Ovide Yencesse
Ovide Yencesse (* 1869 in Dijon; † 1947 ebenda) war ein französischer Graveur, Medailleur und Bildhauer. Er war Direktor der École nationale supérieure d'art de Dijon von 1919 bis 1934.
Biographie
Als jüngster Sohn einer Metzgerfamilie aus Dijon geboren, sollte er zunächst zum Priester ausgebildet werden. Nachdem ihm das Seminar von Plombières-lès-Dijon nur wenig zusagte, setzte er, nach dem Tod des Vaters 1879, die Ausbildung jedoch beim Abt Viennot in der Pfarrgemeinde Braux fort, der sein künstlerisches Talent erkannte und ihn parallel die Kunstschule in Dijon zur Goldschmiedelehre bei Louis Gerriet besuchen ließ[1]. Ovide entdeckte seine Leidenschaft für die Bildhauerei, nicht zuletzt durch den Kommilitonen Henri Bouchard, und verliebte sich in die Malerin Marie Chapuis, die er 1897 heiratete (sie bekamen vier Kinder: Geneviève, Hubert (später Bildhauer), Jacques und Pierre). Ovides Vorliebe galt vor allem religiösen Skulpturen und Medaillen (u. a. Gedenk-Plaketten zur Erstkommunion). Ab 1891 zog er nach Paris, um seine Ausbildung bei G.-J. Thomas, F. Levillain, und dem Medailleur Hubert Ponscarme fortzuführen, auf dessen Rat er sich auf die Schaffung von Medaillen spezialisierte. Im Wettbewerb um den Prix de Rome scheiterte er jedoch sowohl 1893 als auch 1896.
Hingegen wurde sein Talent vom bekannten Kritiker Roger Marx als beeindruckend impressionistisch und seelenvoll gelobt, und mit Gemälden von Eugène Carrière verglichen, weshalb er den Spitznamen «Carrière der Medaille» erhielt. In der Weltausstellung Paris 1900 erzielte Yencesse eine Goldmedaille und er wurde in die Ehrenlegion aufgenommen.[2]
Zu seinen damaligen Werken zählten Porträts (Spuller (1895) und andere Parlamentarier, Berlioz 1903, Richard Wagner 1904, und das Doppelportrait von Pierre und Marie Curie 1904), Motive des Landlebens (Le Semeur, Pierrette la Pauvre, Virginie la Sage, Annette la Folle), Familienglücks (inspiriert vom eigenen Familienleben) und Medaillen für offizielle Veranstaltungen (u. a. Exposition des arts décoratifs Mailand 1906, Weltausstellung Brüssel 1910). Auch dekorative Schmuckstücke und Gebrauchsgegenstände, wie Etuis für Zigaretten und Zündhölzer (1902), zählten zu seinen Werken.
Ab 1906 nach Dijon zurückgekehrt, folgte eine weniger kreative Periode, was auch an der Beschränkung auf Medaillen angesichts der sinkenden Beliebtheit dekorativer Kunst in den Jahren nach 1900 lag. Aus dem Verkauf seiner Werke konnte er nach dem Krieg somit keine ausreichenden Einkünfte mehr erzielen. 1919 trat er die Nachfolge des Bildhauers Max Blondat als Leiter der École des Beaux-Arts in Dijon an, wo er auch seine Söhne Hubert und Jacques unterrichtete. Er blieb bis 1934 Direktor und wurde dann durch Pierre Vigoureux abgelöst. Anschließend nahm er erneut seine Tätigkeit als Medailleur auf. Zu seinen Spätwerken zählen Porträts von Marie Curie (posthum, 1934) und seines Freundes François Pompon (1936).
Einzelnachweise
- «Ovide Yencesse ; la dernière médaille», in Le Bien Public, 14. u. 15. März 1947.
- L. Forrer: Yenesse, Ovide. In: Biographical Dictionary of Medallists. Band VI. Spink & Son, London 1916, S. 692 ff. (englisch).