Residuallast
Der Begriff Residuallast (lat. residuum „Rest“), auch Restlast, bezeichnet im Rahmen der elektrischen Energietechnik die in einem Stromnetz nachgefragte elektrische Leistung (Last) abzüglich des Anteils fluktuierender Einspeisung von dargebotsabhängigen Erzeugern wie z. B. Windkraft- oder Photovoltaikanlagen. Sie stellt die Restnachfrage an elektrischer Leistung dar, welche von den übrigen Kraftwerken wie Speicherkraftwerken und kalorischen Kraftwerken wie Gaskraftwerken sowie Kohle- und Kernkraftwerken, gedeckt werden muss (siehe Kraftwerksmanagement). Gibt es dabei ein zu geringes Angebot an regelbarer Kraftwerksleistung, führt ungedeckte Residualleistung im Extremfall zu Lastabwurf, welcher sich in Form von Stromausfällen für den Stromverbraucher bemerkbar macht.[1]
Die Residuallast R zu einem bestimmten Zeitpunkt berechnet sich aus der von allen Verbrauchern in Summe nachgefragten momentanen Leistung N und dem zu einem Zeitpunkt unbeeinflussbar vorhandenen Anteil an angebotener Leistung aus fluktuierenden erneuerbaren Energien FEE wie folgt:[2]
Residuallastschwankungen
Die Residuallast ist abhängig vom räumlichen Betrachtungsgebiet (z. B. Versorgungsgebiet eines Netzbetreibers). Über größere Gebiete ergeben sich Ausgleichseffekte, dabei nehmen die Übertragungsverluste im Stromnetz zu. Netzausbau, das heißt die Behebung von Netzengpässen, ermöglicht einen besseren überregionalen Ausgleich.[2]
Saisonale Schwankungen – bei der Photovoltaik sind die Sommererträge hoch, bei Windkraft sind die Wintererträge hoch – wirken sich auf die Residuallast aus.[3]Die Residuallast zeigt über den Tag wie über das Gesamtjahr eine sehr starke Struktur (siehe Bild oben). Innerhalb eines Tages können Residuallastwerte für den Versorgungsbereich Deutschland bei einer Maximallast von 85 GW um bis zu 70 GW schwanken, .[1]
Zeitlich starke Schwankungen der Residualleistung können verbraucherseitig durch Laststeuerung vermindert werden, indem der Strombedarf von Stromkunden, ähnlich wie bei Lastabwurfkunden, dem Angebot der fluktuierenden Einspeisung angepasst wird. Weitere künftige Möglichkeiten stellen auch der Ausbau von Speichertechnologien, zentrale Pumpspeicherkraftwerke, lokale (dezentrale) Energiespeicher oder auf Akkumulatoren basierenden unterbrechungsfreien Stromversorgungen (USV) dar.
Einzelnachweise
- Adolf J. Schwab: Elektroenergiesysteme. Erzeugung, Transport, Übertragung und Verteilung elektrischer Energie. 5. Auflage. Springer Vieweg, 2017, ISBN 978-3-662-55315-2, Kapitel 2.1.2 Energiewende, S. 21 – 33.
- Was ist die Residuallast? Next Kraftwerke, abgerufen am 9. März 2017.
- Stromversorgung in Deutschland nach dem Ausbauszenario der Erneuerbaren-Energien-Branche. (Nicht mehr online verfügbar.) IWES, Dezember 2009, archiviert vom Original am 20. Januar 2012; abgerufen am 25. Februar 2012.