Museum der Stadt Lennestadt
Gebäude
Das Gebäude ist im Jahre 1910 als „Königlich Preußisches Katasteramt Förde“ im Kreis Olpe errichtet worden. Seit 1939 diente das Gebäude anschließend über drei Jahrzehnte hinweg als Verwaltungssitz für das Amt Bilstein und beherbergte nach der Gemeindereform von 1969 noch 15 Jahre lang die Stadtverwaltung Lennestadt. Mit dem Umzug in das neue Rathaus im Ortsteil Altenhundem fand sich eine neue Verwendung des Gebäudes ab 1993 als Museum der Stadt Lennestadt. Im Januar 2014 wurde eine Erweiterung des Museums auf einen Teil des renovierten Bahnhofsgebäudes in Grevenbrück vorgenommen. Es finden dort wechselnde Sonderausstellungen statt. Im Rahmen der Eröffnung wurde der Öffentlichkeit zunächst von Januar bis Juni 2014 eine Sonderausstellung zum Thema „störig!- Kleidung und Mode im Sauerland 1870–1970“ präsentiert. Derzeit wird eine Ausstellung rund um das Thema „Mobilität im Raum Lennestadt“ geplant. Im Mittelpunkt stehen neben der Geschichte der Ruhr-Sieg-Strecke die Herausforderungen aktueller und künftiger Belange des öffentlichen Nahverkehrs. Eine Teilvorstellung des Projekts ist für Mitte Oktober 2020 vorgesehen (s. auch Grevenbrück#Wirtschaft und Verkehr) .
Im Rahmen des Programms „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen. Wir fördern, was Menschen verbindet“ wurden im Mai 2020 für den Umbau bzw. die Neugestaltung des Museums im Alten Amtshaus Mittel in Höhe von 1,173 Mio. Euro bereitgestellt; sie decken 60 Prozent der veranschlagten Kosten. Nach bereits abgestimmten Plänen wird das Gebäude komplett umgestaltet, wobei nach Abriss des Anbaus und Umsiedlung des Stadtarchivs und der Bibliothek neue Ausstellungsräume geschaffen und ein Personenaufzug installiert werden. Für die Dauerausstellung des Museums ist ein neues Konzept vorgesehen. Im Rahmen der Maßnahmen ist auch die Gründung eines „Museumsvereins Lennestadt“ (Arbeitstitel) angedacht, der die musealen Einrichtungen der Stadt (Bergbaumuseum Siciliaschacht, Heimatstube Saalhausen, und ZeitFenster Oedingen u. a.) verknüpft und koordiniert.[1]
Dauerausstellungen
Modernes Leben im Sauerland
Susanne Falk entwarf die Konzeption für ein Stadtmuseum, dessen Schwerpunkt die wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung des Lennestädter Gebietes im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist. Die Dauerausstellung „Moderne Zeiten. Vom Leben im Sauerland 1850–1955“ erstreckt sich über zwei Etagen. Sie stellt ein in vielerlei Hinsicht besonders turbulentes Jahrhundert Lennestädter Geschichte vor. Ein Rundgang startet mit Fotos und Dokumenten über den Bau und die Eröffnung der Ruhr-Sieg-Eisenbahn im Jahre 1861. Mit dem neuen Verkehrsmittel begann für die dörfliche Bevölkerung zwischen Siegen und Hagen ein neues Zeitalter, das gravierende Umwälzungen in allen Lebensbereichen mit sich brachte. Weiterhin werden in der Dauerausstellung auch die sozialen und soziologischen Veränderungen dokumentiert, die sich als Folge des wirtschaftlichen und verkehrstechnischen Umbruchs ergaben: z. B. die Zuwanderung und die religiöse und ethnische Durchmischung der Bevölkerung, die Zeiteinteilung nach der Stechuhr, die Heimarbeitsmöglichkeiten in der Tabak- und Textilindustrie und das menschenunwürdige Lohndumping.
Peperburg bei Grevenbrück
In den Jahren 1980 bis 1986 hatten Mitglieder des Heimatvereins Grevenbrück unter der wissenschaftlichen Leitung von Sigrid Lukanow vom Westfälischen Museum für Archäologie, Zweigstelle Olpe, Grabungen an der hochmittelalterlichen Peperburgruine bei Förde-Grevenbrück durchgeführt und dabei Hunderte von Fundstücken geborgen. In der „Schatzkammer“ sind die wichtigsten Exponate der Peperburg ausgestellt.
Fossiliensammlung
Eine kleine Fossiliensammlung – im Wesentlichen zusammengetragen und pädagogisch aufbereitet von dem verstorbenen Lehrer Karl Borinski – gibt Auskunft über die geologische und biologische Entwicklung der näheren Heimat.
Schulzimmer
Das Schulzimmer im Stile der 1940er Jahre wird als Anlauf- und Versammlungsraum für Besuchergruppen genutzt. Hier können auch Lehrfilme oder Diareihen gezeigt werden.
Gemäldesammlung des Malers Reinhold Bicher
Eine weitere Ausstellung im Museum der Stadt Lennestadt sind Bilder des heimischen Künstlers Reinhold Bicher (1895–1975) aus Grevenbrück. Viele Motive aus der Heimat, der Industrie oder aus dem religiösen Leben werden in der Ausstellung dargeboten. Ebenso Federzeichnungen mit Märchenmotiven, die er in schlechten Kriegszeiten für seine Kinder anfertigte. An manchen Häuserfassaden im Sauerland findet man seine Putzreliefs, die er mit Hilfe der Stuckateure in den frisch aufgezogenen Putz eingebracht und signiert hat.
Gemäldeausstellung Peter Dommes
Zahlreiche Aquarelle hat der 1903 in Halberbracht geborene und aufgewachsene Künstler im Laufe seines Lebens geschaffen. Seine Motive fand er in der Sauerländer Heimat, ebenso im fernen Italien. Viele Momentaufnahmen von Gebäuden, Ortschaften, und aus der Natur sind in seinen Bildern, dezent aber dennoch farbenfroh, festgehalten. In einer Sonderausstellung mit zahlreichen Exponaten gedachte der Heimat- und Verkehrsverein im Jahre 2004 dieses heimischen Künstlers.
Exponate des Monats
Neben den Dauerausstellungen sind die Exponate des Monats ein wichtiger Bestandteil des Ausstellungskonzeptes. Bei den Exponaten handelt es sich in der Regel um Gegenstände des täglichen Lebens, die dem Museum als Leihgabe oder als Zuwendung zur Verfügung gestellt werden. Ein ehrenamtliches Mitglied des Heimat- und Verkehrsvereins befasst sich ausführlich mit der Dokumentation des Wesens und der Funktionsweise des jeweiligen Objektes. Die Exponate vermitteln den Interessenten die Lebensumstände der Menschen in früheren Zeiten.
Sonderausstellungen
Sonderausstellungen werden aus besonderen Anlässen gezeigt. Ein Beispiel ist die im September 2017 am „Tag des offenen Denkmals“ eröffnete Ausstellung „Baudenkmäler im Veischedetal“. Dabei werden die insgesamt rund 40 Baudenkmäler in den Ortsteilen Grevenbrück, Bonzel, Bilstein und Kirchveischede in Bildtafeln dargestellt und beschrieben.
Einbindung des Heimatvereins Grevenbrück
Ende 1989 konnte ein Trägerschaftsvertrag zwischen der Stadt Lennestadt und dem Heimat- und Verkehrsverein Grevenbrück e.V. unterzeichnet werden. Die Stadt Lennestadt schuf die räumlichen und sachlichen Voraussetzungen für das Museum. Der Heimatverein Grevenbrück verpflichtete sich, den regelmäßigen ehrenamtlichen Aufsichtsdienst im Museum zu organisieren und sich um die Vervollständigung der Sammlung zu kümmern. Diese kostensparende Symbiose zwischen der Kommune und einem örtlichen kulturtragenden Verein dauert bis heute an. Dem Heimatverein steht im Museumsgebäude ein kleiner Versammlungsraum zur Verfügung.
Literatur
- Beitrag Jedes Stück hat seine eigene Geschichte-"Exponat des Monats" wird zehn Jahre alt, Walter Stupperich stellt das Museums-Projekt vor, in: Westfalenpost, Zeitung für den Kreis Olpe, Ausgabe vom 28. Oktober 2017.
- Moderne Zeiten, Vom Leben im Sauerland 1850–1955, Rundgang durch die Ausstellung, Stadt Lennestadt, Der Bürgermeister, 2007.
- Sauerland, Zeitschrift des Sauerländer Heimatbundes, Nr. 4/Dezember 2007 Seite 189 Bericht: F-J. Schütte.
- Reinhold Bicher 1895–1975, Zum hundertsten Geburtstag, Ausstellungskatalog des Heimat und Verkehrsvereins Grevenbrück e.V. und der Stadt Lennestadt.
- Peter Dommes, Ein Künstler und seine Heimat, Ausstellungskatalog des Heimat und Verkehrsvereins Grevenbrück e.V. und der Stadt Lennestadt.
Einzelnachweise
- vgl. Beitrag Mehr als eine Millionen Euro Förderung, in: Sauerlandkurier für den Kreis Olpe, Ausgabe vom 9. Mai 2020