfindet als durch das Reduzieren von Defiziten. Entsprechend ist dieses Konzept eine Alternative zur klassischen, defizitären Psychologie.

Anwendungsgebiete

Die Stärkenanalyse bildet d​ie Grundlage für d​ie Arbeit n​ach dem stärkenbasierten Ansatz. Je n​ach Ziel k​ann dieser bei

  • Business Coaching
  • Persönlichkeitsentwicklung
  • Veränderung von Gewohnheiten
  • Teamentwicklung
  • Personalentwicklung
  • Motivationstraining

Anwendung finden.

Wirkungsweise

Der stärkenbasierte Ansatz beschreibt e​ine Stärke a​ls das gleichzeitige Auftreten v​on Talent o​der Begabung u​nd einer Begeisterung für e​ine Tätigkeit. Entsprechend g​eht dieser Ansatz d​avon aus, d​ass bei d​er Ausübung dieser Tätigkeiten k​ein Widerstand vorhanden ist. Weiterhin w​ird davon ausgegangen, d​ass eine Verbesserung d​er Arbeitsergebnisse i​n bestimmten Tätigkeiten n​ur durch Training z​u erreichen ist. Die aufzuwendende Energie für d​as Trainieren persönlicher Stärken i​st im Verhältnis z​ur Reduzierung v​on Defiziten (bei d​enen ein großer Widerstand erwartet wird) relativ gering. Deshalb prognostiziert d​er stärkenbasierte Ansatz e​ine größere Wirkung i​n geringerer Zeit s​owie eine steigende Motivation. Weiterhin s​oll durch d​as Arbeiten m​it den Stärken d​ie Energie, d​ie Freude, d​as Selbstbewusstsein u​nd die Widerstandsfähigkeit gesteigert werden.

Vorgehensweise

Die Grundlage der Stärkenanalyse ist eine biografische Selbstreflexion, die bestenfalls durch einen ausgebildeten Coach begleitet wird. Die Stärken werden von tatsächlich erlebten Erfolgen sowie der Beschreibung des persönlichen Empfindens bei der Ausübung unterschiedlicher Tätigkeiten abgeleitet. Entscheidend wichtig ist, die Stärken anhand zuvor festgelegter Parameter zu erfassen. Die so analysierten Stärken werden anhand der Ziele des Klienten in einem Trainingsplan zur Übung erfasst und trainiert.[1]

Kritik

Die Grundlage des stärkenbasierten Ansatzes (die positive Psychologie) ist bislang noch nicht ausführlich erforscht. Ein Beweis für die beschriebenen Wirkungen ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht existent. Einzelfallstudien können hier aufgrund der geringen Beweiskraft lediglich eine Tendenz darstellen (vgl. Petermann), nicht aber als valider Beweis dienen. Weiterhin ist die Erhebungsmethode das Narrative Interview wenig beweiskräftig, da die Beschreibungen des Klienten durch das Selbstbild beeinflusst werden und entsprechend nicht objektiv sind. Zudem stellt die Ermittlung tatsächlicher Stärken aufgrund der fehlenden Vergleichswerte eine hohe Fehlerwahrscheinlichkeit dar. Selbst ein ausgebildeter Coach kann durch das Filtern der Aussagen keine Sicherheit gewährleisten. Mögliche retardierende Effekte können bei Menschen auftreten, die durch ihre Persönlichkeitsstruktur zu Überoptimierung neigen. Hier kann beispielsweise ein zu stark ausgeprägter Ehrgeiz zur Überlastung führen.[2]

Einzelnachweise

  1. Sebastian Lieb: Business Coaching: Coaching Methoden. Abgerufen am 28. Juli 2016.
  2. Tomas Chamorro-Premuzic: Strengths-Based Coaching Can Actually Weaken You. In: Harvard Business Review, Januar 2016

Literatur

  • Matt Driver: Coaching Positively: Lessons for Coaches from Positive Psychology. McGraw-Hill Education, New York City 2011, ISBN 978-0-335-24115-6
  • Silvia Richter-Kaupp, Gerold Braun, Volker Kalmbacher: Business Coaching: Wie man Menschen wirksam unterstützt und sich als Coach erfolgreich am Markt etabliert. GABAL Verlag, Offenbach 2014, ISBN 978-3-86936-600-5
  • Petermann, F. (Hrsg.). (1979). Einzelfallanalyse. München: Oldenbourg. ISBN 978-3-486-21385-0
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