São Vendelino
São Vendelino ist eine Stadt in Südbrasilien im Bundesstaat Rio Grande do Sul. Auf einer Fläche von 38,75 km² leben rund 1.900 Einwohner. Die Stadt liegt rund 90 km von der Hauptstadt Porto Alegre entfernt in der Region des Caí-Tales.
Wappen | |
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Bundesstaat: | Rio Grande do Sul |
Region: | Caí-Tal |
Fläche: | 35 km² |
Einwohner: | 1.944[1] |
Telefonvorwahl: | 00 55 51 3639 |
Bürgermeister: | Evandro Luis Schneider |
Geografische Lage: | 29° 22′ S, 51° 22′ W |
Höhe: | 90–600 m ü. NN |
Website: | www.saovendelino.rs.gov.br |
Seit dem Jahr 2003 hat São Vendelino eine Städtepartnerschaft mit der saarländischen Stadt St. Wendel.
Geschichte
Nach dem Beginn der deutschen Einwanderung in Südbrasilien im Jahr 1824 wurde das Land zunächst von der kaiserlichen Regierung an die “Kolonisten” vergeben. Um die Besiedelung des Landes zu beschleunigen, verkaufte die Regierung später dann auch Land an private Kolonisationsgesellschaften, die es dann wiederum an Einwanderer weiterverkauften.
Im Jahr 1855 kaufte die Gesellschaft Montravel, Silveira & Comp., die von dem französischen Compte de Montravel gegründet worden war, am Oberlauf des Forromeco-Flusses eine große Landfläche, um eine Privatkolonie einzurichten. Montravel warb Kolonisten aus Deutschland, der Schweiz, Holland, Belgien und Frankreich an. Die ersten Siedler waren einer 1924 erschienenen Veröffentlichung zufolge João Felipe Scheid, Antônio Kossmann, Antônio Ludwig, Nicolau Lermann (wahrscheinlich Lermen) und Nicolau Neis, der aus der saarländischen Gemeinde Theley im Landkreis St. Wendel stammte. Der offizielle Namen der Kolonie war Santa Maria de Soledade, die Einwanderer aus dem Landkreis St.Wendel nannten ihren Siedlungsbereich “St.Wendel” bzw. in der portugiesischen Version São Vendelino.
Nachdem Montravels Gesellschaft 1873 in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war, wurde sie vom brasilianischen Kaiserreich übernommen und 1883 der 30 km entfernten Stadt Montenegro zugeschlagen. 1953 entschieden sich die Einwohner in einem Volksentscheid, dass sie zu der näher gelegenen Stadt São Sebastiaõ do Caí gehören wollten. Von dort spaltete sich wiederum 1982 der Distrikt Bom Princípio als eigenständige Gemeinde ab. Am 29. April 1988 entschieden dann die Einwohner von São Vendelino, dass sie eigenständig werden wollen, seitdem ist São Vendelino eine eigenständige Gemeinde.
Geografische Lage und Verkehrsanbindung
São Vendelino liegt am Forromeco-Fluss in einer Mittelgebirgslandschaft. Während das Zentrum 90 m über dem Meeresspiegel liegt, steigen die Berge westlich und östlich des Forromeco auf über 600 m an. São Vendelino liegt verkehrsgünstig an der RS 122, die von Porto Alegre an fast durchgehend vierspurig ausgebaut ist.
Wirtschaft
Ursprünglich war São Vendelino rein landwirtschaftlich geprägt, in den vergangenen 20 Jahren sind zahlreiche Industriebetriebe entstanden. Der wichtigste Industriezweig ist die Schuhindustrie, daneben gibt es u. a. metall- und holzverarbeitende Betriebe und ein Betonsteinwerk. Die Landwirtschaft wurde in den vergangenen Jahren stark industrialisiert, in den Bergen findet man Hühner- und Putenställe, wobei in einzelnen computergesteuerten Mastbetrieben mehr als 30.000 Tiere aufgezogen werden. Daneben gibt es aber immer noch Bauern, die mit dem Ochsengespann ihre Felder bearbeiten.
Eine zunehmende Bedeutung gewinnt der Tourismus in São Vendelino. So kommen viele Gleitschirmpiloten in die Stadt, um vom Teufelsberg (Morro do Diabo) mit ihren Paraglidern zu einem Flug zu starten.
Und die Stadt ist – ähnlich wie die deutsche Partnerstadt St. Wendel – eine Mountain-Bike-Hochburg. Alljährlich finden hier Ende April die brasilianischen Meisterschaften in der Kategorie Downhill statt.
Söhne und Töchter
- Aloísio Roque Oppermann (1936–2014), katholischer Geistlicher, Erzbischof von Uberaba
Fotos von São Vendelino
- Ortsansicht
- Flug über St.Wendel (Brasilien)
- Mountain-Biker vor der Kirche
- Ochsengespann in den Bergen
- Blick vom "Antennenberg" auf die Ortslage von São Vendelino
Siehe auch
- Riograndenser Hunsrückisch (Minderheitssprache)
Literatur
- Verband deutscher Vereine (Hrsg.): Hundert Jahre Deutschtum in Rio Grande do Sul. Typographica do Centro, Porto Algre 1924
- Renato Klein, Alex Steffen: A Construção do Paraís., Editora Fato Novo, São Sebastião do Caí 2003 (Chronik der Ortsgeschichte, herausgegeben aus Anlass der 15-jährigen Selbstständigkeit von São Vendelino)
Fußnoten
- Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística, Ergebnisse der Volkszählung 2010
Weblinks
- Site Oficial de São Vendelino (offizielle Webseite, port.)
- Bericht aus einem Kleinen Paradies - Das brasilianische St Wendel, wcams.com.br