Santuario della Madonna di San Luca
Das Santuario della Madonna di San Luca, vollständig Santuario della Beata Vergine di San Luca („Heiligtum der allerseligsten Jungfrau vom heiligen Lukas“), ist eine etwas außerhalb von Bologna gelegene Kirche auf dem Colle della Guardia, einem teilweise bewaldeten Hügel mit einer Höhe von ungefähr 300 m s.l.m. Das Heiligtum ist aus der Stadt von der Porta Saragozza, einem der alten Tore von Bologna, über den fast vier Kilometer langen Bogengang Portico di San Luca erreichbar. Dieser verläuft entlang der Via Saragozza, die er an ihrem Ende über den monumentalen Arco del Meloncello von 1732 überquert, um dann zum Heiligtum hinaufzuführen. Die Kirche trägt seit 1907 den Titel einer Basilica minor.[1]
Die Legende berichtet von Azzolina und Beatrice, den Gründerinnen eines kleinen Klosters, die eine Ikone der Gottesmutter Hodegetria mit dem Jesuskind aufbewahrten. Das Bild soll von einem Pilger 1160 aus Byzanz gestohlen und dem Kloster übergeben worden sein. Das Kloster wurde über die Jahrhunderte stetig erweitert, das heutige Bauwerk wurde 1723 von Carlo Francesco Dotti über einem Vorgängerbau errichtet. Die seitlichen Loggien wurden durch Giovanni Giacomo Dotti im Jahre 1774 nach den Entwürfen des Vaters vollendet.
Der Innenraum des Heiligtums, auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes errichtet, ist mit Kunstwerken von Donato Creti, Guido Reni, Vittorio Bigari, von Guercino und Domenico Pestrini ausgestattet. Die silberne, schützende Abdeckung des Bildnisses wurde von dem aus Flandern stammenden Gold- und Silberschmied Jan Jacobs 1625 gefertigt.
Die Marienverehrung in der Wallfahrtskirche
Der Überlieferung zufolge erhielt der Pilger Theokles von den Mönchen der Basilika Hagia Sophia in Konstantinopel ein Lukasbild, also ein dem Evangelisten Lukas zugeschriebenes Bildnis der Gottesmutter, um es auf dem „Wachhügel“ (italienisch Colle della Guardia) zu bewahren. Theokles brach nach Italien auf, um den Wachhügel zu suchen, der, wie er in Rom vom Senator Pascipovero erfuhr, in der Nähe von Bologna lag. Hier händigte er das Bild an den Bischof Gerardo Grassi aus, der es am 8. Mai 1160 den beiden frommen Frauen Azzolina und Beatrice Guezi anvertraute, die als Eremitinnen auf dem Hügel lebten. Die Bildtafel wurde in einer dem heiligen Lukas geweihten kleinen Kirche aufbewahrt und wurde bald vom Volk verehrt. Angelica Bofantini ließ die Kirche 1194 mit Unterstützung Papst Coelestins III. erweitern.
Im Frühjahr des Jahres 1433, als der selige Niccolò Albergati Bischof der Stadt war, bedrohten starke Regenfälle die Ernte. Um eine Hungersnot zu verhindern, schlug Graziolo Accarisi, ein Berater des Rates, einem in Florenz üblichen Brauch folgend vor, die Ikone in einer Prozession hinunter in die Stadt zu tragen und um das Ende des Regens zu bitten. Als die Ikone am 5. Juli in die Stadt getragen wurde, ließ der Regen tatsächlich nach. Es gab eine große Feier mit einem dreitägigen Zug durch die Stadt, und das Bild wurde zurück ins Heiligtum gebracht. Auf Wunsch der Bevölkerung wurde diese Prozession jedes Jahr wiederholt.
Die Verehrung dieses Marienbildnisses verbreitete sich so sehr, dass man beschloss, einen langen Bogengang vom Saragossa-Stadttor bis zum Heiligtum zu bauen, um das Bildnis auf dem Weg in die Stadt vor dem Wetter zu schützen. Diesen Bau trugen alle Stadtbürger jedes Jahrganges von 1674 bis 1793 und er besteht aus 666 Bögen und 15 Kapellen. Mit seinen 3,7 km Länge ist er vermutlich die längste Arkade der Welt. Beim Arco del Meloncello schließt sich zudem der Portico della Certosa an, der die Kirche direkt mit dem Stadtfriedhof Cimitero della Certosa verbindet.
Im Jahre 1603 wurde das Marienbildnis von Erzbischof Alfonso Paleotti gekrönt, und im Jahre 1857 erhielt es ein kostbares Diadem aus den Händen Papst Pius’ IX.
Seit 1433 wird das Marienbildnis unter großer Anteilnahme der Bologneser in die Stadt hinuntergetragen. Ab 1476 wurde das Fest vom Juli auf eine Woche vor dem Fest Christi Himmelfahrt verlegt. Die Feierlichkeiten beginnen mit dem „Ausstieg“ des Bildes am Samstag vor dem fünften Sonntag nach Ostern. In einer Prozession durch den Portico di San Luca kommt die Ikone in die Stadt und wird in einem langen Festzug durch die Altstadt in die Kathedrale von Bologna getragen. Am Mittwoch wird sie mit einem weiteren Umzug in die Basilika San Petronio gebracht, auf deren Vorplatz der Bischof der Stadt Bologna den Segen spendet. Am Fest Christi Himmelfahrt wird das Bildnis wieder in das Heiligtum gebracht.
Zum Brauchtum um das Marienbildnis gibt es ein eigenes Museum, es befindet sich im Torhaus der Porta Saragozza.[2]
Fahrradsport
Die steile Straße, die parallel zum Bogengang von San Luca verläuft, ist häufiger Schauplatz verschiedener Radrennen. In den letzten Jahren endete der Giro dell’Emilia, ein Eintagesrennen, am Santuario di San Luca, dabei wird die Strecke gleich vier Mal befahren. Beim Giro d’Italia 1956 führte das Einzelzeitfahren von Bologna hinauf nach San Luca.
Der Anstieg beginnt am Arco di Meloncello (55 m) am Ortsrand von Bologna, von hier bis zum Heiligtum auf 289 m sind es 2 km mit einer durchschnittlichen Steigung von 10,8 % und einem Maximum von 19 %. Die steilste Strecke liegt etwa auf der halben Strecke, kurz nachdem die Straße den Bogengang kreuzt. Diese Kurve ist auch als Curva delle Orfanelle bekannt, „die Kurve der Waisen“.[3]
Seilbahn
Von 1931 bis 1976 führte eine Seilbahn auf den Gipfel vor dem Heiligtum.[4][5] Die Ortslage rund um die ehemalige Talstation heißt noch immer Funivia, nach dem italienischen Wort für „Seilbahn“. 2017 wurde die Wiedererrichtung der Seilbahn vom Bürgermeisterkandidaten der lokalen Gruppierung Insieme Bologna, Manes Bernardini, angeregt.[6]
Galerie
- Historische Aufnahme vor 1914, Bogengang, im Hintergrund das Heiligtum
- Die historische Seilbahn bis 1976
- Der Hochaltar der Kirche
Weblinks
- Santuario Bologna Beata Vergine di San Luca. Offizielle Website des Santuario (italienisch)
- Heiligtum der Madonna di San Luca. Infoblatt (PDF), Bologna Welcome
- Sehenswürdigkeiten in Bologna: Santuario della Madonna di San Luca. Urlaubsziele.com
- Santuario della Beata Vergine di San Luca. Ministerium für Kulturgüter, Regionalbüro Emilia-Romagna (italienisch)
- Athos Barigazzi: C’era una volta la funivia. Dalcero.com (italienisch)
Einzelnachweise
- Basilica Beata Vergine di S. Luca auf gcatholic.org (englisch, abgerufen am 2. Januar 2017).
- Attività e proposte – Il Museo della Beata Vergine di San Luca. Centro studi per la cultura popolare, abgerufen am 12. Mai 2019 (italienisch).
- vgl. San Luca Special. IlCiclismo.it (italienisch, abgerufen am 3. Dezember 2016).
- Vecchia funivia Bologna - San Luca. FuniForum.org, 5. Mai 2004 (italienisch, abgerufen am 3. Dezember 2016).
- Athos Barigazzi: C’era una volta la funivia. Dalcero.com (italienisch, abgerufen am 19. Oktober 2017).
- Bologna, un progetto per la funivia di San Luca. Il Resto del Carlino, 23. August 2017 (italienisch).