Severus von Antiochia
Severus von Antiochia (griechisch Severos; * um 456 in Sozopolis (Pisidien); † 8. Februar 538 in Xois, Ägypten) war ein bedeutender spätantiker Theologe und der erste miaphysitische Patriarch von Antiochien. Er gilt als Heiliger und Lehrer der Syrisch-orthodoxen und der koptischen Kirche (Gedenktag in beiden: 8. Februar).
Severus stammte aus einem begüterten, heidnischen Elternhaus. In Alexandria studierte er Rhetorik und Grammatik, in Beirut Rechtswissenschaften. Er wurde um 488 in Tripolis getauft und nach 491 Mönch im Kloster Petrus des Iberers in Maiuma bei Gaza, gegen 500 Priester und Archimandrit. Von den ihm ergebenen Mönchen wurde er 508 nach Konstantinopel gesandt, um gegen ihre Verfolgungen durch die Chalkedonenier (Anhänger des Konzils von Chalkedon) zu protestieren, blieb drei Jahre am Hof und gewann das Vertrauen des Kaisers Anastasios I. Severus wirkte mit am Sturz der chalkedonensischen Patriarchen Makedonios von Konstantinopel und Flavianus von Antiochia.
Er wurde mit Hilfe des Philoxenos von Mabbug 512 schließlich zum Nachfolger des gestürzten Patriarchen Flavianus gewählt und am 16. November 512 geweiht. In Antiochien bekleidete er dieses Amt bis 518, danach amtierte er auswärts im Exil. Aus seiner antiochenischen Zeit haben sich 125 "Kathedralhomilien" erhalten.
Nach Herrschaftsbeginn von Kaiser Justin I. entzog sich Severus im Jahr 518 seiner Gefangennahme durch Flucht über Zypern nach Ägypten, wo er bis zu seinem Tod als Anführer der "severianischen" Gegner des Chalcedonense wirkte. 535 wurde er von Kaiser Justinian I. zu Verhandlungen nach Konstantinopel eingeladen, wo es ihm zeitweilig gelang, mit Hilfe der Kaiserin Theodora I. und des lokalen Patriarchen Anthimos dem Monophysitismus wieder Geltung zu verschaffen. 536 wurden Anthimos und er verurteilt und Severus ging erneut ins Exil nach Ägypten, wo er am 8. Februar 538 in Xois verstarb.
Auch die Schriften des Severus, der mehrere Streitschriften verfasste, wurden verboten. Sie sind allerdings in syrischer Übersetzung bekannt.
Quellenedition
- Marc-Antoine Kugener (Hrsg.): Vie de Sévère par Zacharie le Scholastique (= Patrologia Orientalis, Bd. 2). Paris 1903.
- Sebastian Brock – Brian Fitzgerald (Übers. u. Hrsg.): Two Early Lives of Severos, Patriarch of Antioch (Translated Texts for Historians 59). Liverpool University Press 2013. ISBN 978-1-84631-882-5.
- Sebastian P. Brock: Patriarch Severos’ Letter on his Flight from Antioch in 518.In: Hugoye. Journal of Syriac Studies 20,1 (2017) 25–50.
Literatur
- Frédéric Alpi: La route royale = (ὁδος βασιλική) : Sévère d'Antioche et les Églises d'Orient (512-518). Beyrouth, Institut français du Proche-Orient, 2009, 2 Bde., ISBN 978-2-35159-154-3.
- Elżbieta Szabat: Severos of Antioch. In: Paweł Janiszewski, Krystyna Stebnicka, Elżbieta Szabat: Prosopography of Greek Rhetors and Sophists of the Roman Empire. Oxford University Press, Oxford 2015, ISBN 978-0-19-871340-1, S. 333.
- Iain R. Torrance: Severus von Antiochien. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 31, de Gruyter, Berlin/New York 2000, ISBN 3-11-016657-7, S. 184–186.