Pertinentiv
Der Pertinentiv, auch emphatischer Genitiv, ist die Bezeichnung eines Kasus, der in den tyrsenischen Sprachen (Etruskisch, Lemnisch, Rätisch) verwendet wurde. Es handelt sich dabei um einen Lokativ zum Genitiv.[1][2] Dieser Kasus hat die Funktion, ein Objekt oder ein Individuum sowohl örtlich („im Bereich von X“) als auch zeitlich („zur Zeit von X“) zuzuordnen.
Der Ausdruck Pertinentiv wurde erstmals vom Etruskologen Helmut Rix im Jahre 1984 verwendet.[3] Einige Forscher betrachten den Pertinentiv als Dativ oder als Untergruppe des Lokativs.[4]
Bildung
Der Pertinentiv wird gebildet, indem zur Genitivform (auf -s bzw. -l) die Endung des Lokativs (-i) angefügt wird. Entsprechend den zwei Genitiven im Etruskischen gibt es zwei Pertinentive.
Gen. | Pert. | Urform[5] | |
---|---|---|---|
I. | -(V)s | -(V)si | *-si-i |
II. | -(V)l | -(V)le | *-la-i |
Beispiele
Literatur
- Helmut Rix: La Scrittura e la lingua. In: Mauro Cristofani (Hrsg.): Gli Etruschi. Una nuova immagine. Giunti Martello, Firenze 1984, S. 210–238.
- Helmut Rix: Schrift und Sprache. In: Mauro Cristofani (Hrsg.): Die Etrusker. Belser, Stuttgart 1985, ISBN 3-7630-1676-7, S. 210–238. – Deutschsprachige Version des vorherigen Eintrags.
- Helmut Rix: Rätisch und Etruskisch (= Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft. Vorträge und kleinere Schriften. Band 68). Institut für Sprachwissenschaft der Universität Innsbruck, Innsbruck 1998, ISBN 3-85124-670-5.
Einzelnachweise
- Rix: Rätisch und Etruskisch. 1998. S. 25.
- Roger D. Woodard: The ancient languages of Europe. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2008, ISBN 978-0-521-68495-8, S. 149.
- Rix: La Scrittura e la lingua. 1984. S. 227.
- http://etruskisch.de/stn/grm.htm
- Rix: Rätisch und Etruskisch. 1998. S. 25.
- Rix: Rätisch und Etruskisch. 1998. S. 36.
- Rix: Rätisch und Etruskisch. 1998. S. 36.
- Rix: Rätisch und Etruskisch. 1998. S. 31.
- Thesaurus Inscriptionum Raeticarum: NO-3. Abgerufen am 27. Januar 2016.