Musculus longus colli
Der Musculus longus colli, auch Musculus longus cervicis genannt (von lateinisch musculus „Muskel“, longus „lang“, collum „Hals“ bzw. griechisch kerbikárion „Kopfhalter“), zu deutsch langer Halsmuskel, ist ein quergestreifter Muskel (Skelettmuskel), welcher am ventralen Teil der Halswirbelsäule zwischen deren ersten Halswirbel (dem Atlas) und dem dritten Brustwirbel verläuft. Der Muskel lässt sich in drei Teile gliedern:
- Pars obliqua superior musculi longi colli: Ursprung Tubercula anteriora der Querfortsätze der Halswirbel 3 bis 5, Ansatz Tuberculum anterius des Atlas
- Pars recta musculi longi colli (liegt zwischen den anderen zwei Anteilen); Ursprung Vorderseiten der Halswirbelkörper 5 bis 7 und Vorderseiten der Brustwirbelkörper 1 bis 3, Ansatz Vorderseiten der Halswirbel 2 bis 4
- Pars obliqua inferior musculi longi colli: Ursprung Vorderseiten der Brustwirbelkörper 1 bis 3, Ansatz Tubercula anteriora der Querfortsätze der Halswirbel 5 und 6.
Musculus longus colli |
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ventrale Halsmuskulatur des Menschen (Musculi longi colli rot eingefärbt) |
Ursprung |
Pars obliqua superior: – (Tubercula anteriora der) Querfortsätze der Halswirbel 3 bis 5 Pars recta: Pars obliqua inferior: |
Ansatz |
Pars obliqua: – (Tuberculum anterius des) Atlas Pars recta: Pars obliqua: |
Funktion |
Einseitig: Lateralflexion und Rotation der Halswirbelsäule zur ipsilateralen Seite Beidseitig: |
Innervation |
Ramus ventralis des ersten Nervus cervicalis |
Spinale Segmente |
C1 |
Die Blutversorgung erfolgt über die Arteria cervicalis ascendens, Arteria vertebralis, Arteria cervicalis profunda und Arteria intercostalis suprema.[1]
Funktion
Der einseitig isolierte Musculus longus colli führt bei seiner Kontraktion zu einer Beugung zur Seite des aktiven Muskels hin und Rotation (Drehung) der Halswirbelsäule. Bei beidseitiger Kontraktion führt er zu einer Ventralflexion (Beugung nach vorne) der Halswirbelsäule.
Klinische Bedeutung
Der Muskel wird häufig durch Schleudertraumata verletzt, welche ihre Ursache meistens in Autounfällen haben.
Einige Wissenschaftler führen die fehlerhafte Lordose von Schleudertraumapatienten auf Verletzungen dieses Muskels zurück.
Literatur
- Michael Schünke, Erik Schulte, Udo Schumacher: Prometheus. Lernatlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4., überarb. und erw. Auflage. Thieme, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-13-139524-5.
- Lexikon der Medizin. 5. Auflage. Hoffmann-La Roche (tk.de).
Einzelnachweise
- Bernhard Tillmann: Atlas der Anatomie. 2. Auflage. Springer-Verlag, 2010, ISBN 978-3-642-02680-5, S. 567.