Prager Plempe
Die Prager Plempe war eine studentische Fechtwaffe, die nur über einen kurzen Zeitraum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Austragung von Mensuren bei den deutschsprachigen Studenten in Prag Verwendung fand. Sie kann am ehesten mit einem Glockenschläger ohne Steg[1] verglichen werden.
Das Wort Plempe bezeichnete in der deutschen Sprache etwa seit dem 18. Jahrhundert einen Säbel. Heute wird es umgangssprachlich (korporationsstudentisch) für den Korbschläger verwandt.
Beschreibung
Als Prager Besonderheit bestand diese Waffe aus einer Schlägerklinge und einem "französischen" Säbelkorb. Als französischer Säbel wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Österreich der österreichische Muschelsäbel bezeichnet. Vergleichende Untersuchungen[2] haben ergeben, dass die Schlägerklinge in die Körbe österreichischer Kavalleriesäbel Modell M 1850 und vermutlich ab 1869 in Modell M 1861 gezogen wurde. Entstanden ist diese Kombination durch den Anfang der 1860er Jahre in Prag unterrichtenden französischen Fechtmeister Le Gros. Dieser weigerte sich, akademisches Schlägerfechten zu unterrichten, so dass auf Basis des von Le Gros weiterhin vermittelten französischen Säbelfechtens der deutsche Stil nach bestem Wissen kopiert wurde. Hierfür verwendete man den gewohnten Säbelkorb und zog eine gerade Schlägerklinge ein. Unterstützt wurde die Entwicklung durch enge Beziehungen einiger Korporationen zu Glockenschläger fechtenden Korporationen, was auch fast zu einer Einführung des Glockenschläger als Prager Commentwaffe geführt hätte. Das dort jedenfalls verwendete vergleichsweise offene Gefäß ähnelte dem Säbelgefäß und erlaubte eine Übertragung des Fechtstils und wohl auch die Nutzung gleicher Bandagen. Dies führte auch dazu, dass in einigen Fällen die Hälfte jeder Mensur mit Glockenschläger und die andere Hälfte mit Plempe gefochten wurde. Das Ende der Plempe kam durch den Wechsel des Fechtmeisters Hergsell nach Prag, der dort auch im Korbschläger unterrichtete sowie durch den aufgrund überörtlicher Zusammenschlüsse bedingten Zwang zum Korbschläger als einheitliche altösterreichische Commentwaffe.
Die erste historisch belegte Mensur auf "Prager Plempe" wurde am 6. Juni 1861 zwischen den Studenten Troeger (Burschenschaft Albia) und Liberda (Burschenschaft Carolina) gefochten. Schon wenige Jahre später schafften die Prager Corps die Plempe ab und führten im Jahre 1877 mit einer Partie zwischen Neuwirth (Corps Austria) und Eckstein (Corps Moldavia)[3] den Korbschläger ein. Die Prager Burschenschaften taten dies im Jahre 1880.[4]
Siehe auch
Einzelnachweise
- Harmann, Die Prager Plempe, Kap. B.2. (das Buch ist ohne Seitenzahlen, deshalb wird nach Kapiteln zitiert)
- Bernd-G. Harmann: Die Prager Plempe. Bestandsaufnahme und Versuch einer Rekonstruktion (= Arbeit zur Erlangung des Grades eines Fechtmeisters VdF), Hamburg (Privatdruck) 1995, Kap. C., insbes. C.5.a.)
- Diese Partie ist durch einen Bericht des „rasenden Reporters“ Egon Erwin Kisch über „Alt-Prager Mensurlokale“ sogar in die Weltliteratur eingegangen (vgl. E. E. Kisch, Aus Prager Gassen und Nächten, Berlin, Weimar, 5. Aufl. 1992, S. 172, 397)
- von Portheim (Teutonia) mit Gerson (Hilaria; ab Juni 1880 "Alemannia"); Egon Erwin Kisch: Gesammelte Werke in Einzelausgaben: Bd. 1 Aus Prager Gassen und Nächten. Prager Kinder. Die Abenteuer in Prag. Aufbau Verlag 1968, S. 188; "Einst und Jetzt" Bd. 21–23, 1976, S. 107
Literatur
- Bernd-G. Harmann: Die Prager Plempe. Bestandsaufnahme und Versuch einer Rekonstruktion (= Arbeit zur Erlangung des Grades eines Fechtmeisters VdF), Hamburg (Privatdruck) 1995
- Peter Reeh: Mensur auf Prager Plempe um 1877. Zur Geschichte und Rekonstruktion eines verschollenen Ölgemäldes. In: Einst und Jetzt. Jahrbuch 2005 des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung. 50, 2005, ISSN 0420-8870, S. 153–159.