Ricettoarchitektur
Ricettoarchitektur (auch Ricetto-Motiv oder Ricetto-Form) bezeichnet ein architektonisches Motiv, bei dem eine Säule so angeordnet ist, dass sie eine zwischen zwei Mauerteilen eingeengte Stellung einnimmt (italienisch ricetto – Behältnis, Zuflucht, Zwinger).[1] Eine solche Ricetto-Säule kann sowohl tragend als auch nicht-tragend ausgeführt sein.
Eines ihrer frühesten dokumentierten Beispiele begegnet am Grabbau der Annia Regilla (sogenannter Tempel des Deus Rediculus) in Rom (nach 160 n. Chr.). Abgesehen von der Baukunst des Mittelalters, wird sie erst wieder von Michelangelo in der Biblioteca Laurenziana in Florenz angewandt.[2]
Im Festungsbau wird das zwischen zwei Wehrmauern oder als Wehrmauern dienenden Gebäuden gelegene Areal (Zwinger) im Italienischen als ricetto bezeichnet. Im Mittelalter wurden ganze Dorfplätze so bebaut, dass sie sich im Verteidigungsfall als Zwinger eigneten (bekannt ist vor allem der Ricetto di Candelo[3]).
Literatur
- Silvia Catitti: Michelangelo e la monumentalità nel ricetto : progetto, esecuzione e interpretazione. In: Michelangelo architetto a San Lorenzo. Florenz 2007, S. 31–40.
- Thomas Gronegger: Das Ricetto der Biblioteca Laurenziana. Wien 1997.
- Wolfgang Liebenwein: Un 'antiquarium' per la Biblioteca Laurenziana? Riflessioni sul 'ricetto' di Michelangelo. 1997.
- Helke Kammerer-Grothaus: Der Deus Rediculus im Triopion des Herodes Atticus. Untersuchung am Bau und zu polychromer Ziegelarchitektur des 2. Jahrhunderts n. Chr. in Latium. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Römische Abteilung. Band 81, 1974, S. 182.
Einzelnachweise
- Helke Kammerer-Grothaus: Der Deus Rediculus im Triopion des Herodes Atticus. Untersuchung am Bau und zu polychromer Ziegelarchitektur des 2. Jahrhunderts n. Chr. in Latium. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Römische Abteilung. Band 81, 1974, S. 182.
- Kammerer-Grothaus 1974, S. 182.
- Martin Grassnick (Hrsg.): Il Ricetto di Candelo. Kaiserslautern 1982; Riccardo Rabaglio: Il ricetto di Candelo. Pollone 1995.