Ritterlinge
Die Ritterlinge (Tricholoma) sind eine Pilzgattung mit relativ dickfleischigen Arten aus der Familie der Ritterlingsverwandten. Die Herkunft des wissenschaftlichen Namens Tricholoma (= haariger Rand) bezieht sich auf den Bärtigen Ritterling, während der deutsche Name „Ritterling“ einer Legende nach die Pilze bezeichnet, die den Rittersleuten vorbehalten waren.
Ritterlinge | ||||||||||||
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Gemeiner Erd-Ritterling (Tricholoma terreum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Tricholoma | ||||||||||||
(Fr.) Staude |
Merkmale
Die Hutoberfläche kann schuppig, schmierig, trocken oder haarig beschaffen sein. Im Unterschied zu den sprödbrüchigen Täublingen ist das Fleisch der Ritterlinge immer faserig-brüchig. Für einige Arten ist mitunter ein strenger Geruch charakteristisch. Der Stiel ist fleischig und brüchig, bis auf wenige Ausnahmen ringlos und an der Basis niemals knollig. Die Lamellen sind am Stiel angewachsen, dort typisch ausgebuchtet und nicht herablaufend. Das Sporenpulver hat eine weiße Farbe.
Ökologie und Phänologie
Ritterlinge wachsen immer auf der Erde und in der Nähe von Bäumen, da sie Mykorrhiza-Bildner sind.
Viele Arten fruktifizieren typischerweise im Spätherbst oder Frühwinter.
Arten
Die Gattung Tricholoma umfasst weltweit etwa 200 Arten[1], wovon in Europa rund 50 vorkommen[2].
Ritterlinge (Tricholoma) in Europa |
- Orangeroter Ritterling
Tricholoma aurantium - Grünling
Tricholoma equestre - Fastberingter Ritterling
Tricholoma fracticum - Feinschuppiger Ritterling
Tricholoma imbricatum - Unverschämter Ritterling
Tricholoma lascivum - Tiger-Ritterling
Tricholoma pardinum - Seifen-Ritterling
Tricholoma saponaceum - Gemeiner Schwefel-Ritterling
Tricholoma sulphureum - Gemeiner Erd-Ritterling
Tricholoma terreum - Bärtiger Ritterling
Tricholoma vaccinum
Systematik
Die Gattung der Ritterlinge umfasst in Mitteleuropa über 50 Arten. Die nachfolgenden Arten stellen nur eine Auswahl dar. Die Unterteilung nach Sektionen erfolgt nach Bon (1988).
- Sektion Saponacea: Pilze mit normaler, glatter oder seidiger Huthaut. Geruch und Geschmack werden als unangenehm empfunden. Hyphen mit Schnallen.
- Seifen-Ritterling (T. saponaceum) – Geruch nach Waschküche, Seife.
- Unverschämter Ritterling (T. lascivum) – Geruch sehr aufdringlich.
- Sektion Inamoena: Pilze mit matter oder feinsamtiger Huthaut. Der Geruch wird als widerlich empfunden. Wenige Schnallen.
- Lästiger Ritterling (T. inamoenum) – mit abstoßendem Geruch.
- Gemeiner Schwefel-Ritterling (T. sulphureum) – von schwefelgelber Farbe, Geruch nach Gas.
- Sektion Virgata: Die Hutoberfläche ist faserig bis schuppig. Mit scharfem oder bitterem Geschmack. Der Geruch wird als eher unangenehm empfunden.
- Brennender Ritterling (T. virgatum)
- Bitterer Buchen-Ritterling (T. bresadolianum)
- Sektion Pardinocutis: Die Hutoberfläche trägt breite, wenig gedrängte Schuppen. Hyphen mit Schnallen und Pigmenten.
- Tiger-Ritterling (T. pardinum, syn. T. tigrinum) – große, stark giftige Art!
- Sektion Atrosquamosa, Erd-Ritterlinge: Mit samtig bis filzig-schuppiger Hutoberfläche und dunkelbrauner bis dunkelgrauer Farbe. Geruch meist angenehm und Geschmack mild. Hyphen ohne Schnallen. Viele essbare Arten.
- Schwarzschuppiger Erd-Ritterling (T. atrosquamosum) – essbar
- Gemeiner Erd-Ritterling (T. terreum) – essbar.
- Sektion Tricholoma: Der Hut ist mehr oder weniger schmierig, meist kräftig gelb oder grünlich, seltener weiß oder grau gefärbt. Meist sind die Hyphen ohne Schnallen.
- Grünling (T. equestre, syn. T. flavovirens) – tödlich giftig für entsprechend disponierte Menschen.
- Grüngelber Ritterling (T. sejunctum)
- Seidiger Ritterling (T. columbetta) – reinweiß, essbar aber Verwechslungsgefahr mit Knollenblätterpilzen!
- Schwarzfaseriger Ritterling, Rußkopf (T. portentosum) – rau, unter Kiefern, essbar.
- Sektion Imbricata: Mit trockener und faserschuppiger Hutoberfläche. Gelbbraune bis rostbraune Farben.
- Braunschuppiger Ritterling (T. imbrictaum)
- Bärtiger Ritterling (T. vaccinum) – mit fransigem ("bärtigem") Hutrand
- Sektion Albobrunnea: Kahle, mehr oder weniger schmierige Huthaut. Braune Farben. Einige Arten mit Ring.
- Pappel-Ritterling (T. populinum) – unter Pappeln
- Riesen-Ritterling (T. colossus) – größter Ritterling, Hut bis 30 cm Durchmesser
- Orangeroter Ritterling (T. aurantium) – unter Kiefern und Fichten
- Kupferbrauner Halsband-Ritterling (T. robustum) – mit Ring
- Falscher Krokodil-Ritterling (T. caligatum) – mit Ring, nördlich der Alpen sehr selten.
- Echter Krokodil-Ritterling oder Matsutake (T. matsutake) – dem Falschen Krokodil-Ritterling sehr ähnlich, evtl. die gleiche Art. Vorkommen in Ostasien. Einer der beliebtesten und teuersten Speisepilze Japans.
Bedeutung
Viele Ritterlinge sind aufgrund ihres Geschmacks oder Geruchs ungenießbar. Wenige Ritterlinge sind essbar (Erdritterling, Schwarzfaseriger Ritterling), jedoch besteht eine große Verwechslungsgefahr mit ungenießbaren oder giftigen Arten. Nicht wenige Ritterlinge sind giftverdächtig oder sogar giftig bis stark giftig (Tigerritterling), das gilt insbesondere für die häufigen Arten mit braunen Hüten. Beim Grünling, der lange Zeit als guter Speisepilz galt, muss inzwischen vor dessen Genuss gewarnt werden, nachdem sich vor wenigen Jahren einige Todesfälle in Frankreich ereignet hatten. Inzwischen weiß man, dass bei derartigen Vergiftungsfällen sehr wahrscheinlich eine nicht sehr häufige genetische Prädisposition beim Menschen vorliegen muss.
Quellen
Literatur
- Marcel Bon: Pareys Buch der Pilze. 1. Auflage. Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-440-09970-4 (Originaltitel: The mushrooms and toadstools of Britain and Northwestern Europe. Übersetzt von Till R. Lohmeyer, 362 Seiten; über 1500 Pilze Europas).
- German Josef Krieglsteiner (Hrsg.), Andreas Gminder: Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 3: Ständerpilze. Blätterpilze I. Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3536-1.
- Alfredo Riva: Tricholoma. In: Fungi Europaei. Band 3. Edizione Candusso, Alessio (I) 2003, ISBN 88-901057-1-2 (824 Seiten; 90 Farbfotos, etliche Mikrozeichnungen, 96 Farbtafeln von A. Dermek, E. Rebaudengo und J.P. Beati, italienisch, Schlüssel auch in Englisch).
- Alfredo Riva: Tricholoma (Supplement). In: Fungi Europaei. 3A. Edizione Candusso, Alessio (I) 2003, ISBN 88-901057-0-4 (204 Seiten; 90 Farbfotos und Mikrozeichnungen vom Autor, 5 Farbtafeln von J.P. Beati und 1 von E. Grilli, italienisch, Schlüssel auch in Englisch).
- Josef Breitenbach, Fred Kränzlin (Hrsg.): Pilze der Schweiz. Beitrag zur Kenntnis der Pilzflora der Schweiz. Band 3: Röhrlinge und Blätterpilze. Teil 1: Strobilomycetaceae und Boletaceae, Paxillaceae, Gomphidiacea, Hygrophoracea, Tricholomataceae, Polyporaceae (lamellige). Mykologia, Luzern 1991, ISBN 3-85604-030-7.
Einzelnachweise
- Paul M. Kirk, Paul F. Cannon, David W. Minter, J.A. Stalpers: Dictionary of the Fungi. 10. Auflage. CABI Europe, Wallingford, Oxfordshire (UK) 2008, ISBN 978-0-85199-826-8 (784 Seiten).
- Eric Strittmatter, Harald Zühlsdorf: Die Gattung Tricholoma. In: fungiworld.com. Pilz-Taxa-Datenbank. 15. August 2009, abgerufen am 17. August 2012 (inkl. Update Nr. 68).