Narta
Narta, früher zum Teil auch Arta (albanisch auch Nartë; griechisch Άρτα Arta oder Παλαιοάρτα Paleoarta) ist ein Dorf im Süden Albaniens nordwestlich von Vlora. Seit 2015 gehört der Ort im Qark Vlora zur Bashkia Vlora, davor war es Teil der Komuna Qendër.
Nartë Narta | |||
Basisdaten | |||
---|---|---|---|
Qark: | Vlora | ||
Gemeinde: | Vlora | ||
Höhe: | 5 m ü. A. | ||
Vlora und Umgebung aus der Luft (2014) – Narta unten rechts |
Geographie
Das Dorf liegt in der sandigen Ebene zwischen der Stadt und der Lagune von Narta. Es verfügt über einen kompakten Ortskern mit charakteristischen Häusern, eine Kirche und einen Glockenturm.[1] Das Dorf hat heute – je nach Quelle – zwischen 300 und 2000 Einwohner.[2][3][4] In einem aktuellen Bericht nennt Ben Adoni die Zahl von 300 Personen.[5]
Das Ufer der Lagune ist rund 500 Meter vom Dorfrand entfernt. Das Dorf liegt mehrheitlich bereits innerhalb des 194 Quadratkilometer großen Landschaftsschutzgebiets Vjosa-Narta.[6][7]
Ein Entwässerungskanal führt von Vlora kommend quer durch den Ort. Südlich von Narta erstreckt sich ein großer Wald, der Pylli i Sodës.[8]
Im Norden und Westen wird das Dorf von den Eisenbahngleisen umschlossen. Die Hekurudha Shqiptare hatte aber nie einen Bahnhof im Dorf und bedient die Strecke nicht mehr. Ein privates Güterunternehmen führt noch Warentransport auf der Strecke durch. Die Autostrada A2 passiert den Ort im Nordosten.
Bevölkerung und Geschichte
Die Bevölkerung des Dorfes ist traditionell orthodox und griechischsprachig.[1] Die Bewohner gelten als zweisprachig.[2] Es handelt sich um das nördlichste von Griechen bewohnte Dorf Albaniens. Mit dem Nachbarort Zvërnec im Westen, das früher auch von Griechen bewohnt gewesen sein soll,[9] ist Narta eng verbunden.[2]
Narta ist bekannt für seinen lokalen Wein, der aus der lokalen Traube Vlosh produziert wird.[1] Außerdem werden in Narta ausgiebig Karneval – mit Masken – und Ostern gefeiert.[4][10]
Im Jahr 1873 wurde im Dorf eine griechische Schule eröffnet.[11]
1927 hatte Narta 1392 orthodoxe und vier muslimische Einwohner.[12]
1956 wurden die Bauern von Narta kollektiviert. Die Kooperative produzierte vor allem Wein, Oliven und Früchte.[13] Das Dorf soll 4000 Einwohner gehabt haben. Seit dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes sind viele Bewohner, vor allem die Jungen, aber nach Griechenland ausgewandert, so dass heute nur noch ein paar 100 Einwohner verblieben sind.[2][3][5]
Wirtschaft
Neben dem Anbau von Oliven und Reben sowie der Produktion von Wein und Raki ist auch die Fischerei eine traditionelle Einnahmequelle im Dorf. Heute gibt es aber kaum mehr Menschen im arbeitsfähigen Alter. Einige Weinkeller bieten Getränke und Essen an. Nördlich von Narta wird in der Lagune in Salinen Salz gewonnen.[2][4][5]
Südlich von Narta an der Küste der Bucht von Vlora wurde ein Ölkraftwerk errichtet, das zwar trotz Fertigstellung im Jahr 2005 wegen Baumängeln nie in Betrieb genommen wurde.[14]
Einzelnachweise
- Genuario Belmonte, Salvatore Moscatello, Anna Maria Miglietta, Bilal Shkurtaj: Ecotourism in Albania: the proposal of naturalistic routes in the Vlora region. In: Thalassia Salentina. Band 31, 2008, S. 25, doi:10.1285/i15910725v31p13.
- News 24: Narta, fshati me 2 gjuhë, ku nxirret verë dhe raki e mirë auf YouTube, 28. August 2017, abgerufen am 19. April 2020.
- Top Channel: Narta e braktisur. Bij e nipër në emigracion auf YouTube, 10. Dezember 2018, abgerufen am 20. April 2020.
- Një fundjavë në fshatin e bukur të Nartës dhe Zvërnecit – Tradita të veçanta që tërheqin vëmendje. In: Scan TV. 22. September 2017, abgerufen am 19. April 2020 (albanisch).
- Ben Adoni: Për ta është gjithmonë dje! / Forever Stuck in Yesterday! In: Konrad-Adenauer-Stiftung (Hrsg.): Fshatrat fantazmë. Emigrimi versus burimet potenciale të Shqipërisë / Ghost Villages. Emigration Versus Potential Resources of Albania. Tirana 2020, S. 37 (kas.de [PDF; abgerufen am 1. März 2021]).
- Peisazhi i mbrojtur „Vjosë-Nartë“. (PDF) In: infrastruktura.gov.al. Abgerufen am 19. April 2020 (albanisch).
- Karte der albanischen Schutzgebiete. In: Agjensia Kombëtare e Zonave të Mbrojtura. Abgerufen am 20. April 2020.
- Offizielle Karte 1:50'000 des militärischen kartographischen Amtes Albaniens, Blatt K-34-123-D Vlora, 2. Auflage 1982.
- K. Lohr: Die völkischen Minderheiten Albaniens. In: Petermanns Geographische Mitteilungen. Band 76, Nr. 3–4, 1930, S. 74 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Festa e karnavaleve, fshati Nartëfeston me këngë, valle dhe humo. In: Shqiptarja.com. 21. April 2014, abgerufen am 19. April 2020 (albanisch).
- Athina Koltsida: Η Εκπαίδευση στη Βόρειο Ήπειρο κατά την Ύστερη Περίοδο της Οθωμανικής Αυτοκρατορίας [Education in Northern Epirus during the late Ottoman Empire: the founding, organisation and operation of greek schools]. Hrsg.: Aristoteles-Universität Thessaloniki. Thessaloniki 2008, S. 249–250 (invenio.lib.auth.gr [PDF; abgerufen am 19. April 2020]).
- Teki Selenica: Shqipria më 1927. Shtypshkronja Tirana, Tirana 1928, S. 533.
- Akademia e Shkencave e RPSSH (Hrsg.): Fjalor enciklopedik shqiptar. Tirana 1985, Stichwort Narta, S. 743.
- The Power Plant in Narta – A History of Failure. In: Exit Albania. 26. Mai 2017, abgerufen am 19. April 2020 (englisch).