Sakai Toshihiko
Sakai Toshihiko (japanisch 堺 利彦; geb. 15. Januar 1871 in Miyako, Fukuoka; gest. 23. Januar 1933) war ein japanischer Journalist, Politiker, Denker und Schriftsteller während der Meiji-, Taishō- und frühen Shōwa-Zeit.
Leben und Werk
Sakai Toshihiko, geboren in der Präfektur Fukuoka, arbeitete als Lehrer und als Journalist für verschiedene Zeitungen. 1899 schloss er sich der Yorozu Chōhō an. Das war eine von dem Journalisten Kuroiwa Ruikō (1862–1920) gegründete Tageszeitung, die viele Artikel zum Sozialismus brachte. Als großer Verehrer Kōtoku Shūsuis schloss er sich dem Sozialismus an, verließ 1903 die Yorozu Chōhō und wirkte als Herausgeber der Heimin Shimbun, als ein leidenschaftlicher Pazifist, der er bis ans Ende seines Lebens blieb.
In den Jahren 1906, 1907 gehörte Sakai zu den Führern der ersten Sozialistischen Partei Japans (日本社会党, Nihon shakai-tō), die er mitbegründet hatte. Er blieb Kōtoku eng verbunden und beteiligte sich daher auch an direkten Aktionen. Nach dem Akahata-Zwischenfall[A 1] verbüßte er von 1908 bis 1909 eine Gefängnisstrafe. Danach gründete er den Verlag Baibunsha (売文社), der die Zeitschrift für Gesellschaftstheorien „Shinshakai“ (新社会) – „Neue Gesellschaft“ – publizierte. Der Verlag brachte dann auch weitere Zeitschriften heraus, um die Zusammenarbeit unter den Sozialisten in der Zeit der Unterdrückung, die dem Hochverrats-Verfahren[A 2] folgte, zu fördern.
Ab 1917 wandte sich Sakai dem revolutionärem Marxismus zu, gründete 1922 mit Yamakawa Hitoshi und Arahata Kanson (1887–1981) die Kommunistische Partei Japans. Daraufhin wurde er 1923 festgenommen und verbrachte 1926 kurze Zeit im Gefängnis. – Sakais Vorgehensweise wurde vom Komintern kritisiert, er beteiligte sich auch nicht an der Neugründung der Kommunistischen Partei Japans. Er wurde vielmehr ein führendes Mitglied der Rōnō-Faktion innerhalb der neuen „Kapitalismus-Debatte“[A 3].
Sakai arbeitet zusammen mit den legalen Links-orientierten sozialistischen Parteien, von 1928 bis 1929 mit der Musan Taishūtō (無産大衆党, ~„Proletarische Massenpartei“) und der Tōkyō Musantō (東京無産党), für die er 1930 erfolglos für den Reichstag kandidierte. Er wirkte als Berater für weitere Parteien, war auch Mitglied in der Stadtverordnetenversammlung (shikai) von Tokio. – 1931 erlitt er eine Gehirnblutung, konnte dann aber weiter arbeiten. Bis zu seinem Tode bemühte er sich, die verschiedenen sozialistischen Gruppen und Kriegsgegner zusammenzubringen.
Sakai hinterließ ein umfangreiches Werk zu Fragen des Sozialismus.
Anmerkungen
- Zum Akahata-Zwischenfall (赤旗事件, Akahata jiken) kam es, als am 22. Juni 1908 alle Gruppen des sozialistischen Flügels in Kanda die Freilassung des Aktivisten Yamaguchi Kōken feierten und rechte Gruppen dies durch Verbrennen von roten Flaggen (= Akahata) störten. Es kam zu Tumulten, die Polizei schritt ein und nahm 14 Personen der linken Szene fest. Arahata Kanson, Ōsugi Sakae (1885–1923), Sakai, Yamakawa Hitoshi und andere wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt.
- Das Hochverrats-Verfahren betraf einige hundert Sozialisten und Anarchisten, die beschuldigt wurden, die Ermordung des Kaisers geplant zu haben. Es endete mit 24 Todesurteilen, von denen 12 vollstreckt wurden. Siehe Taigyaku Jiken.
- Die Kapitalismus-Debatte (日本資本主義論争, Nihon shihonshugi ronsō) in den 1920er Jahren betraf die Vorgehensweise hin zum Sozialismus: soll man den Kapitalismus über mehrere Stufen abschaffen oder in einem einzigen großen Schritt.
Literatur
- S. Noma (Hrsg.): Sakai Toshihiko. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993, ISBN 4-06-205938-X
- Hunter, Janet: Sakai Toshihiko. In: Concise Dictionary of Modern Japanese History. Kodansha International, 1984. ISBN 4-7700-1193-8.