Retest-Reliabilität
Retest-Reliabilität (von engl. retest und reliability „Wiederholungsprüfungs-Zuverlässigkeit“) allgemein bezeichnet den Grad der Genauigkeit, mit der ein bestimmtes Merkmal durch ein bestimmtes Testverfahren in der Psychologie wiederholt gemessen wird. Im engeren Sinn bezeichnet sie den Grad der Übereinstimmung der Testergebnisse bei denselben Probanden und mit demselben Test bei mehreren Wiederholungsprüfungen. Die Retest-Reliabilität gibt Auskunft über die Zuverlässigkeit psychometischer Tests.[1]
Reliabilitätsmessungen
Allgemein ist die Reliabilität („Zuverlässigkeit“) ein Oberbegriff für eine Reihe von Konzepten, die jeweils nur bestimmte Aspekte der Messgenauigkeit betreffen. Der Wert für die gemessene Reliabilität wird durch den Korrelationskoeffizienten der beiden Testungen ausgedrückt (erwünscht sind Reliabilitäten größer als 0,80).
Beim Retest-Reliabilität-Verfahren wird der gleiche Test denselben Versuchspersonen zu verschiedenen Zeitpunkten dargeboten. Die Ergebnisse der ersten und zweiten Messung werden korreliert und es wird geprüft, wie hoch die Konstanz der Ergebnisse der zu messenden Eigenschaft ist. Die Retest-Reliabilität gibt den Grad der Übereinstimmung an.
Problematisch ist eine Reliabilitätsmessung mit Hilfe der Retest-Reliabilität deshalb, weil die Stabilität des gemessenen Merkmals vorausgesetzt wird. Dabei sind daher die mit dem Test einhergehenden Erinnerungs-, Lern- oder Übungseffekte der Ergebnisse zu berücksichtigen, etwa der Lerneffekt bei Intelligenztests. Das Zeitintervall zwischen den Messungen muss also groß genug sein, um Gedächtniseffekte auszuschließen, gleichzeitig aber kurz genug, um Merkmalskonstanz zu gewährleisten. Zu berücksichtigen ist ferner, dass mit der Retest-Reliabilität keine systematischen, versuchsbedingten Fehler entdeckt werden können.
Zur Überprüfung der Reliabitität kann das Retest-Verfahren mit anderen Verfahren kombiniert werden, etwa mit der Paralleltest-Reliabilität, der Split-Half-Methode und der Berechnung der Internen Konsistenz.[2]
Beispiel
Im Freiburger Einsilbertest z. B. wurden zur Bestimmung der Retest-Reliabilität für Hörtests das Sprachverstehen für 20 Testlisten bei 4 verschiedenen Lautstärkepegeln mit einer Gruppe von 30 normalhörenden Probanden bestimmt und nach einem Zeitraum von 7 bis 9 Monaten wiederholt. Die Test-Retest-Reliabilität betrug in dieser Messreihe zwischen 13 Prozentpunkten bei einem Sprachverstehen von 95 % und 24 Prozentpunkten bei einem Sprachverstehen von 39 %. Die Messungenauigkeit konnte mithilfe der Binomialverteilung abgeschätzt werden.[3]
Einzelnachweise
- Dorsch – Lexikon der Psychologie Stichwort Retest. Abgerufen am 5. November 2021
- Markus Bühner, Matthias Ziegler: Statistik für Psychologen und Sozialwissenschaftler. 2., aktualisierte und erweiterte Edition 2017, S. 371 ff.
- Winkler, A., Holube, I. Test-Retest-Reliabilität des Freiburger Einsilbertests. HNO 64, 564–571 (2016). Online Abgerufen am 5. November 2021