Narialkissen

Narialkissen sind hauptsächlich auf die Pars internarica des Nasenspiegels zurückgehende Gebilde im Bereich der Nasenlöcher von Nagetieren und Hasenartigen. Sie bestehen aus zwei mittwärts miteinander verschmolzenen Schenkeln, dem oberen Crus superius und dem unteren Crus inferius. Bei Nagetieren kann der Crus superius einen rundlichen, mit Rhinoglyphen versehenen und als Areola circularis bezeichneten Bereich aufweisen.[1] Der taktilen Wahrnehmung dienend sind die Narialkissen mit einer Kombination aus Merkel-Zellen, Vater-Pacini-Körperchen und freien Nervenendigungen versehen.[2]

Bei Bibern sind die Narialkissen seitwärts in den Rand der Nasenlöcher verlagert.

Narialkissen stellen e​in gemeinsam abgeleitetes Merkmal d​er als Glires zusammengefassten Nagetiere u​nd Hasenartigen dar. Entwicklungsgeschichtlich gliederte s​ich die Pars internarica d​es Nasenspiegels zunächst d​urch eine seichte, q​uer verlaufende Furche zunehmend v​on der Pars supranarica ab. Die Furche entwickelte s​ich zum tieferen Sulcus transversus weiter u​nd die vorstehenden Narialkissen entstanden d​urch die Verkleinerung v​on Teilen d​er Pars supralabialis u​nd durch e​ine Vertiefung d​es mittig verlaufenden Sulcus medianus. Dabei gingen d​ie mit d​em Tastsinn i​n Verbindung gebrachten Rhinoglyphen d​es Nasenspiegels außer a​uf den Narialkissen verloren. Mit d​er Verkleinerung d​es Nasenspiegels u​nd der Beschränkung d​es Tastsinns a​uf vorstehende Bereiche g​ing der Verlust d​es Stöberns, d​es Durchwühlens d​es Bodens m​it der Schnauze, einher. Dies s​teht vermutlich m​it der Entwicklung d​er Nagezähne i​n Verbindung, d​ie auch a​ls Werkzeug z​ur Bearbeitung u​nd zur Erkundung dienen.[3]

Besonders bei Nagetieren sind die Narialkissen vielfältig umgebildet.[4] Ursprünglich sind sie einander genähert, vorstehend und zweischenklig ausgebildet. Sekundär können sie seitwärts verlagert, durch Fehlen des Sulcus transversius mit der Regio supranarica verbunden oder miteinander verschmolzen sein. Sie können zu Polstern reduziert sein, sich im Innenwinkel der Nasenlöcher befinden und nur noch aus einem Schenkel bestehen.[5]

Literatur

  • Manfred Ade: Makroskopische Untersuchungen am Rhinarium der Glires (Rodentia und Lagomorpha). Wissenschaft und Technik, Berlin 1998, ISBN 3-89685-463-1.

Anmerkungen

  1. Ade, 1998 (S. 13)
  2. Ade, 1998 (S. 68)
  3. Ade, 1998 (S. 130–132)
  4. Ade, 1998 (S. 7)
  5. Ade, 1998 (S. 85–88)
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