Pressluftlokomotive
Pressluftlokomotiven oder Druckluftlokomotiven sind Kolbenlokomotiven, die in Hochdruckflaschen Pressluft für ihren Betrieb mitführen. Früher wurden sie als Grubenlokomotive vor allem im Kohlebergbau unter Tage oder in der chemischen Industrie eingesetzt, weil zu ihrem Betrieb kein Feuer nötig ist und sie deshalb auch in zündfähigen Umgebungen eingesetzt werden können.
Pressluftlokomotiven müssen an dafür vorgesehenen Stationen wieder mit Pressluft versorgt werden. Wegen der beengten Einsatzverhältnisse werden Pressluftlokomotiven meist als Schmalspur-Fahrzeuge ausgeführt.
Geschichte
Anfangs des 19. Jh. schlug ein Hr. Baader aus München eine Druckluftlokomotive vor. Der Vorschlag wurde 1833 von Henschel & Sohn in Kassel umgesetzt.[1]
Der Erfinder Antoine Andraud und der Chemiker Cyprien Marie Tessié du Motay aus Paris bauten 1839 ein Fahrzeug mit Druckluftantrieb, das im Juli 1840 Probefahrten zwischen Paris und Versailles ausführte, allerdings ohne Wagen zu ziehen.[1][2] Das Fahrzeug verfügte aber bereits über eine Hitzkasten genannte Vorrichtung für die Erwärmung der Luft beim Druckminderer,[3] sodass die beim Entspannen der Druckluft entstehende Verdunstungskälte kein Eis in den Zylindern bilden sollte.[4] Das Versuchsfahrzeug hatte einen 500 Liter-Luftbehälter, der mit 16 atm Druckluft geladen wurde, die auf 4 atm entspannt wurde, bevor sie den Zylindern zugeführt wurde. Bei einer Versuchsfahrt mit acht Personen auf dem Wagen schaffte es dieser nur 1000 m weit, bevor die Druckluft aufgebraucht war. Die mittlere Geschwindigkeit betrug 10 französische Meilen in der Stunde, was 39 km/h entspricht.[3]
1850 baute Andraud eine Lokomotive[4] für 100 atm Kesseldruck. Der Druck konnte aber nicht erreicht werden, weil keine geeigneten Antriebsmaschinen für die Kompressoren zur Verfügung standen und diese deshalb von Hand angetrieben werden mussten.[5]
Galerie
- Druckluft-Lokomotive für den Bau des Gotthardtunnels
- Druckluft-Lokomotive für den Bau des Simplon-Tunnels
- Druckluft-Lokomotive am Bergbaumuseum in Bochum
- Pressluftlokomotive (Grubenlokomotive)
Siehe auch
- Natronlokomotive
- Gasexpansionsmotor
- Dampfspeicherlokomotive bzw. Feuerlose Lokomotive
Literatur
- Victor von Röll: Preßluftlokomotiven (Lexikoneintrag). In: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Auflage, Urban & Schwarzenberg, Berlin/ Wien 1912–1923. 1923, abgerufen am 5. März 2019.
Weblinks
- Tryckluftdrivna lok i Sverige. In: kalderen.net. Abgerufen am 12. Februar 2021 (schwedisch).
Einzelnachweise
- A.L. Crelle: Mémoire sur les différentes manières de se servir de l'élasticité de l'air atmosphérique comme force motrice sur les chemins de fer. In: Journal für die reine und angewandte Mathematik. Duncker und Humblot, 1846, S. 20 (google.com [abgerufen am 8. Januar 2020]).
- Antoine Andraud, Cyprien Marie Tessié du Motay: De l'air comprimé et dilaté comme moteur, ou des forces naturelles, recueillies gratuitement et mises en réserve. 2. Auflage. Guillaumin, Paris 1840 (bnf.fr [abgerufen am 8. Januar 2020]).
- Über verschiedene Eisenbahnsysteme. In: Allgemeine Bauzeitung Wien. 1846, 2. Anwendung komprimierter Luft als bewegende Kraft. System Andraud, S. 16–18 (google.cz [abgerufen am 8. Januar 2020]).
- HEFTI: Dampf-Strassenbahnen. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-0348-6512-8, Druckluft-Lokomotiven und Druckluft-Triebwagen, S. 68 ff. (google.com [abgerufen am 8. Januar 2020]).
- Alexander Huber: Technische, ökonomische und ökologische Analyse alternativer Antriebstechniken: Case Study: Das druckluftbetriebene Fahrzeug Aircar von MDI. diplom.de, 2004, ISBN 978-3-8324-8442-2, S. 48 (google.de [abgerufen am 8. Januar 2020]).