Patrick Brontë
Patrick Brontë (* 17. März 1777 in Drumballyroney, Irland; † 7. Juni 1861 in Haworth, Yorkshire) war ein Geistlicher, Autor und Vater von Charlotte Brontë, Branwell Brontë, Emily Brontë und Anne Brontë.
Kindheit und Jugend
Patrick Brontë wurde als erstes Kind von Hugh und Elinor Brunty in Drumballyroney, etwa 40 Kilometer südlich von Belfast geboren. Die Familie gehörte der protestantischen Minderheit in Ulster an. Als Kind besuchte er die Dorfschule und erhielt zusätzlichen Unterricht in Latein und Altgriechisch vom Dorfpfarrer Thomas Tighe, einem Cambridge-Absolventen.
Studium
1802 trat der 25-jährige Patrick sein Studium am St. John’s College in Cambridge an. Er änderte die Schreibweise seines Familiennamens von Brunty in Brontë. Grund war seine Verehrung für Admiral Nelson, der vom sizilianischen König Ferdinand 1799 symbolisch zum Herzog von Bronte ernannt wurde. Bronte ist ein kleiner Ort an den Hängen des Ätna in Sizilien. Brontë erhielt ein Stipendium, besserte seinen Lebensunterhalt aber als Nachhilfelehrer und durch Preise für akademische Leistungen auf. 1806 schloss er das Studium ab und trat im August eine Tätigkeit als Vikar in Wethersfield, Essex für ein Gehalt von 60 Pfund im Jahr an. Es folgten befristete Anstellungen als Hilfspfarrer in Wellington und Dewsbury, bis Brontë schließlich im März 1811 ein permanentes Vikariat in Hartshead-cum-Clifton erhielt. Während seiner Tätigkeit dort nahm er im nahegelegenen Woodhouse Grove College Prüfungen in den antiken Fächern ab. Hier lernte Brontë im Sommer 1812 Maria Branwell aus Cornwall kennen.
Familie
Anders als Brontë wuchs Maria Branwell in einer wohlsituierten Kaufmannsfamilie in Cornwall auf. Als Brontë im Sommer 1812 heftig um die Tochter aus gutem Hause warb, war Maria bereits 29 Jahre alt und durch den Tod ihrer Eltern 1808 und 1809 weitgehend unabhängig. „Jahrelang bin ich voll und ganz meine eigene Herrin gewesen, keiner irgendwie gearteten Beaufsichtigung unterworfen“[1], schrieb Maria in einem ihrer zahlreichen Briefe an Brontë, nachdem er ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte. Schließlich heiratete das Paar am 29. Dezember 1812 in der Kirche von Guiseley in der Nähe von Leeds. Anfang 1813 bezog das Paar das Clough House im Dorf Hightown, eineinhalb Kilometer von der Pfarrkirche Brontës entfernt.
Neben den Pflichten und Aufgaben eines Vikars und dessen Frau widmeten sich die Jungvermählten dem Schreiben. Bereits vor der Hochzeit hatte Brontë seine "Cottage Poems" herausgebracht. Seine zweite Gedichtsammlung „A rural Minstrel“ erschien im September 1813.
Nach der Geburt der beiden ältesten Töchter Maria und Elisabeth zog die junge Familie nach Thornton um, wenige Kilometer von Bradford, in deren Gemeinde Brontë als Hilfsgeistlicher beschäftigt war. In dem Pfarrhaus von Thornton kamen kurz nacheinander die berühmten Geschwister Brontë auf die Welt: Charlotte am 21. April 1816, Patrick Branwell am 26. Juni 1817, Emiliy Jane am 30. Juli 1818 und Anne am 17. Januar 1820.
Haworth
Kurz nach der Geburt von Anne wurde eine Pfarrstelle in dem nahegelegenen Ort Haworth an der Kirche St Michael and All Angels frei. Brontë nutzte diese Gelegenheit, eine größere Gemeinde zu übernehmen, zumal das Pfarrhaus in Haworth mehr Platz bot und ihm ein jährliches Einkommen von 170 Pfund zugesichert wurde.
Schon bald nach dem Umzug nach Haworth erkrankte Maria Branwell schwer. Nachdem sie im Januar 1821 außerstande war das Bett zu verlassen, erlag sie am 15. September 1821 im Alter von 38 Jahren ihrem Gebärmutterkrebs.
Um den Haushalt und die Erziehung der Kinder bewältigen zu können, beschäftigte Brontë stets mindestens eine Hausangestellte. Zusätzlich wurde er durch seine Schwägerin Elizabeth Branwell unterstützt, die gemeinsam mit der langjährigen Bediensteten Tabitha Aykroyd zu wichtigen Bezugspersonen der Geschwister Brontë wurde.
Erziehung der Kinder
Brontë unterrichtete seine Kinder zunächst selbst. Dazu benutzte er häufig Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, um seinen Kindern Geschichte, Literatur, Kunst, Geografie und Naturwissenschaften näher zu bringen. Als fortschrittlicher Vater förderte er seine Töchter ebenso wie seinen einzigen Sohn Branwell und legte sehr großen Wert auf eine umfassende Bildung seiner Kinder. Die unsystematische Form des Unterrichtes schulte zwar die Neugier und Phantasie der Kinder, konnte aber auch nach Ansicht Brontës auf lange Sicht keine ordentliche Schulbildung ersetzen. Zwischen 1823 und 1824 besuchten seine vier ältesten Töchter zunächst die Schule Crofton Hall und anschließend Cowan Bridge, eine Schule für Klerikertöchter.
Nach dem Tod der elfjährigen Maria im Februar 1825 und der zehnjährigen Elisabeth im Mai desselben Jahres übernahm er die Ausbildung seiner Kinder wieder selbst. Zu seinem Unterricht zählte die Lektüre zeitgenössischer Literatur ebenso wie das Übersetzen lateinischer und griechischer Klassiker sowie das Lesen von Zeitungen und Zeitschriften einschließlich anschließender Debatten zu aktuellen und gesellschaftlichen Ereignissen. Zusätzlich zu seinem eigenen Unterricht stellte er 1826 einen Musiklehrer und 1828 einen Zeichenlehrer für seine Kinder an.
Während der nächsten vier Jahre schufen sich die Geschwister Brontë eine reiche Phantasiewelt. Winzige Bücher, Berichte und Papiere entstanden, in denen diese Welt geschildert und gelebt wurde.
Obwohl Brontë grundsätzlich der Ansicht war, dass Mädchen gleichermaßen an Bildung teilhaben sollten, nahm sein einziger Sohn innerhalb der Familie eine bevorzugte Stellung ein. So schloss er eine systematische Schulbildung für seinen Sohn grundsätzlich aus und gab sich hinsichtlich eines Universitätsbesuchs Branwells ebenfalls skeptisch, weil dieser dann „in den kommenden vier oder fünf Jahren in finanzieller Hinsicht nicht für sich selbst würde sorgen“[2] können.
Die Geschwister Brontë
Die Erwartung Brontës an seinen einzigen Sohn Branwell waren sehr hoch: auf Wunsch des Vaters sollte dieser eine künstlerische Laufbahn als Maler oder Schriftsteller einschlagen. Für seine Töchter sah er eine Anstellung als Gouvernante oder Hilfslehrerin vor. Branwell gelang es jedoch nicht, sich als Porträtmaler zu etablieren, seine literarischen Versuche blieben unvollendet. Nachdem er in weiteren Berufen (siehe Hauptartikel Branwell Brontë) ebenfalls scheiterte, führte Branwells immer schon vorhandene psychische Instabilität zu einer zunehmenden Trinksucht. Patrick bemühte sich um medizinische Unterstützung eines Arztes, doch die gesundheitlichen Folgen waren schon zu stark fortgeschritten. Branwell starb am 24. September 1848 im Alter von 31 Jahren.
Während dieser Zeit veröffentlichten die Schwestern unter den Pseudonymen Currer (Charlotte), Ellis (Emily) und Acton (Anne) Bell ihre Romane – zunächst erschien Charlottes Jane Eyre im Oktober 1847, im Dezember 1847 Emilys Sturmhöhe sowie Annes Agnes Grey und schließlich im Juni 1848 ihr Roman Die Herrin von Wildfell Hall. Brontë wurde in den Erfolg der drei Töchter eingeweiht, als immer mehr Post von Verlegern an Currer, Ellis und Acton Bell an die Pfarrei gingen. Im Januar 1848 erzählte Charlotte ihrem Vater von ihrem Roman Jane Eyre, nachdem sie zufällig mitgehört hatte, wie Brontë dem Postboten klarzumachen versuchte, dass niemand namens Currer Bell in dem Pfarrhaus wohne.[3]
Nach Branwells Tod verstarben kurz darauf auch zwei der Schwestern: Emily starb am 19. Dezember 1848 in Haworth, Anne am 28. Mai 1849 in Scarborough. Charlotte veröffentlichte im Oktober 1849 ihren Roman Shirley und im Januar 1853 Villette. Weniger als ein Jahr nach ihrer Hochzeit mit dem Geistlichen Arthur Bell Nichols starb Charlotte am 31. März 1855.
Brontë starb am 7. Juni 1861 im Alter von 84 Jahren, er hatte alle seine Kinder überlebt. Die Gemeinde Haworth gedachte ihres langjährigen Pastors mit einem großen Trauerzug durch den Ort.
Wirken
Brontës Gedichtsammlungen Cottage Poems und A Rural Minstrel handeln von dem Alltag und von der Natur. Seine Erzählungen „The Cottage in the Wood“ wurde im Jahr 1815 im Evangelican Magazine publiziert. 1818 veröffentlichte Brontë seine Novelle The Man of Killarney.
In späteren Jahren schrieb Brontë vor allem Briefe an örtliche Zeitungen und Magistrate in seinem unermüdlichen Einsatz für die Verbesserung der Lebensbedingungen für die Armen. Insbesondere die Armengesetze von 1834 sowie die Durchführung der Todesstrafe und die Praxis der Sklaverei standen in seiner Kritik.
Als Pfarrer der Kirche St. Michael and All Angels in Haworth war Brontë über 40 Jahre tätig und trug im großen Maße dazu bei, dass die Kirche nicht nur geistlicher, sondern auch gesellschaftlicher Mittelpunkt des Dorfes wurde. In seiner 1834 gegründeten Sonntagsschule unterrichteten Branwell, Charlotte und Anne die Kinder der Gemeindemitglieder.
Nach dem Tod von Charlotte beauftragte er die Schriftstellerin Elizabeth Gaskell mit dem Schreiben der Biografie Charlottes, die 1857 erschien. Außerdem sorgte er sich gemeinsam mit seinem Schwiegersohn um den Nachlass seiner Kinder. Charlottes Roman Der Professor wurde zwei Jahre nach ihrem Tod 1857 publiziert.
Einzelnachweise
- Sally Schreiber, Die Geschwister Bronte, dtv porträt 1998, S. 14
- Die Brontes in Haworth, Ann Dinsdale, Gerstenberg 2006, Seite 39
- Sally Schreiber, Die Geschwister Brontë, dtv portrait, S. 118
Literatur
- Edward Chitham: Emily Brontë, Steidl Verlag 1990
- Sally Schreiber: Die Geschwister Brontë, dtv portrait 1998
- Ann Dinsdale: Die Brontës in Haworth, Gerstenberg 2007
- Werner Waldmann: Die Schwestern Brontë, Rowohlt 1990
Weblinks
- http://www.haworth-village.org.uk/brontes/patrick/patrick.asp
- http://www.readbookonline.net/books/Bronte/819/