Simon Abramowitz
Alfred Simon Abramowitz (* 23. März 1887 in Ruß, Memelland; † 12. Juli 1944 in London[1]) war ein deutscher Jurist und Staatsbeamter.
Leben und Tätigkeit
Abramowitz studierte Rechtswissenschaften an der Universität Königsberg. Ab 1921 wurde er als Assessor bei den Amtsgerichten Ziegenhals, Rybik, Brieg, Oels sowie den Landgerichten Beuthen, Neiße und Brieg verwendet. 1922 fand eine Anstellung bei einem Bankhaus in Danzig.
1923 trat Abramowitz als Justitiar in den Dienst beim Polizeipräsidium in Berlin, wo er 1927 zum stellvertretenden Leiter der Abteilung I ernannt und 1926 oder 1927 in den Rang eines Regierungsrates befördert wurde. 1928 oder 1929 folgte die Beförderung zum Regierungsdirektor und Abteilungsleiter.[2]
1929 oder 1930 wurde Abramowitz als Hilfsarbeiter im Rang eines Ministerialrates ins Preußische Innenministerium versetzt. Gleichzeitig wurde er zum Staatskommissar bei der Deutschen Sparkassen- und Girozentrale (Staatskommissar für den Deutschen Sparkassen- und Giroverband) ernannt. Alfred Fischer zufolge wäre die Bankenkrise von 1930, die infolge der Weltwirtschaftskrise ausbrach, ohne die effektive Sanierungsarbeit von Abramowitz innerhalb des Bankensektors „zweifelsohne einige Wochen eher, und dann im öffentlichen Bankwesen“ ausgebrochen und wäre es ohne seine Arbeit niemals zu einer so vergleichsweise schnellen Erholung des Bankensystem gekommen, wie sie dann stattfand.[3]
Im Gefolge des Preußenschlages vom 20. Juli 1932 wurde Abramowitz zum 1. Dezember 1932 in den einstweiligen Ruhestand versetzt.
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 ging Abramowitz, der nun aufgrund seiner jüdischen Abstammung dauerhaft aus dem Staatsdienst entfernt wurde, 1934 über die Schweiz in die Emigration nach Großbritannien. Dort arbeitete er in einem Londoner Anwaltsbüro und betätigte sich in der britischen Exilgruppe der Sozialdemokratischen Partei.
1939 wurde er als Enemy Alien interniert.[4]
Familie
Abramowitz war verheiratet mit Reny, verwitwete Treptow.
Schriften
- Wesentliche Aufgaben der Sparkassenaufsicht. In: Sparkasse 51 (1931), Nr. 11, S. 217–220.
Literatur
- Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften: Actra Borussica. Neue Folge. Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38, 2004, Bd. 2, S. 511.
- Albert Fischer: Die Landesbank der Rheinprovinz. Aufstieg und Fall zwischen Wirtschaft und Politik, 1997.
- Werner Röder/ Herbert A. Strauss: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben, 1980, S. 3.
- Harry Herbert Tobies: Königsberg, München, Jerusalem: jüdische Menschen und jüdisches Leben über die Jahrhunderte 2006, S. 338.
Einzelnachweise
- Todesdatum- und Ort nach Sozialistische Mitteilungen. News for German Socialists in England, 1944, S. 179.
- Zum Zeitpunkt seiner Beförderungen liegen abweichende Angaben vor: Das Bundesarchiv und Röder/Strauss geben jeweils 1927 als Jahr der Beförderung zum Regierungsrat an; Röder/Strauss geben 1929 als Jahr der Beförderung zum Regierungsdirektor an, während das Bundesarchiv diese Beförderung übergeht; das Bundesarchiv gibt 1929 als Jahr der Beförderung zum Ministerialrat an, während Röder/Strauss diese Beförderung ohne Jahresangabe erwähnen. In der Kurzbiographie in den Protokollen des Preußischen Staatsministeriums wird 1926 als Jahr der Beförderung zum Regierungsrat, 1928 als Jahr der Beförderung zum Regierungsdirektor und 1930 als Jahr der Beförderung zum Ministerialrat genannt.
- Alfred Fischer: Die Landesbank der Rheinprovinz, 1997, S. 445.
- Simon Abramowitz in der Datenbank Britain, Enemy Aliens and Internees