Nonadorantismus
Der Nonadorantismus (vgl. lateinisch: adoro oder adoratio ≈ Anbetung) bezeichnet eine christologische Position, nach der eine Anrufung und Anbetung Jesu Christi abgelehnt wird. Nonadorantistische Positionen finden sich insbesondere im antitrinitarischen Unitarismus. Bekannte Vertreter waren hier unter anderem Franz Davidis und Szymon Budny. Budny vertrat die Auffassung, dass Jesus selbst keine präexistente göttliche Natur hatte und er seine Jünger lehrte, zu Gott, jedoch nicht zu ihm selbst zu beten. Andere Unitarier, wie Marcin Czechowic, sprachen von einer Vermittlerrolle Christi beim Vater, was eine Anrufung Christi rechtfertige.[1] Innerhalb der Polnischen Brüder standen sich so in den 1570er Jahren eine eher staatstreue nonadorantische (mit Zentrum in Litauen) und eine christozentrisch-pazifistische Partei (mit Zentrum in Rakau) gegenüber.[2] Auch innerhalb der Unitarischen Kirche Siebenbürgens kam es zu einem Disput zwischen Davidis und Giorgio Biandrata, der sich dem Nonadorantismus Davidis’ nicht anschließen wollte.[3] Einige der siebenbürgischen Nonadoranten um Davidis näherten sich später der jüdischen Theologie an und bildeten die von den siebenbürgischen Unitariern zu unterscheidende Gruppe der Judaizanten und Sabbatarier.
Nonadorantistische Positionen finden sich später auch bei James Freeman, der als einer Gründungsfiguren des nordamerikanischen Unitarismus angesehen werden kann.
Einzelnachweise
- Stefan Fleischman: Szymon Budny. Ein theologisches Portrait des polnisch-weißrussischen Humanisten und Unitariers (ca. 1530–1593). Böhlau, Wien u. a. 2006, ISBN 3-412-04306-0, S. 133–134 (= Bausteine zur slavischen Philologie und Kulturgeschichte. Reihe A: »Slavistische Forschungen«. NF Bd. 53) (zugleich: Würzburg, Universität, Dissertation, 2004).
- Olaf Reese: Lutherische Metaphysik im Streit. Göttingen 2008, S. 95 (Dissertation der Universität Göttingen, 2009; Digitalisat (PDF; 2,8 MB)).
- Walter Daugsch: Toleranz im Fürstentum Siebenbürgen. Politische und gesellschaftliche Voraussetzungen der Religionsgesetzgebung im 16. und 17. Jahrhundert. In: »Kirche im Osten. Studien zur osteuropäischen Kirchengeschichte und Kirchenkunde«. Bd. 26, 1983, ISSN 0453-9273, S. 35–72, hier S. 50.