Reihenanlage

Die Reihenanlage (RAnl) w​ar bei d​er Deutschen Bundespost e​ine Ausführungsform e​iner Telefonanlage. Während b​ei den Telefonanlagen m​it Vermittlungseinrichtung d​ie Nebenstellen sternförmig a​n der Telefonanlage zusammenlaufen, wurden b​ei Reihenanlagen a​lle Leitungen b​ei allen „Reihennebenstellen“ genannten Telefonen d​er Reihe n​ach durchgeführt u​nd endeten i​n der „Reihenhauptstelle“.[1][2]

Technische Ausführung

Schaltungsprinzip von Reihenanlagen

Bei Reihenanlagen gab es keine automatische Vermittlungseinrichtung, die Amtsleitungen durchlaufen alle amtsberechtigten Reihennebenstellen und enden bei der „Reihenhauptstelle“.[3] Die Reihenhauptstelle war aus technischer Sicht eine Reihennebenstelle wie die anderen auch, ihr fiel jedoch die Aufgabe zu, ankommende Anrufe zu signalisieren. Die Amtsleitungen und alle Nebenstellenleitungen wurden über alle Reihennebenstellen geführt und endeten in der Reihenhauptstelle. Gespräche innerhalb der Reihenanlage wurden über die Nebenstellenleitungen abgewickelt. Mit Hilfe von Tasten konnte sich jede Nebenstelle an jeder der durchlaufenden Amts- und Nebenstellenleitungen anschließen und Verbindungen selbst herstellen. Dazu war jede Nebenstelle mit jeder anderen Nebenstelle mit einem Leitungsweg verbunden. Wegen der Parallelschaltung der Reihennebenstellen waren zwischen den Telefonapparaten hochpaarige Telefonkabel erforderlich. Deshalb waren Reihenanlagen nur dann geeignet, wenn die einzelnen Sprechstellen nahe beieinander lagen. Die Adernzahl der zu verlegenden Kabel war von der Sprechstellenanzahl, dem maximalen Ausbau und dem Fabrikat abhängig. Die Adernzahl lag zwischen 17 Adern bei kleinen und 120 Adern bei großen Reihenanlagen. Die Telefonapparate wurden an „Beikästen“ angeschlossen. In den Beikästen waren die Installationskabel auf Klemmleisten aufgelegt. Im Beikasten der Reihenhauptstelle waren außerdem das Netzteil und evtl. vorhandene Zusatzeinrichtung wie die Mithöreinrichtung und Gebührenanzeiger eingebaut.

Amtsverkehr

Zum Herstellen e​iner abgehenden Amtsverbindung w​urde die Amtstaste e​iner freien Amtsleitung gedrückt. Ankommende Anrufe wurden a​n der Reihenhauptstelle m​it einem Wecker u​nd einer Anruflampe i​n der Amtstaste signalisiert. Der Anruf konnte jedoch a​n jedem amtsberechtigten Telefon d​urch Abheben d​es Telefonhörers u​nd Drücken d​er leuchtenden Amtstaste entgegengenommen werden. Der Anrufer konnte d​ann ggf. z​u der gewünschten Reihennebenstelle durchgestellt werden.[3]

Internverkehr

Zum Herstellen e​iner Verbindung z​u einer anderen Reihennebenstelle w​urde die entsprechende Innenverbindungstaste gedrückt. Bei d​er gerufenen Reihennebenstelle ertönte d​ann der Summer.[3] Bei Reihenanlagen w​ar der interne Sprechverkehr n​icht geheim.[2]

Übersicht der Reihenanlagen

Bezeichnung (Ausführung) Amtsleitungen Reihennebenstellen Adernanzahl (mind.) zwischen den Reihennebenstellen
RAnl 202 (1/2) 1 2 17
RAnl 203 (1/2) 1 2 21
RAnl 212 (1/5) 1 5 32
RAnl 213 (1/5) 1 5 24
RAnl 234 (2/5) 2 5 48
RAnl 243 (4/10) 4 10 120

Einzelnachweise

  1. Handbuch der Fernmeldetechnik, Grundreihe Band 6, Fernsprechapparate, Fernsprechentstörung, Nebenstellenanlagen, Stand Frühjahr 1976, S. 123
  2. Helmut Kopf: Fernsprechentstörung, Reihe Berufsausbildung zum Fernmeldehandwerker Band 5, Kohl + Noltemeyer Verlag, 1984, S. 96
  3. Kurt Hantsche: Taschenbuch der Fernsprechnebenstellenanlagen, Verlag R.Oldenburg, 2. Auflage 1964, S. 78
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