Pollenzone

Pollenzonen sind durch unterschiedliche Verteilung von Pollen in verschiedenen Tiefen der Ablagerungen in Seen oder Mooren unterscheidbare Zonen. Auf diese Weise lassen sich zeitliche Vegetationsentwicklungen erschließen.

Forschungsgeschichte

Begründet wurde dieser Forschungszweig durch Arbeiten der schwedischen Wissenschaftler Axel Blytt (1876) und Rutger Sernander (1908). Sie unterteilten zunächst nur das Holozän auf Grund von Zersetzungsphasen der Torfe in verschiedenen Tiefen in eine Proto- oder Vorwärmephase, eine meso- oder Wärmephase und eine telokratische oder Nachwärmephase, die sogenannte Blytt-Sernander-Sequenz.

Die Forschungen wurden im Folgenden sowohl in das Spätglazial zeitlich ausgeweitet, als auch durch genauere Analysen der Pollenschichtungen zur eigentlichen Palynologie verfeinert und für verschiedene Bereiche getrennt durchgeführt:

In Schweden führte v. a. Nilsson (1935, 1964) und Lennart von Post (1944) die Arbeiten fort, für Dänemark v. a. Knud Jessen (1935) und Johannes Iversen (1954), für die Britischen Inseln Jessen (1949) und Harry Godwin (1956), für Deutschland Franz Firbas (1949) und Fritz Overbeck (1975).[1]

Einen hervorragenden Überblick über die deutsche Forschungsgeschichte bis in die Gegenwart enthält die Dissertation von Heike Schneider (2002).[2]

Die Palynologie findet mittlerweile weltweit Anwendung.

Arbeitsweise

Mittels eines Hohlkernbohrers werden Bohrkerne aus Mooren oder Seeablagerungen (Sedimenten) gezogen. Diese werden in feinen Schichten aufgeschwemmt und die enthaltenen Pollen sowie mineralische Bestandteile isoliert und ausgezählt.

Bedeutung

Die Palynologie liefert für das jeweilige Untersuchungsgebiet eine Folge von Aussagen über den Pflanzenbewuchs sowie mineralische Einträge, die Rückschlüsse auf das örtliche Klima zulassen (sogenannte Klimaproxies). Die Anzahl der heute verfügbaren Pollendiagramme ist kaum noch überschaubar.

Palynologische Forschungen tragen wesentlich zur bio- und klimatostratigraphischen Gliederung ihres Untersuchungsgebietes bei, sind jedoch wegen ihrer räumlichen und zeitlich beschränkten Gültigkeit für eine kontinentale oder gar globale chronostratigraphische Gliederung ungeeignet.

Darüber hinaus stimmen die Pollenzonen verschiedener Forscher selbst für vergleichbare Regionen oft weder inhaltlich noch zeitlich überein (z. B. existieren um 1000 (!) Jahre unterschiedliche Datierungen für Meiendorf, Älteste Dryas, Bølling, oder das Atlantikum). Dies liegt außer an den örtlich unterschiedlichen Bedingungen an den unterschiedlichsten Datierungsverfahren der letzten Jahrzehnte, die zudem oft unzureichend beschrieben werden, v. a. bei Zitaten aus anderen Quellen.

Beispiel Britische Inseln

Für die Britischen Inseln fand Godwin (1940) folgende Pollenzonen:

ZoneBiostratigraphische UnterteilungZeitraumdominierender PflanzentypArchäologische Periode
IXSubatlantikum500 BC bis heuteAusgedehnte Graslandschaften, Kiefern und Buchenwäldervon der Eisenzeit an
VIIISubboreal3000-500 BCGemischter EichenwaldBronzezeit und Eisenzeit
VIIAtlantikum5500-3000 BCGemischter EichenwaldJungsteinzeit und Bronzezeit
V & VIBoreal7700-5500 BCKiefern- und BirkenwaldMittelsteinzeit
IVPräboreal8300-7700 BCBirkenwaldspäte Altsteinzeit und frühe bis mittlere Mittelsteinzeit
IIIJüngere Dryas8800-8300 BCTundraspäte Altsteinzeit
IIAllerød-Interstadial9800-8800 BCTundra und Park-Tundraspäte Altsteinzeit
IcÄltere Dryas10000-9800 BCTundraspäte Altsteinzeit
IbBølling-Interstadial10500-10000 BCPark-Tundraspäte Altsteinzeit
IaÄlteste Dryas13000-10500 BCTundraspäte Altsteinzeit

Einzelnachweise

  1. Fritz Overbeck: Botanisch-geologische Moorkunde. Unter besonderer Berücksichtigung der Moore Nordwestdeutschlands als Quellen zur Vegetations-, Klima- und Siedlungsgeschichte. Wachholtz Verlag, Neumünster 1975, ISBN 3-529-06150-6.
  2. Heike Schneider: Die spät- und postglaziale Vegetationsgeschichte des oberen und mittleren Werratals. Paläobotanische Untersuchungen unter besonderer Berücksichtigung anthropogener Einflüsse. Cramer in der Gebrüder-Borntraeger-Verlags-Buchhandlung, Berlin u. a. 2006, ISBN 3-443-64315-9 (Dissertationes botanicae, 403; zugleich: Jena, Univ., Diss., 2002).
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