Postmoderne Literatur
Die Postmoderne Literatur bezeichnet eine Strömung oder gattungsspezifische Form. Der Begriff selbst entstand Ende der 50er Jahre, hat aber keine genauere Begriffsbestimmung erfahren.[1] Ein Grund für die fehlende Definition der postmodernen Literatur ist ihr Rückgriff auf die Moderne.[2]
Geschichte
Der Ausdruck Postmoderne lässt sich bereits 1870 nachweisen. 1959 wies der amerikanische Literaturwissenschaftler Irving Howe auf das niedrige Innovationsvermögen der damaligen zeitgenössischen Literatur zur vorausgegangenen Moderne hin und bezeichnete sie als post modern.[3] Weitere frühe Theoretiker waren der Soziologe Charles Wright Mills und Charles Percy Snow.[4] Leslie Fiedler betrachtete die Ansprüche der literarischen Moderne als gescheitert und sah in der Vermischung von Hochliteratur und Massenkultur die Geburt der Postmoderne, wodurch der Innovationsmangel eine positive Konnotation bekam.[5] 1975 wurde der Terminus auf die Architektur übertragen. Anschließend ging der Begriff auch in die Philosophie ein. Der französische Philosoph Jean-François Lyotard veröffentlichte 1979 die Arbeit La Condition postmoderne. Das Konzept der Postmoderne fand seinen Ursprung in den Werken französischer Theoretiker, wie Jacques Lacan, Roland Barthes, Michel Foucault und Jacques Derrida.[6]
Merkmale
Im Gegensatz zur Klassischen Moderne, die eine Erneuerung der Literatur anstrebte, herrscht in der Postmoderne das Spiel mit der literarischen Tradition vor.[7] Der Innovationszwang und Originalitätsanspruch der Kunst soll durch dieses Spiel unterlaufen werden. Dazu bedient sich der postmoderne Schriftsteller zahlreicher Gestaltungsmittel wie sie in der Klassischen Moderne entwickelt wurden, oder bereits vorher bestanden, zum Beispiel die Intertextualität, Metafiktionalität und Stilmitteln wie des Pastiches, Zitats oder der Collage.
Letztlich soll dadurch ein „ästhetischer Pluralismus“[8] geschaffen werden. Folglich urteilt Martin Klepper: „Die Postmoderne bleibt eklektizistisch“.[9] Eine Epigonalität wird mit Hilfe der Ironie vermieden.[10]
Vertreter der postmodernen Literatur
- Romane
- Flann O’Brien („Auf Schwimmen-zwei-Vögel“, „Der dritte Polizist“, „Aus Dalkeys Archiven“)
- Thomas Pynchon („Die Enden der Parabel“, „Mason & Dixon“)
- Don DeLillo („Sieben Sekunden“, „Unterwelt“)
- Paul Auster („Stadt aus Glas“, „Mond über Manhattan“)
- Umberto Eco (Der Name der Rose, Das Foucaultsche Pendel)
- Fran Ross (Oreo, 1974)
- Italo Calvino (Wenn ein Reisender in einer Winternacht, 1979)
- David Foster Wallace (Unendlicher Spaß, 1996)
- John Fowles (Die Geliebte des französischen Leutnants, 1969)
- Christoph Ransmayr (Morbus Kitahara, 1995)
- Wiktor Pelewin (Omon hinterm Mond, Das Leben der Insekten, Generation P, Buddhas kleiner Finger)
- Patrick Süskind (Das Parfum, 1985)
- Alban Nikolai Herbst (Wolpertinger oder Das Blau 1993, Anderswelt-Trilogie, 1998)
- Jon Fosse (Morgen und Abend, 2000)
- John Barth (Der Tabakhändler, 1960)
- Dimitris Lyacos (Z213: Exit, 2009)
- Giannina Braschi (Unites States of Banana, 2011)
- Roberto Bolaño (2007)
- Lyrik
- Dramen
Literatur
- Falsche Dokumente. Postmoderne Texte aus den USA, hrsg. von Utz Riese, Reclam, Leipzig 1993.
- Wege aus der Moderne: Schlüsseltexte der Postmoderne-Diskussion, hrsg. von Wolfgang Welsch, Akademie, Berlin 1994.
- Uwe Wittstock: Roman oder Leben. Postmoderne in der deutschen Literatur. Reclam, Leipzig 1994, ISBN 3-379-01516-4.
- Reinhard Kacianka (Hrsg.): Krise und Kritik der Sprache. Literatur zwischen Spätmoderne und Postmoderne. Francke, Tübingen u. a. 2004, ISBN 3-7720-8055-3.
- Herbert Grabes: Einführung in die Literatur und Kunst der Moderne und Postmoderne. Die Ästhetik des Fremden. Francke, Tübingen u. a. 2004, ISBN 3-8252-2611-5 (UTB), ISBN 3-7720-3361-X.
- Michaela Kopp-Marx: Zwischen Petrarca und Madonna. Der Roman der Postmoderne. C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52968-2.
- Klaus Birnstiel, Erik Schilling (Hrsg.): Literatur und Theorie seit der Postmoderne. Mit einem Nachwort von Hans Ulrich Gumbrecht. S. Hirzel, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-7776-2259-0.
Einzelnachweise
- Vgl. Gerhard Penzkofer: Postmoderne Lyrik. Lyrik in der Postmoderne Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, S. 7.
- Vgl. Wolfgang Welsch: Unsere postmoderne Moderne. Akademie Verlag, Berlin 2008 S. 45.
- Vgl. Wolfgang Welsch: Was war die Postmoderne und was könnte aus ihr werden? In: Ingeborg Flagge, Romana Schneider (Hrsg.): Die Revision der Postmoderne. Post-Modernism Revisited Junius 2004, S. 33.
- Vgl. Klaus J. Milich: Die frühe Postmoderne. Geschichte eines europäisch-amerikanischen Kulturkonflikts Campus, Würzburg 1998, S. 153.
- Vgl. Wolfgang Welsch: Was war die Postmoderne und was könnte aus ihr werden? In: Ingeborg Flagge, Romana Schneider (Hrsg.): Die Revision der Postmoderne. Post-Modernism Revisited Junius 2004, S. 33.
- Vgl. Christian Gruber: Literatur, Kultur, Quanten. Königshausen & Neumann, Würzburg 2002, S. 108.
- Vgl. Alison Lewis: Die neue Unübersichtlichkeit. Die Lyrik des Prenzlauer Bergs. Zwischen Avantgarde, Ästhetizismus und Postmoderne. In: Henk Harbers (Hrsg.): Postmoderne Literatur in deutscher Sprache. Eine Ästhetik des Widerstands Bd. 49, Rodopi, Amsterdam und Atlanta 2000, S. 275.
- Vgl. Gerhard Penzkofer: Postmoderne Lyrik. Lyrik in der Postmoderne Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, S. 7.
- Martin Klepper: Pynchon, Auster, DeLillo. Die amerikanische Postmoderne zwischen Spiel und Rekonstruktion. Campus, Frankfurt 1995, S. 58.
- Vgl. Thomas Anz: Das Spiel ist aus? Zur Konjunktur und Verabschiedung des „postmodernen“ Spielbegriffs. In: Henk Harbers (Hrsg.): Postmoderne Literatur in deutscher Sprache. Eine Ästhetik des Widerstands Bd. 49, Rodopi, Amsterdam und Atlanta 2000, S. 30.