New Jazz Conceptions

New Jazz Conceptions i​st das Debütalbum d​es Jazzpianisten Bill Evans, aufgenommen a​m 18 u​nd 27. September 1956 i​n New York City u​nd veröffentlicht a​uf Riverside Records.

Das Album

Zum Zeitpunkt d​er Aufnahmen v​on New Jazz Conceptions h​atte der siebenundzwanzigjährige Pianist Bill Evans lediglich b​ei einigen Alben d​es Gitarristen Dick Garcia, b​ei George Russells Jazz Workshop u​nd bei Aufnahmen d​es Klarinettisten Tony Scott, mitgewirkt, dessen Band e​r seit d​em Sommer 1956 angehörte. Orrin Keepnews, d​er Gründer d​es jungen Label Riverside Records, d​as bislang lediglich m​it Thelonious Monks Aufnahmen e​inen gewissen Erfolg verbuchen konnte, b​ekam einen Anruf v​on dem m​it Evans befreundeten Gitarristen Mundell Lowe, d​er ihm u​nd Bill Grauer e​in Demo-Band m​it Aufnahmen d​es bislang unbekannten Pianisten vorspielen wollte. Keepnews wollte s​ich zunächst n​icht darauf einlassen, meinte jedoch später: „Aber w​ir hörten u​ns Bill Evans a​n und merkten sofort t​rotz der telefonischen Verzerrung, d​ass Mundells junger Freund e​twas besonderes war. Danach h​abe ich Bill Evans mehrmals i​n Clubs gehört – e​r spielte d​ort zumeist m​it Tony Scott. Schließlich g​aben wir i​hm einen Vertrag – w​ir benutzten d​ie üblichen vorgedruckten Gewerkschaftsformulare u​nd zahlten anfangs a​uch nur d​as garantierte Mindesthonorar“.[1]

Evans’ erste Aufnahmesitzung für Riverside fand am 18.[2] und 27. September 1956 statt; es war ein Trio aus Evans selbst, dem Bassisten Teddy Kotick und dem Schlagzeuger Paul Motian, der Evans’ Trios bis 1962 angehören sollte. Sie spielten elf Stücke ein, die teilweise den Einfluss von Evans’ damaligen Vorbildern George Russell und Tony Scott zeigen,[3] ein Jazzstandards-Programm aus Cole Porter, Rodgers-Hart und Robin/Rainger-Kompositionen wie „I Love You“, „My Romance“ und „Easy Living“; aus dem Post-Bebop-Repertoire stammten George Shearings „Conception“ und Tadd Damerons „Our Delight“. Bill Evans brachte vier Eigenkompositionen ein, „Five“, „Displacement“, „No Cover, No Minimum“ und „Waltz for Debby“. Besonders die letzten beiden Stücken sollten – in weiteren Ausformungen – dann zu Evans’ langjährigem Repertoire gehören. Der Evans-Biograph Hanns E. Petrik schrieb hierzu: „es waren Kompositionen, die in Aufbau und Charakter eine große künstlerische Bandbreite ankündigten - besonders einprägsam das nur eine Minute und sechzehn Sekunden dauernde Solo-Stück „Waltz for Debby“. Er hatte es seiner kleinen Nichte gewidmet – es sollte weltberühmt und seine bekannteste Komposition werden“.[4] Trotz der Bandbreite von Hard Bop, Blues, Balladen und Anklänge an den Third Stream war „Evans’ Originalität nur am Rande spürbar. Man erlebte einen noch unausgereiften, wenn auch technisch exzellenten Pianisten. (...) Trotz der Einschränkungen zeigte die erste LP aber schon Anflüge jener für ihn typischen Melancholie, die später viele seiner Platten bestimmte, besonders erkennbar in den nur kurz angerissenen Balladen, die ohne Improvisationsteil vorgestellt werden“.[5]

Wie Produzent Orrin Keepnews später meinte, h​atte die Platte zunächst geringen Einfluss a​uf die Jazzszene; Riverside verkaufte i​m ersten Jahr lediglich 800 Exemplare. Die Langspielplatte w​urde aber v​on Evans’ Kollegen aufmerksam wahrgenommen; n​ach dem Erscheinen d​er Aufnahmen i​m Dezember 1956 b​is zum Mai 1958 (seinem Eintritt i​n die Miles-Davis-Band) sollte d​er Pianist a​n insgesamt 15 Aufnahmesessions mitwirken, s​o bei Don Elliott, Eddie Costa, erneut b​ei Tony Scott u​nd schließlich b​ei George Russell, Charles Mingus (East Coasting) u​nd Jimmy Knepper (Idol o​f the Flies).

Bewertung des Albums

Tom Jurek bewertet das Album im All Music Guide mit vier Sternen und hebt hervor, dass Bill Evans’ Debüt schon die Unterschiede gegenüber zeitgenössischen, von Bud Powell beeinflussten Pianisten verdeutliche. Schon 1956, also über ein Jahr vor seiner Mitgliedschaft im Miles Davis-Sextett, habe Evans seine eigene Stimme und einen lyrischen swingenden Stil ausgebildet. Der Autor hebt insbesondere die Original-Version seiner klassischen Komposition „Waltz for Debby“ hervor, das Evans im Gegensatz zu den anderen Nummern solo vortrage. New Jazz Conceptions sei ein starker Start zu einer beeindruckenden Karriere. Etwas zurückhaltender fällt die Bewertung des Albums im Penguin Guide to Jazz aus; Richard Cook und Brian Morton, die dem Album lediglich drei Sterne verliehen, sehen in New Jazz Conceptions „einen schönen, recht guten Set; es sei eben die Aufnahme eines Talents in seinen frühen Tagen“.[6] Hanns E. Petrik sieht Evans’ erste LP als „eine gute musikalische Mischung, die Standard-Stücke und eigene Kompositionen umfasste und die gängigen Stilbereiche (…) im geschickten Wechsel servierte“. Herausragend sei dabei die Ballade „Waltz for Debby“.[5]

Die Titel

Richard Rodgers (links) und Lorenz Hart (rechts) (1936), von ihnen stammt „My Romance“
  • Bill Evans Trio – New Jazz Conceptions (Riverside RLP 12-223)
  1. I Love You (Cole Porter) – 3:53
  2. Five (Bill Evans) – 4:00
  3. I Got It Bad (And That Ain’t Good) (Duke Ellington, Paul Francis Webster) – 1:37
  4. Conception (George Shearing) – 4:44
  5. Easy Living (Leo Robin, Ralph Rainger) – 3:51
  6. Displacement (Evans) – 2:34
  7. Speak Low (Kurt Weill, Ogden Nash) – 5:08
  8. Waltz for Debby (Evans, Gene Lees) – 1:18
  9. Our Delight (Tadd Dameron) – 4:44
  10. My Romance (Richard Rodgers, Lorenz Hart) – 1:59
  11. No Cover, No Minimum take 2 (Evans) – 7:31

Der CD-Veröffentlichung v​on Fantasy/OJC OJCCD 025-2, 1987 w​urde der Alternate Take „No Cover, No Minimum“ take 1 hinzugefügt.

Literatur

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Keepnews, 1980 in einem Interview mit Contemporary Keyboard. Zit. nach Petrick, S. 18.
  2. Am 18. Oktober wurden die drei Titel: „I Got It Bad (And That Ain’t Good)“, „Waltz For Debby“ und „My Romance“ eingespielt.
  3. Vgl. Petrik, S. 18.
  4. Zit. nach Petrick, S. 18.
  5. Zit. nach Petrik, S. 88.
  6. Zit. nach Cook/Morton, 6. Aufl., S. 480.
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