Römerbad-Hotel
Das Römerbad-Hotel war in der wilhelminischen Epoche ein luxuriöses Hotel in der deutschen Reichshauptstadt Berlin, das mit einem Badebetrieb verbunden war. Es lag an der Verlängerten Zimmerstraße Nr. 4–5 (heute: Niederkirchnerstraße) und existierte in dieser Form nur kurze Zeit von 1888 bis 1891.
Neuer Baugrund
Ende der 1880er Jahre wurde die Berliner Zimmerstraße (siehe Karte) nach und nach verlängert und auf diese Weise durch den bisherigen Garten des Prinz-Albrecht-Palais an der Wilhelmstraße eine Verbindung zum Anhalter Bahnhof und zur Königgrätzer Straße geschaffen. An dem zunächst als Verlängerte Zimmerstraße bezeichneten neuen Straßenstück entstanden dadurch eine Reihe wertvoller Baugrundstücke. Hier wurden u. a. das Völkerkundemuseum und das Kunstgewerbemuseum angesiedelt.
Auf den Grundstücken Nr. 4–5 (später als Nr. 9 bezeichnet) wurde ein luxuriöses Bad mit einem angeschlossenen Hotel errichtet: das Römerbad mit dem Römerbad-Hotel. Von ihrem Grundkonzept her entsprach diese Anlage den heutigen Fitness-Hotels verbunden mit einer medizinischen Einrichtung, befand sich jedoch nicht in einer idyllischen Lage auf dem Land, sondern in unmittelbarer Nähe wichtiger Berliner Bahnhöfe, des Anhalter und des Potsdamer Bahnhofs. Während das Römerbad auch für die Berliner selbst zugänglich war, sollte das Hotel Bade- und Kurgäste von außerhalb Berlins anziehen und zugleich reisenden Geschäftsleuten zur Verfügung stehen. Eigentümer des Hotels war zunächst B. Hoffmann, dann August Carl Welcker.[1]
Römerbad
In einer Reklame des Unternehmens von 1888 wurde die Anlage von ihrem ersten Eigentümer Hoffmann als „Sehenswürdigkeit“ bezeichnet und als “grossartigstes, elegantestes, mit allem Comfort ausgestattetes Bade-Etablissement” gepriesen, wobei er besonders auf die Verbindung des Bades mit dem Hotel, einem Restaurant und einem Wiener Café hinwies. Außerdem befanden sich Verkaufsläden in dem Komplex. Das Römerbad bot seinen Kunden die folgenden Bademöglichkeiten einschließlich medizinischer Betreuung durch einen ständig anwesenden Arzt:
- römisch-russische und irische Bäder,
- elektrische, medizinische und Kohlensäure-Bäder,
- Wannen-, Dusch- und Brausebäder,
- eine Massier- und Wasser-Heilanstalt,
- ein medico-mechanisches Institut (mit schwedischer Heilgymnastik)
- ein Inhalatorium,
- eine Dampf-Waschanstalt.
Außerdem wurden Friseurdienstleistungen und kleinere kosmetische Operationen angeboten (vgl. Abbildung).[2]
Römerbad-Hotel
Das Römerbad-Hotel, 1887 auf demselben Grundstück errichtet, war der Versuch, eine medizinische Badeanstalt mit einem luxuriösen Hotelbetrieb zu verbinden. Das Hotelgebäude wurde jedoch schon 1891 an den Rittergutsbesitzer von Westernhagen verkauft. Römerbad und Römerbad-Hotel erwarb der Hotelier H. Wohlgemuth. Der Badebetrieb wurde (nach einer kurzzeitigen Umbenennung in „Kaiserbad“) eingestellt und in den neuen größeren Hotelbetrieb, der unter dem Namen Vier Jahreszeiten eröffnet wurde, integriert.
Spätere Entwicklung des Standorts
Die Verlängerte Zimmerstraße erhielt 1891 den Namen Prinz-Albrecht-Straße (nach dem nahegelegenen Prinz-Albrecht-Palais). Heute heißt die damalige Prinz-Albrecht-Straße Niederkirchnerstraße. Das Hotel Vier Jahreszeiten wurde ab 1903 unter neuen Besitzern als Hotel Prinz Albrecht fortgeführt. In der Zeit des Dritten Reiches wurde der Hotelkomplex von der SS als Standort genutzt. Das „SS-Haus“ wurde 1943 durch eine Bombe der Alliierten zerstört. Heute befindet sich an dem Standort des ehemaligen Römerbad-Hotels das Gelände der Ausstellungshalle Topographie des Terrors.[3]
Literatur
- Erika Bucholtz: Die Zentralen des nationalsozialistischen SS- und Polizeistaats. Gebäudenutzung und Bauplanung in Berlin 1933–1945. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 52 (2004), H. 12. Auch im Internet: .
- Britta Guski / Ingo Schauermann: Topographie des Terrors. Der Neubau Peter Zumthors auf dem Prinz-Albrecht-Gelände. In: Wolfram Martini (Hrsg.): Architektur und Erinnerung. Verlag Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2000. ISBN 3-525-35420-7. S. 205–230.
- Hasso Noorden: Deutsche Großstadthotels. In: Velhagen & Klasings Monatshefte, Jg. 24, Heft 1, S. 42–55.
- Stiftung Topographie des Terrors (Hrsg.): Geländerundgang. Topographie des Terrors. Geschichte des historischen Orts. 2. durchgesehene Aufl. Berlin 2010. ISBN 978-3-941772-04-5.
- Hans-Christian Täubrich: Zu Gast im alten Berlin. Erinnerungen an die Alt-Berliner Gastlichkeit mit Hotelpalästen, Vergnügungslokalen, Ausflugsgaststätten und Destillen. Verlag Hugendubel 1990. ISBN 3-88034-482-5.
Einzelnachweise
- vgl. die Einträge im Berliner Adressbuch (Online-Ausgabe) der Jahre 1888 (S. 2022), 1890 (S. 1453 und 2005) und 1891 (S. 2210).
- Aus dem Berliner Adressbuch von 1888, S. 1316 der Online-Ausgabe.
- vgl. Stiftung Topographie des Terrors (Hrsg.): Geländerundgang. Topographie des Terrors. Geschichte des historischen Orts. Berlin 2010. S. 24–25.