Präferenz
Präferenz (von lateinisch prae-ferre „vorziehen“) bezeichnet in den Wirtschaftswissenschaften einerseits das Phänomen, dass Menschen immer dieselbe Auswahl unter mehreren wählbaren Produkten oder Dienstleistungen treffen; andererseits die Vorliebe, die ein Marktteilnehmer als Verbraucher oder als Unternehmer für etwas hat.
Allgemeines
Wenn jemand grundsätzlich lieber ins Kino geht als ins Theater, dann präferiert er das Kino gegenüber dem Theater. Die Verstetigung der Wahlentscheidung ist ein wesentliches Element einer Präferenz. Umstritten ist allerdings, wieweit ein Anbieter seine Präferenzen zur Geltung bringen darf (etwa in Form einer Unterscheidung zwischen „erwünschten“ und „unerwünschten“ Gästen am Eingang zu seiner Diskothek); s. a. Preisdiskriminierung#Preisdifferenzierung 3. Ordnung: Segmentierung. Hier stehen sich Hausrecht und Diskriminierungsverbot gegenüber.
Volkswirtschaftslehre
In der Volkswirtschaftslehre erklärt man das individuelle Verhalten oft durch Präferenzen und Handlungsbeschränkungen. Hiernach wählen Individuen aus einer vorgegebenen Menge möglicher Alternativen das präferierte Element.
Außerdem kennt die Volkswirtschaftslehre im Rahmen der Lehre vom vollkommenen Markt räumliche, zeitliche, sachliche und persönliche Präferenzen. Das Fehlen solcher Präferenzen kennzeichnet homogene Güter. Um einen vollkommenen Markt handelt es sich, wenn nur ein homogenes Gut getauscht wird, keine Präferenzen vorliegen, jeder Marktteilnehmer über vollkommene Information (Markttransparenz) verfügt und sofort auf Änderungen der Marktvariablen reagieren kann.
Betriebswirtschaftslehre
Auch in der Betriebswirtschaftslehre kennt man räumliche, zeitliche, sachliche und persönliche Präferenzen. Zu den persönlichen Präferenzen gehören etwa die Attribute Beratung, Stammkunde oder Werbung, zeitliche sind Öffnungszeiten oder Lieferfristen, als sachliche sind Produktqualität, Serviceunterschiede oder Markttransparenz zu nennen, und räumliche Präferenzen sind Standortvorteile oder der Punktmarkt.[1] Diese Präferenzen wirken sich im Rahmen der Preispolitik auf die Preisbildung aus, weil ein Unternehmen, zu dem Kunden mindestens eine Präferenz besitzen, einen so genannten monopolistischen Bereich aufweisen (monopolistische Konkurrenz), in welchem sie Preise variieren können, ohne dass sich dies – präferenzbedingt – auf den Umsatz auswirkt. Kunden sind wegen der Präferenzen bereit, ihre Preissensibilität aufzugeben.
Handelspolitik
In der Handelspolitik werden tarifäre Begünstigungen als Präferenzzollsatz bezeichnet.
Marketing
Eine Präferenz-Strategie ist eine Marketing-Strategie, bei der die Erzeugung eines besonderen Markenimages im Vordergrund steht. Wenn das gelingt, kann die Absatzmenge des Produktes steigen und/oder der Preis erhöht werden. Es gibt auch Produkte, bei denen der Absatz steigt, weil der Preis gestiegen ist (siehe Snobeffekt).
Soziologie
In der Soziologie werden Präferenzen häufig über die individuelle Sozialisation erklärt.
Die Soziale Produktionsfunktion ist ein soziologisches Konzept des Soziologen Siegwart Lindenberg mit dem Ziel, eine Erklärung für die Art der Präferenzen von Menschen zu geben.
Messung
Zur Messung von Präferenzen wurde eine Reihe von Verfahren entwickelt. Grundsätzlich ist hierbei zwischen direkten und indirekten Verfahren zur Präferenzmessung zu unterscheiden. Bei der direkten Präferenzmessung werden die Probanden unmittelbar nach ihren Präferenzen für eine bestimmte Alternative (z. B. eine politische Partei, ein Produkt) befragt. Im Gegensatz dazu werden die Probanden bei der indirekten Präferenzmessung nicht direkt zu einer einzelnen Alternative befragt, sondern die Präferenzen der Probanden werden indirekt auf Basis von zum Beispiel Auswahlentscheidungen zwischen verschiedenen Alternativen (z. B. mehrere politische Parteien, mehrere Produkte) berechnet. Die Methoden zur Präferenzmessung lassen sich weiterhin danach unterscheiden, ob sie in einem hypothetischen oder einem so genannten anreiz-kompatiblen (d. h. realen) Kontext durchgeführt werden. Weiter wird zwischen objektiven, subjektiven und verhaltensbezogenen Messverfahren unterschieden.
Siehe auch
Literatur
- Andreu Mas-Colell, Michael Whinston, Jerry Green: Microeconomic Theory. Oxford University Press, Oxford 1995. ISBN 0-19-507340-1
- Dennis Paschke: Grundlagen der Volkswirtschaftslehre. PD-Verl., Heidenau 2004. ISBN 3-930737-74-4
- Hans-Peter Duric, Die Freihandelsabkommen EG-Schweiz – Die rechtliche Problematik, 3. Auflage, 1998, Freiburg (D)