Oberkloster Neuss

Das Oberkloster w​ar eine Niederlassung d​er regulierten Augustinerchorherren b​ei Neuss. Seinen Namen erhielt e​s durch d​as in d​er Nähe gelegene Obertor. Es w​urde um 1181 gegründet u​nd bestand m​it Unterbrechung zwischen 1623 u​nd 1628 b​is zur Aufhebung 1802. Es gehörte s​eit 1430 z​ur Windesheimer Kongregation.

Geschichte

1181 w​urde das Kloster d​urch einige Mitglieder d​es Kölner Domkapitels gegründet. Der offizielle Name w​ar „Kloster z​ur heiligen Maria Magdalena außerhalb d​er Mauern“. Das Kloster w​urde durch Erzbischof Philipp v​on Heinsberg r​eich mit Gütern beschenkt. Unter anderem hatten d​ie Regularherren e​inen Hof m​it 70 Morgen Land i​n Selikum, d​er bis h​eute Nixhof genannt wird. Das Kloster l​ag kurz v​or dem Obertor a​n der Straße n​ach Köln.

Die Brüder hatten a​uch die Seelsorge a​uf dem Marienberg inne, w​o sich s​eit 1439 e​in Kloster d​er Augustiner-Chorfrauen befand.

Herzog Karl der Kühne nutzte 1474/75 bei der Belagerung der Stadt das Kloster als Stützpunkt und schlug im Klostergarten seine Zelte auf. Der Prior hatte es aufgrund einer Warnung geschafft, das Kloster rechtzeitig zu evakuieren und die wertvollen Gegenstände in Sicherheit zu bringen. Die Mönche wurden auf andere Klöster verteilt. Nur wenige Brüder blieben in der Stadt und im Kloster zurück. Einer dieser Brüder schilderte einige Ereignisse der Belagerung in einer Chronik, die aber 1474 abbricht. Nach Abzug der Belagerer erholte sich das Kloster wieder.

Das Oberkloster wurde 1583 aus strategischen Gründen von den Bewohnern der Stadt Neuss abgebrochen, um zu verhindern, dass Angreifer es erneut als Stützpunkt nutzten. Der Begräbnisplatz der Brüder ging damit verloren, von da an befand sich die Grablege der Regularherren in der Marienbergkirche. Als Graf Adolf von Neuenahr 1585 das Kloster Marienberg stürmte, kamen auch die Schätze des Oberklosters, die man dort in Obhut gegeben hatte, in die Hände der Plünderer.

Nur wenige Brüder blieben danach in der Stadt, die meisten zogen ins Kloster Herrenleichnam nach Köln und kehrten erst 1587 zurück nach Neuss. 1601 erwarben die Regularherren ein Gelände an der Brückstraße in der Stadt und 1603 wurde der Bau eines neuen Klosters begonnen, das 1607 eingeweiht wurde.

1622 wurde der Konvent jedoch auf Erlass des Papstes Gregor XV. aufgelöst und mit dem Kölner Konvent Herrenleichnam zusammengelegt. Ursache waren ungerechtfertigte Vorwürfe von schlechter Amtsführung und Herumtreibereien der Mönche. Die Mönche fügten sich nicht und verschanzten sich im Kloster. Sie sollten zunächst durch ein Verbot von Lebensmittellieferungen gefügig gemacht werden, dies gelang jedoch nicht. So ließ man ein Loch in die Mauer brechen und einige der älteren und kranken Brüder heraustragen. Die Kirche und das Kloster wurden 1624 den Franziskanern übertragen. Die Regularherren bemühten sich in der Folge eifrig, ihren Besitz und ihre Ehre zurückzuerlangen. Nach mehrjähriger Untersuchung wurde der Beweis erbracht, dass die Anklage nicht gerechtfertigt war. So wurden die Brüder 1628 rehabilitiert und erhielten das Kloster zurück.

Das Kloster bestand danach ununterbrochen b​is zur Säkularisation 1802.

Literatur

Zentral:

  • Erich Wisplinghoff: Geschichte der Stadt Neuss. Band 4: Erich Wisplinghoff: Das kirchliche Neuss bis 1814. Pfarrverhältnisse und geistliche Institute. Stadt Neuss, Neuss 1989, ISBN 3-922980-13-9 (Schriftenreihe des Stadtarchivs Neuss 10, 4), S. 120–153.

Außerdem:

  • Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band III, 3: Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Neuss. Schwann, Düsseldorf 1895, S. 89 f., IA.
  • Wernerus Titianus (Breuer): Annales Novesiensis. In: Edmond Martène, Ursin Durand: Veterum Scriptorum Et Monumentorum Historicorum, Dogmaticorum, Moralium, Amplissima Collectio [...]. Band 4: Complectens Plures Scriptores Historici De Rebus Praesertim Germanicis. Montalant, Paris 1729, S. 522 ff.
  • Karl Tücking: Geschichte der kirchlichen Einrichtungen in der Stadt Neuss. Band 1. L. Schwann, Neuss 1886, S. 149 ff.
  • H. Forst: Über die Aufhebung des Klosters der Regulierherren zu Neuss im Jahr 1623. In: Düsseldorfer Jahrbuch. 9, 1885, ISSN 0342-0019, S. 133–141, ULB Düsseldorf.
  • Sape van der Woude: Acta Capituli Windeshemensis. Acta van de kapittelvergaderingen der congregatie van Windesheim. Nijhoff, 's-Gravenhage 1953, S. 288 (Kerkhistorische Studien 6, ZDB-ID 411563-6).
  • August Franzen: Die Visitationsprotokolle der ersten Nachtridentinischen Visitation im Erzstift Köln unter Salentin von Isenburg im Jahre 1569. Aschendorff, Münster 1960, S. 272 ff. (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 85, ISSN 0171-3469).
  • Joseph Lange: Neuss, eine kirchliche Heimatkunde. J. Wenger, Neuss 1961, S. 107.
  • Wilma Klompen: Die Säkularisation im Arrondissement Krefeld. 1794–1814. Kreiskulturamt, Kempen 1962, S. 55 (Schriftenreihe des Landkreises Kempen-Krefeld 13, ZDB-ID 401348-7), (Zugleich: Bonn, Univ., Diss.).

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