Otto Schindler (Grafiker)
Otto Schindler (* 3. November 1914 in Köln; † 26. Mai 2004[1] ebenda) war ein deutscher Grafiker und Wagenbauer im Kölner Rosenmontagszug. Von Mitte der 1950er Jahre bis Mitte der 1980er Jahre war er maßgeblich an der Gestaltung der Rosenmontagszüge beteiligt. Schindler betrieb eine Messebau-Agentur in Köln-Deutz.
Leben
Otto Schindler absolvierte nach der Schule eine Ausbildung als Werbegrafiker bei dem Kölner Künstler Erich Saalfeld. Danach arbeitete er als Werkstudent am Kölner Werbehaus und lernte den Beruf des Modezeichners.
In dieser Zeit lernte er August Sander und Mitglieder der Kölner Progressiven wie Heinrich Hoerle und Hans Schmitz kennen.[2] Im Zweiten Weltkrieg kam er als Soldat in englische Kriegsgefangenschaft in Schleswig-Holstein.
Im Jahr 1948 übernahm er die väterliche Firma Otto Schindler Werbewerkstätten im Haus Roter Kardinal neben den „Sünner Terrassen“ in Köln-Deutz. Beruflich hielt er weiter Kontakt zu August Sander. Schindler übernahm jahrzehntelang Aufträge im Bereich Marketing und Messebau, beispielsweise für die Klöckner-Humboldt-Deutz AG, die Konrad-Adenauer-Stiftung und das Bundesgesundheitsamt.
1978 verkaufte er den Betrieb an einen ehemaligen Mitarbeiter und dessen Teilhaber.
1982 entstand der biografische Dokumentarfilm „Otto Schindlers Handschrift“ von Peter Geilsdörfer (aufgeführt im Studio Dumont).
Schindler war verheiratet mit Gina Breuer (1914–2008), hatte drei Kinder und sieben Enkelkinder und lebte bis zuletzt in Köln-Deutz. Er wurde auf dem Kölner Melatenfriedhof beerdigt.[1]
Am 7. September 2021 beschloss der Kulturausschuss der Stadt Köln die Schenkungsannahme von 214 Wagenentwürfen durch Schindlers Sohn Michael an das Kölnische Stadtmuseum.[3]
Gestaltung des Kölner Rosenmontagszuges
Im Jahr 1953 wirkte Schindler erstmals beim Kölner Rosenmontagszug als Bearbeiter in der Gestaltung von Zugwagen mit, deren Entwürfe von Erich Saalfeld, Josef Herft und Toni Ludes stammten.[4] In den Folgejahren entwarf er jährlich diverse Fest- und Mottowagen mit politischen und gesellschaftlichen Motiven für die am Zug teilnehmenden Karnevalsgesellschaften. Zudem entwarf er große Prunkwagen, etwa für das Dreigestirn, von denen einige noch heute fahren. Jahrelang zeichnete er die Mottomotive für den Zug, die auch auf den Titelseiten der Kölner Rosenmontagszeitung erschienen. Hierbei setzte er meist die Figuren Tünnes und Schäl in die Szene des jeweiligen Zugmottos, oft begleitet von der weiblichen Colonia. Neben Künstlern wie Herbert Labusga oder Otto Schwalge war Schindler zwischen den 1950er und den 1980er Jahren der maßgebliche und langjährige grafische Gestalter des Kölner Karnevals.[5] Ebenso entwarf er Standfiguren für den Zugweg und Karnevalsorden. Letztmals wirkte er im Jahr 1987 bei der Gestaltung des Rosenmontagszuges mit.[6]
- Entwurf eines Prunkwagens für das Reiterkorps „Jan von Werth“ aus dem Jahr 1977
- Entwurf des Schildes für die Zugspitze „D’r Zoch kütt“, 1986
- Entwurf des Zugmottos „Hits us Kölle un us aller Welt“, 1984
- Zugmotto „Ene Besuch em Zoo“, 1985
- Entwurf Figurenwagen „Supertanker“, 1986
- Entwurf einer Standfigur für den Zugweg, 1972
Otto Schindler erhielt vom Kölner Festkomitee den „Goldenen Zuglorbeer“ für seine Verdienste um den Kölner Karneval. Sein Atelier und seine Werkstatt befinden sich seit 1960 in Köln-Deutz und können nach Terminabsprache mit dem Otto Schindler Archiv besichtigt werden. Viele Werke und Entwürfe befinden sich im Kölner Karnevalsmuseum und im Kölnischen Stadtmuseum. Der künstlerische Nachlass, darunter Zeichnungen, Aquarelle, Graphiken sowie einige Ölbilder, befindet sich im Otto Schindler Archiv in Köln-Deutz.
Literatur
- Der Kölner Rosenmontagszug 02, 1949–2009. 1. Auflage. Bachem, Köln 2009, ISBN 978-3-7616-2146-2.
Weblinks
Einzelnachweise
- Otto Schindler in der Datenbank von Find a Grave. Abgerufen am 23. Mai 2021 (englisch).
- Tafel zu Otto Schindler im Kölner Karnevalsmuseum
- Stadt Köln: über die 5. Sitzung des Ausschusses Kunst und Kultur in der Wahlperiode 2020/2025 am Dienstag, dem 07.09.2021, 1. 7. September 2021, abgerufen am 22. Juli 2021.
- Festkomitee Kölner Karneval (Hrsg.): Kölner Rosenmontagszeitung 1953 (Archiv des Kölner Karnevalsmuseums). Greven Verlag, Köln 1953.
- Kölner Rosenmontagszeitungen der Jahre 1955 bis 1987 des Festkomitee Kölner Karneval (Greven Verlag bzw. Verlagsbeilage des Kölner Stadt-Anzeigers, eingesehen im Archiv des Kölner Karnevalsmuseum)
- Festkomitee Kölner Karneval (Hrsg.): Kölner Rosenmontagszeitung 1987 (eingesehen im Kölner Karnevalsmuseum). Verlagsbeilage Kölner Stadt-Anzeiger, Köln 1987.