Noologie
Der auf die Schulmetaphysik des 17. Jahrhunderts zurückgehende Begriff Noologie (von griech. noein = denken) lässt sich am besten als Form der Geisteslehre bezeichnen. Er wurde auch von Atlas Crusius und dem schottischen Philosophen Thomas Reid verwendet. In späterer Zeit spielte er im Werk des deutschen Philosophen Rudolf Eucken eine Rolle. Eucken nannte seine Philosophie Noologie, da sie sich seiner Meinung nach auf den "Welt und Seele umspannenden Geist" beziehe. Die noologische Methode ermöglicht seiner Meinung nach ein "Aufsteigen der Wirklichkeit" zu einer "inneren Einheit und zu voller Selbstständigkeit". Eine Loslösung des wissenschaftlichen Denkens von den übrigen Kulturprozessen soll so, nach Max Scheler, verhindert werden. Die noologische Methode wird der psychologischen Methode entgegengesetzt, die nur vom menschlichen Bewusstsein ausgeht.
Der Begriff wurde zusätzlich auch als Gliederungsprinzip für philosophische, politische sowie ethnologische Bereiche angewandt.
Eine insbesondere bei Augustinus zu findende Argumentation wird ferner gelegentlich "Noologischer Gottesbeweis" genannt. Er verfährt, vereinfacht rekonstruiert, nach folgendem Schema: Ich erkenne Wahrheiten. Diese Wahrheiten weisen bestimmte Vollkommenheiten auf: Notwendigkeit, Ewigkeit (usw.). Das Zukommen von Vollkommenheiten ist nicht erklärbar durch Instanzen, welche diese nicht oder in geringerem Maße besitzen. Es muss etwas geben, was mein Erkennen ewiger Wahrheiten erklärt und selbst in höchstem Maße ewig (usw.) ist. Dieses gibt es, es ist die Wahrheit selbst, und diese ist Gott.[1]
Einzelnachweise
- Vgl. dazu insb. Augustinus: De libero arbitrio 2, 3-13 und De vera religione 29-31. Vgl. beispielsweise noch: Martin Grabmann: Der göttliche Grund menschlicher Wahrheitserkenntnis nach Augustinus und Thomas von Aquin, Münster 1924; Richard Heinzmann: Philosophie des Mittelalters, W. Kohlhammer, Stuttgart 1. A. 1992, 3. A. 2008, ISBN 3170205803, S. 74ff.