Museumsspinnerei Neuthal
Die Neuthal Textil- und Industriekultur (NIK) (früher Museumsspinnerei Neuthal) ist eine Zürcher Gedächtnisinstitution. Sie befindet sich im Weiler Neuthal in Bäretswil, Kanton Zürich, in den Gebäuden der ehemaligen Spinnerei des Baumwollindustriellen und Eisenbahnpioniers Adolf Guyer-Zeller.
Das Museum zeigt seit 1993 die Herstellung von Baumwollgarn auf gut erhaltenen und gewarteten Spinnmaschinen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Die historischen Maschinen, die einst weltweit im Einsatz waren, wurden nach Neuthal zurückgebracht, von Fachleuten instand gesetzt und zum Zweck der Vorführung restauriert. Die Museumsbesucher erleben nun die Entstehung des Baumwollgarns vom Ballen bis zum fertigen Garn in mehreren Produktionsstufen: Ballenöffnen, Karden, Strecken, Kämmen, Vorspinnen und Spinnen. Auf geführten Rundgängen demonstrieren Spezialisten sämtliche Spinnprozesse. Die Besonderheiten der eingesetzten Maschinen werden auch mit modernen audiovisuellen Hilfsmitteln erläutert.
Die älteste Maschine, eine Streckmaschine der Firma J. J. Rieter, aus Winterthur, stammt aus dem Jahr 1856. Eine weitere Rarität ist der ebenfalls von Rieter erbaute und nur noch selten zu sehende Wagenspinner, genannt Selfaktor, der aus dem Jahre 1889 stammt. Ein vollständig eingerichtetes Spinnereilabor mit historischen Messgeräten und Prüfmitteln rundet die Ausstellung ab.
Der Verein NIK, der das Museum betreibt, besteht aus den vier Gruppen: Wasserkraft & Arbeit (Industrieensemble seit 1980), Spinnen (Museums-Spinnerei seit 1991), Weben (Rüti-Webmaschinensammlung seit 2010) und Sticken (Handmaschinenstickerei seit 2014).
2017 wird das Industrieensemble Neuthal Bäretswil zum Zentrum einer szenografischen Reise: "Spinnen im Neuthal".[1] Mit der Dampfbahn Bauma-Hinwil (DVZO) gelangten die Zuschauer vom Start in Bauma nach Bäretswil und ins Neuthal, dort zu Fuss durch das Fabrikreal und einzelne Innenräume.[2] Die schauspielerisch, tänzerisch, musikalisch und erzählerisch, mit Ton- und Bildgebung in der Landschaft und in Fabrikräumen unterstützten Szenen gaben dem gruppenweise geführten Publikum Einblicke in die Zeit der Industrialisierung. In der Dampfbahn und auf der Bäretswiler Bahnhofsrampe stand die Figur Adolf Guyer-Zellers im Mittelpunkt, von Schauspielern dargestellt, die auch seine visionären Projekte und Ideen vor Projektionen an der Wand des Bahnhofschuppens inszenierten. In der Geburtsvilla des Fabrikanten, Financiers, Eisenbahnbarons und Politikers stellten mitreissende Szenen den Beginn von Sozialismus und Arbeiterbewegung dar. Alles in Zusammenarbeit von ortsansässigen Laien und professionellen Performern, geleitet vom Führungsduo "Szenografische Projekte T_Raumfahrt" Elisabeth Wegmann und Melanie Mock.[3]
Literatur
- Rico Trümpler: Jahresbericht 2014, Verein zur Erhaltung alter Handwerks- und Industrieanlagen im Zürcher Oberland (VEHI). Zürich 12. Februar 2014.
- Hans-Peter Bärtschi: Industriekultur im Kanton Zürich : Unterwegs zu 222 Schauplätzen des produktiven Schaffens. Rotpunktverlag, Zürich 2009, ISBN 978-3-85869-407-2.
- Sylvia Bärtschi-Baumann; Heinz W. Weiss: Das Industrieensemble Neuthal bei Bäretswil ZH. In: Schweizerische Kunstführer. Nr. 491/492. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 1998 (2. Aufl.), ISBN 3-85782-491-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- Natürli Zürioberland Kultur: Dampfbahnfahrt und inszenierter Rundgang im Industrieareal. (PDF) In: Spinnen im Neuthal. Zürioberland Kultur, 24. August 2017, abgerufen am 19. Dezember 2021.
- Elisabeth Wegmann, Melanie Mock: Spinnen im Neuthal. In: t-raumfahrt.net. 24. August 2017, abgerufen am 19. Dezember 2021.
- YouTube DVZO: Spinnen im Neuthal extended / DVZO -eine Doku-Rückschau. In: Spinnen im Neuthal. DVZO, 20. Dezember 2017, abgerufen am 19. Dezember 2021.