Scheißbeere
Scheißbeere war im 18./19. Jahrhundert eine im Volksmund verbreitete Bezeichnung für verschiedene, nicht als Speisebeeren verwendete beerenartige Früchte, benannt wahrscheinlich nach ihrer abführenden Wirkung.
Nach zeitgenössischen Quellen zählten dazu der Kreuzdorn, die Früchte des Faulbaums, der Rote Hartriegel, die Rote Heckenkirsche, der Wollige Schneeball sowie der Gewöhnliche Schneeball, der Bittersüße Nachtschatten, der Gewöhnliche Liguster und die Gewöhnliche Traubenkirsche.
Quellen
„Scheißbeere, in den niedrigen Sprecharten, ein Name vieler Arten Beeren und der Stauden, welche sie tragen, welche letzteren denn auch wohl Scheißbeerholz oder Scheißbeerstaude, genannt werden. Die vornehmsten derselben sind 1) die Kreuzbeere, deren Staude der Kreuzdorn <142, 3> oder Wegedorn genannt wird, Rhamnus catharticus Linn., s. Th. 49, → S. 92 u. f. 2) Die verwandte Faulbeere, Rhamnus frangula Linn., s. Th. 12, → S. 294. 3) Die Beere des Hartriegels, Cornus sanguinea, s. Th. 46, → S. 185. 4) Die Zaun=oder Heckenkirsche, Lonicera xylosteum Linn., s. Th. 39, → S. 146. 5) Die Mehl- oder Schlingbeere, Viburnum lantana Linn., s. → Schlingbeere. 6) Der Bach- oder Wasserholunder, Viburnum opulus Linn., s. Th. 24, → S. 331. Woher der Name Scheißbeere eigentlich entstanden ist, ist ungewiß. Einige wollen ihn daher leiten, weil das Holz einiger dieser Staudenarten gute Kohlen für das Schießpulver geben, so sei er aus Schießbeere verderbt worden; allein Adelung ist nicht der Meinung, sondern glaubt, daß er bei vielen, gewiß älter, als die Erfindung des Schießpulvers sei; er glaubt daher, daß der üble Geschmack einiger dieser Beeren und bei andern ihre purgierende Kraft bei einem übermäßigen Genusse zu ihrer Benennung Veranlassung gegeben, welches auch wahrscheinlicher ist. Diese Benennung findet jedoch nur bei dem gemeinen Manne oder dem großen Haufen Statt, ist aber nicht in die höhere Umgangssprache übergangen.“
„Scheiszbeere, f. (vgl. scheiszkraut, scheiszlorbeer, scheiszmelde, scheiszrübe und scheiszwurz). benennung mehrerer pflanzen wegen ihrer abführenden kraft: kreuzdorn, rhamnus catharticus Nemnich, dessen beeren zum abführen gebraucht werden (vgl. Spiess 209. Kleemann 18c); solanum dulcamara, bittersüsz ebenda; ligustrum vulgare Nemnich. Pritzel-Jessen; lonicera xylosteum Pritzel-Jessen; prunus padus, viburnum lantana und opulus ebenda; baccae opuli, etiam scheiszbeere dicuntur Stieler 119. hierzu scheiszbeerbaum, -holz.“
„Scheißbeere; Schwarznachtschatten, auch Schneeballschwelke, auch Purgirkreutzdorn, auch Faulbaumkreutzdorn.“
Einzelnachweise
- Krünitz' Oekonomische Encyklopädie online bei der Uni Trier Abgerufen am 29. Dezember 2018.
- Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. 14, Leipzig 1854 ff. Abgerufen am 29. Dezember 2018.
- Samuel Hahnemanns Apothekerlexikon online bei zeno.org Abgerufen am 29. Dezember 2018.