Schauburg Schwerin
Die Schauburg war ein Filmtheater und Veranstaltungsort in Schwerin, in der Mecklenburgstraße 53.
Geschichte
Am 12. Oktober 1912 eröffnete der Parchimer Kinomatographenbesitzer Theodor Vick den Lichtkunst-Palast unter dem Namen Apollo-Lichtspiele am Standort des am 15. Oktober 1995 geschlossenen Kinos. Es war eines der ersten Kinozweckbauten Mecklenburgs. Zuvor stand hier das erste Thalia-Theater, das 1878 zunächst unter dem Namen „Walhalla“ spielte. Der Bau verband seinerzeit die heutige Goethestraße mit der heutigen Mecklenburgstraße (vormals Kaiser-Wilhelm-Straße), ein Gebäudeteil beherbergte eine Kegelbahn, die später zur „Schauburg“ wurde. 1919 erwarb der Kinokaiser Dürkop das Haus. Dürkop beauftragte den Schweriner Architekten Erich Bentrup mit dem kompletten Umbau. Das Kino erhielt eine sich am Expressionismus orientierende Fassade. 1929 wurde das Kino in „Schauburg“ umbenannt. Die Ära Dürkop währte bis 1945, bis zum Ende des National Sozialismus in Deutschland. Bis 1948 gab es eine treuhänderisch Führung. Das Kino wurde, wie auch andere Schweriner Filmspielstätten, in Volkseigentum überführt. Das Haus wurde in den VEB Kreislichtspielbetrieb übernommen. 1958 baute der Architekt Hermann Struve im Erdgeschoss der Fassade ein markant wirkendes gewelltes Vordach an. Einige Renovierungen im Foyer und im Zuschauerraum wurden zeitgleich dem Zeitgeschmack angeglichen. Die nächste Renovierung ließ bis 1983 auf sich warten. Die Wandbespannung des Kinos und das Foyer wurde erneuert. Das Kino war für den Filmbetrieb des Bezirkes Schwerin eine Leiteinrichtung für Spielstätten der Kreise Schwerin, Wismar und Grevesmühlen, sowie der Stadt Schwerin.[1] Nach der politischen Wende der DDR übernahm die Berliner „Fuchs Filmtheater Betriebsgesellschaft“ bis 1995 den Kinobetrieb und stellt die Vorführungen dann ein. Kurzzeitig zog ein Schnäppchenmarkt in den einstigen Filmpalast. Eine Förderinitiative „Schauburg“ kämpfte um den Erhalt des Kinos, ohne Erfolg[2]. 2007 musste aus Sicherheitsgründen das 49 Jahre alte Vorbaudach abgerissen werden. Die gesamte Vorderfront wurde ab diesem Zeitraum für Notsicherungsmaßnahmen der Fassade und zum Schutz der vorbeigehenden Passanten mit Planen abgehängt. 2020 wurde der Saal bereits teilweise abgerissen, die Fassade wird gesichert, weil sie seit 2010 unter Denkmalschutz steht und für die Zukunft ein bleibendes Zeugnis von der Geschichte der ersten Filmvorführstätten in Mecklenburg geben soll.
Filmpremieren in der Schauburg und Besonderes
1912–1929
- Goldfieber (1912)
- Moritz und der Hund der Baronin
- Lehmann und der Harem
- Fritzchen und die schöne Nachbarin
von 1929–1995
- Die Todesschleife-Looping the Lopp, von Arthur Robison (1928)
- Soviel Lieder, soviel Worte, deutsch-sowjetischer Musikfilm von Julius Kun am 29. Juli 1976 (Dean Reed)
Besonderes: 1963 gab es an den Kinokassen der Schauburg eine ca. 200 Meter lange Warteschlange, die zwei Straßen weiter bis zum heutigen Schlosspark-Center reichte. Es lief der erfolgreichste, d. h. in der DDR mit 3.118.309 Besuchern meistbesuchte Film des Jahres 1963. Der US-amerikanische Western Die glorreichen Sieben. Nach kurzer Spieldauer wurde dieser Film abgesetzt[3].
- Abriss des historischen Kinosaals im Jahr 2021
- Front der ehemaligen Schauburg 2021
- Abriss des Kinosaals 2021
- Obere ehem. Saalseite mit Vorführfenstern
Weblinks
- Geschichtlicher Vortrag
- Verhüllte Kino-Legende such Zukunft
- 100 Jahre Schauburg
- Kinokarte Schauburg 1961 Postkarte von 1928
- Foto von 1991
Einzelnachweise
- Autorenkollektiv: Wissenschaftliche Zeitschrift 1989. Hrsg.: Wilhelm-Pieck-Universität Rostock. Rostock, S. 69.
- Timo Weber: Alte Schauburg 100. Schweriner Volkszeitung, SVZ, 30. September 2012, abgerufen am 8. Juli 2021.
- Lars Karl: Von Helden und Menschen... Der Zweite Weltkrieg im sowjetischen Spielfilm und dessen Rezeption in der DDR, 1945-1965. zeitgeschichte-online.de, 2002, abgerufen am 9. Juli 2021.