Psili Korfi (Giouchtas)
Psili Korfi (griechisch Ψηλή Κορφή[1] = hoher Gipfel) ist mit 811 Meter die höchste Erhebung des Höhenzugs Giouchtas, wenige Kilometer westlich von Archanes, auf der griechischen Insel Kreta. Auf dem höchsten Punkt befinden sich die Ruinen eines minoischen Gipfelheiligtums und eine Sendeanlage.
Psili Korfi | ||
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Altar des minoischen Heiligtums unterhalb des Gipfelsteins | ||
Höhe | 811 m | |
Lage | nahe Archanes; Iraklio, Kreta (Griechenland) | |
Gebirge | Giouchtas | |
Koordinaten | 35° 14′ 24″ N, 25° 8′ 39″ O | |
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Besonderheiten | Minoisches Bergheiligtum, Sendestation |
Gipfelheiligtum
Überlieferung und Erforschung
In der Antike glaubten die Kreter, dass sich auf dem Giouchtas das Grab des Gottes Zeus befände. Hierfür wurden sie von den übrigen Griechen, die an die Unsterblichkeit der Götter glaubten, als Lügner bezeichnet.[2] Der Geschichtsschreiber Michael Psellos berichtete im 11. Jahrhundert n. Chr., dass sich auf dem Giouchtas ein Steinhaufen befand, den er für das Grab des Zeus hielt.
Im 19. Jahrhundert berichteten viele Reisende von Gebäuderesten auf dem Gipfel. 1894 besuchte Arthur Evans erstmals den Psili Korfi. Ende des 19. Jahrhunderts bestieg Antonio Taramelli den Giouchtas und fertigte eine Skizze der kyklopischen Mauer auf dem Berg an.[3] 1909 kehrte Evans zurück und führte Ausgrabungen durch und entdeckte das Gipfelheiligtum. 1952 wurde auf dem Gipfel eine OTE-Sendestation errichtet und ein Teil der archäologischen Stätte zerstört. Von 1974 bis 1992 wurden Grabungen unter der Leitung der Archäologin Alexandra Karetsou durchgeführt.
Geschichte
Das erste Heiligtum auf dem Psili Korfi wurde zu Beginn der Mittelminoischen Periode (MM I A, ca. 2000 v. Chr.) errichtet. Zu dieser Zeit wurde vermutlich auch die 735 Meter lange, 3 Meter dicke und 3,50 Meter hohe kyklopische Umfassungsmauer erbaut, die eine Fläche von etwa 25.000 m² umgibt. Man fand jedoch einen Opfertisch vom Übergang von der mittelminoischen zur spätminoischen Zeit (MM III / SM I, um 1600 v. Chr.) in der Mauer verbaut, weshalb manche Forscher den Bau in diese Zeit verlegen. Eine gepflasterte Straße führte von Knossos zum Heiligtum Anemospilia am nördlichen Fuße des Giouchtas und von dort weiter zum Psili Korfi.
Während alle anderen bekannten Gipfelheiligtümer nach ihrer Zerstörung durch ein Erdbeben in der letzten Phase der Mittelminoischen Zeit (MM III A, um 1700 v. Chr.) aufgegeben wurden, bestand dieses weiter. Zu dieser Zeit errichtete man 75 Meter nördlich am Ort Alonaki (griechisch Αλώνακι = kleine Tenne) ein Empfangsgebäude. Um 1600 v. Chr. (MM III B) wurde das Heiligtum ein zweites Mal zerstört. Das Heiligtum wurde jedoch bis in spätgeometrische Zeit weiter genutzt.
Beschreibung
Den heiligen Bezirk erreichte man in der Antike von Norden. 75 Meter nördlich der Umfassungsmauer in 730 Meter Höhe am Ort Alonaki, auch Sopata genannt, erreichte man ein Empfangsgebäude (F). In dem Gebäude wohnten die Priester des Heiligtums und verwahrten dort die für den Kult benötigten Utensilien. Die Reste eines Töpferofens und Bruchstücke von Töpferscheiben zeigen, dass es hier auch eine Töpferwerkstatt gab. In der Nähe gab es eine Quelle.
Die Umfassungsmauer (A) ist heute eingestürzt. Ihr Verlauf kann jedoch noch größtenteils anhand den Steinmassen nachverfolgt werden. Es wird vermutet, dass die Ecken durch Bastionen verstärkt waren. Das Tor (B) befand sich im Norden.
Südlich der Sendestation (C) befindet sich das eigentliche Heiligtum (E). Hier wurde eine Muttergottheit, die gelegentlich auch als Große Göttin bezeichnet wird, verehrt. Auf dem höchsten Punkt gibt es eine 9 Meter tiefe Erdspalte. In diese wurden Opfergaben geworfen und Trankopfer gegossen. Südwestlich fand man einen gestuften Altar. Neben diesem entdeckte Evans einen Kernos, ein Steingefäß mit Mulden für Opfergaben. In der Nähe fand er einen Hort bestehend aus 2 großen und 32 kleinen Doppeläxten.
Die unterste Schicht, die aus der ältesten Zeit (MM I A) datiert, bestand aus grauer Asche, die von Brandopfern stammte. Zu dieser Zeit gab es hier ein Freiluftsanktuar und Gebäude aus vergänglichem Material. Später (MM III) wurde auf dem höchsten Punkt ein Steingebäude errichtet, dass über eine Rampe von Südosten zugänglich war. Man betrat erst einen Vorraum. Von diesem gelangte man nördlich in einen weiteren Raum und östlich in einen langgezogenen Raum. Östlich des langgezogenen Raumes gab es fünf fast gleich große Räume, die sich von Süd noch Nord aneinander reihten.
Literatur
- Sir Arthur Evans: The Palace of Minos at Knossos. Band 1. London 1921, S. 151–163 (archive.org [abgerufen am 29. Dezember 2014]).
- Alexandra Karetsou: Peak Sanctuary of Mt. Juktas. In: Sanctuaries and Cults in the Aegean Bronze Age. Stockholm 1981, S. 137–153 (academia.edu [abgerufen am 29. Dezember 2014]).
- Ingeborg Witzmann: Bronzezeitliche feststehende Altäre auf Kreta. Diplomarbeit, Universität Wien 2009, S. 57–61 (PDF; 28,2 MB)
- Alexandra Karetsou: Two Stone Kernoi from the Juktas Peak Sanctuary. In: Philistor. Studies in Honor of Costis Davaras. Philadelphia 2012, S. 81–96 (academia.edu [abgerufen am 29. Dezember 2014]).
- Alexandra Karetsou: The Middle Minoan III building complex at Alonaki, Juktas. In: Creta Antica. Band 13, 2012, S. 83–107 (academia.edu [abgerufen am 29. Dezember 2014]).
- Alexandra Karetsou: The Middle Minoan III building at Alonaki, Juktas. In: Intermezzo. Intermediacy and Regeneration in Middle Minoan III Palatial Crete. 2013, S. 72–91 (academia.edu [abgerufen am 29. Dezember 2014]).
Einzelnachweise
- Jannis Sakellarakis, Efi Sapouna Sakellaraki: Αρχάνες. Athen 1991, ISBN 960-213-235-3, S. 136.
- Kallimachos von Kyrene, Hymnen, I,V,8−9
- Antonio Taramelli: Ricerche archeologiche cretesi. In: Monumenti antichi. Band 9. Rom 1899, S. 350 (uni-heidelberg.de [abgerufen am 19. November 2014]).
Weblinks
- Juktas Peak Sanctuary. Minoan Crete, 20. Mai 2016, abgerufen am 14. November 2016 (englisch).