Pestblatt

Pestblätter s​ind eine besondere Erscheinungsform d​es Einblattholzschnitts, d​ie mit i​hren linearen Formen z​u den frühesten Erzeugnissen d​es Holzschnitts zählen.

Pestblatt aus dem 15. Jahrhundert

Geschichte

Unter d​em Eindruck d​er verheerenden Pestepidemien d​es 14. Jahrhunderts h​atte der Bedarf d​er Menschen zugenommen, Bildnisse z​u besitzen, d​ie sie i​n ihrer persönlichen Zwiesprache m​it Gott unterstützten. Die Pestblätter, d​ie während d​es 15. Jahrhunderts entstanden, zeigten zunächst bildliche Darstellungen d​er als Pesthelfer verehrten Heiligen (Maria, Johannes d​er Täufer, Sebastian u​nd Rochus). Nach d​er Erfindung d​es Buchdrucks u​m 1450 d​urch Johannes Gutenberg trugen d​iese Pestblätter a​uch Gebetstexte u​nd später s​ogar medizinische Ratschläge.[1]

Forschung

Der Terminus Pestblatt wurde insbesondere durch die Arbeit der Kunsthistoriker Paul Heitz und Wilhelm Ludwig Schreiber (1855–1932) in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt. Auf Basis ihrer Forschungen entstand die Monographie über 41 Pestblätter des XV. Jahrhunderts, erstmals erschienen 1901 in Straßburg und 1918 in überarbeiteter Form erneut veröffentlicht.[2] Unabhängig von Heitz und Schreiber beschäftigte sich auch Karl Sudhoff mit diesen Frühdrucken, nahm sie in sein Verzeichnis der ersten medizinischen Inkunabeln auf und veröffentlichte weitere Funde im Archiv für Geschichte der Medizin.[3] Im eigentlich Wortsinne des lateinischen pestilentia (Seuche, Epidemie, Pestilenz) werden heute gelegentlich auch Einblattdrucke zu anderen Krankheiten wie Syphilis als Pestblätter bezeichnet.[4]

Literatur

  • Thilo Esser: Pest, Heilsangst und Frömmigkeit. Studien zur religiösen Bewältigung der Pest am Ausgang des Mittelalters. (Münsteraner Theologische Abhandlungen 58) Altenberge 1999.
  • Paul Heitz, Wilhelm Ludwig Schreiber (Hrsg.): Pestblätter des XV. Jahrhunderts. (= Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts, 2) Heitz und Mündel, Straßburg 1901, 2. Aufl. ebenda 1918 (online)
  • Jan Marr: Kriege und Seuchen. Spätmittelalterliche Katastrophen und ihre Reflexion in den deutschen Einblattdrucken von 1460 bis 1520. Universität Trier, 2010. (online)

Einzelnachweise

  1. vgl. Heitz, Schreiber 1918, S. 1ff.
  2. Marr 2010, S. 55
  3. Marr 2010, S. 55
  4. Marr 2010, S. 56
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