Pagenstecherstraße (Osnabrück)
Die Pagenstecherstraße ist eine vierspurige Ausfallstraße in Osnabrück. Sie gehört fast in ihrer Gesamtheit zum Stadtteil Hafen, lediglich das Gebäude mit der Hausnummer 155 wird in der amtlichen Stadtkarte zum Stadtteil Eversburg gezählt.
Pagenstecherstraße | |
---|---|
Die Pagenstecherstraße in Osnabrück | |
Basisdaten | |
Stadt | Osnabrück |
Stadtteil | Hafen, Eversburg |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Pkw, Lkw, Fahrradfahrer, Fußgänger |
Straßengestaltung | Asphalt |
Lage und Charakteristik
Der Straßenzug, zu dem die Pagenstecherstraße gehört, führt von der Altstadt bis zur Anschlussstelle Osnabrück-Hafen der Autobahn A 1 und weiter in Richtung Westerkappeln. Als Pagenstecherstraße ist die Straße zwischen den Kreuzungen mit der Wachsbleiche am südöstlichen Ende und der Atterstraße am nordwestlichen Ende benannt.
Die Straße trägt im Osnabrücker Volksmund den Beinamen „Automeile“, da dort mehrere Auto- und Autoteilehändler und Kfz-Werkstätten sowie Waschstraßen und Tankstellen ansässig sind. Außerdem dient sie als Teil eines Gewerbegebiets der Nahversorgung der umliegenden Stadtteile und weist daneben auch einige Fachgeschäfte, Dienstleistungsbetriebe sowie Gaststätten auf, darunter Filialen mehrerer großer Schnellrestaurant-Ketten.[1]
Besondere Anlieger
An der Pagenstecherstraße befindet sich der Hauptsitz der 2001 durch einen Zusammenschluss der Wessels AG und der Hans Müller GmbH & Co. KG entstandenen Firma Wessels + Müller AG, mittlerweile WM SE, nach eigenen Angaben einer der größten Fahrzeugteile-Großhändler Europas mit rund 5200 Mitarbeitern an etwa 230 Standorten.
An der Stelle, an der die Straße An der Bornau in südöstliche Richtung von der Pagenstecherstraße abzweigt, grenzt diese zudem für einige Meter an das Grundstück der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.
Herkunft und Aussprache des Straßennamens
Die Straße wurde nach der traditionsreichen deutschen Familie Pagenstecher benannt.
Der Wortteil „Pagen-“ wird von vielen Nicht-Osnabrückern, aber auch von einigen Einheimischen so ausgesprochen wie der Plural des Wortes „Page“ (Hoteldiener), also mit stimmhaftem postalveolaren Frikativ (wie in „Garage“). Das gilt auch für die weit verbreitete Kurzform des Namens der Straße, die in Osnabrück gerne als „die Page“ bezeichnet wird. Korrekt ist allerdings die Aussprache mit stimmhaftem verlaren Plosiv (wie in „Gott“).
Die Pagenstecherstraße und die Auto-Tuning-Szene
Die Pagenstecherstraße ist überregional als ein wichtiger Treffpunkt der Tuningszene bekannt, teilweise kommt es dort auch zu illegalen Autorennen.
Als eigentliche Showmeile betrachten die Angehörigen der Szene ein rund ein Kilometer langes, kerzengerades Teilstück zwischen der Kreuzung mit der Römereschstraße und der Straße Breite Güntke im Westen und dem Abzweig zur Straße An der Bornau im Osten. Als Treffpunkte dienen die Parkplätze der Autohäuser und Schnellrestaurants.
Wie in der Tuning-Szene üblich, bildet der Feiertag Karfreitag, der zum Carfreitag umgedeutet wird, den Saisonauftakt, zu dem beispielsweise im Jahr 2001 bis zu 4000 Zuschauer nach Osnabrück kamen und den Straßenrand säumten. In den vergangenen Jahren ist die Zuschauerzahl aber durch das Einschreiten der Polizei stark zurückgegangen, so waren es ab 2007 nur noch einige Hundert, die zudem an zahlreichen Polizeisperren kontrolliert wurden.[2]
Um illegale Straßenrennen zu unterbinden, werden seitens der Polizei immer wieder neue Konzepte erprobt. So wurden beispielsweise mehrere Bauschuttcontainer auf der gesamten Länge auf der Fahrbahn verteilt, bevor sie durch fest installierte, ausklappbare Schranken ersetzt wurden. Auch wurden Versuche mit Stahlschwellen unternommen, die jedoch die Straße nicht nur für tiefergelegte Fahrzeuge unpassierbar machen, sondern auch zu Beschädigungen bei unmodifizierten Fahrzeugen führten.
Das aktuelle Konzept der Polizei sieht unter anderem vor, am Carfreitag nur noch eine Fahrspur pro Richtung freizugeben und die Zufahrt zu kontrollieren.
Umgestaltung zur fahrradfreundlichen Straße
Am 17. Januar 2020 kam es im Verlauf der Pagenstecherstraße zu einem schweren Verkehrsunfall. Eine 18-jährige Fahrradfahrerin erlitt tödliche Verletzungen, als sie, stadteinwärts fahrend, etwa im Bereich des Grundstücks mit der Hausnummer 145 auf dem Hochbordradweg stürzte, auf die Fahrbahn fiel und kurz darauf von einem Lkw überrollt wurde. Die genaue Unfallursache gilt als nicht aufklärbar, ein schuldhaftes Verhalten des Lkw-Fahrers wurde durch die Polizei allerdings ausgeschlossen.[3] Der Unfall führte zu einer kommunalpolitischen Diskussion, an deren Ende eine breite Mehrheit im Rat der Stadt den Beschluss fasste, die Pagenstecherstraße zu einer fahrradfreundlichen Straße umzubauen. Es soll frühstens vom Frühjahr 2021 an ein mindestens zwei Meter breiter, durchgehender Radweg geschaffen werden. Dafür sollen Parkplätze entlang der Straße wegfallen und gegebenenfalls auch Bäume gefällt werden.[4]
Weblinks
Einzelnachweise
- Osnabrücker Stadtteile: Hafen. In: osnabrueck.de. Stadt Osnabrück, abgerufen am 4. Juni 2020.
- Showdown am „Car-Freitag“ – Welt Online vom 6. April 2003
- Jörg Sanders: 18-Jährige in Osnabrück gestorben – Tödlicher Fahrradunfall auf Pagenstecherstraße wird womöglich nie aufgeklärt. In: noz.de. Neue Osnabrücker Zeitung, 17. Februar 2020, abgerufen am 4. Juni 2020.
- Rainer Lahmann-Lammert: Osnabrück plant großflächiger – Auch das Umfeld der Pagenstecherstraße soll fahrradfreundlich werden. In: noz.de. Neue Osnabrücker Zeitung, 11. Mai 2020, abgerufen am 4. Juni 2020.