Monobloc-Stuhl
Der Monobloc ist ein seit den frühen 1970er Jahren gefertigtes stapelbares Kunststoff-Sitzmöbel. Namensgebend ist die Spritzgussfertigung aus Polypropylen in einem Stück (monobloc) und einem Arbeitsgang.
Als Erfinder des Monobloc gilt der französische Ingenieur Henry Massonnet aus Nurieux-Volognat mit seinem „Fauteuil 300“, der heute den Prototyp des billigen Kunststoffstuhls verkörpert.[1] Unterstützung bei der Entwicklung bekam er von seinem langjährigen Freund, dem Designer Pierre Paulin, der bereits viele Stühle entworfen, und sich auch als Raumausstatter einen Namen gemacht hatte.[2]
Der Monobloc war anfangs mit einem Preis von 300 Französischen Franc (ca. 46 Euro) ein teurer Ladenhüter. Massonnet optimierte die Herstellung so weit, dass ein Produktionszyklus weniger als zwei Minuten dauerte, und brachte über seine Firma „Stamp“ die neuen Modelle Tango, Boston und Sirtaki auf den Markt.
Mit einer Spritzgussform ließen sich in 24 Stunden bis zu 1500 Stühle produzieren, die Kosten für die Herstellung betrugen dann nur noch in etwa so viel, wie ein einzelner Stuhl wog: 2,50 Euro für 2,5 kg Kunststoffgranulat.[2] Merkmale des Monobloc, der als Stuhl, Sessel und Hocker gefertigt wird, sind sein geringes Gewicht, die Stapelbarkeit und sein günstiger Preis. Der Monobloc ist weltweit verbreitet und vermutlich das in größter Zahl hergestellte Möbel.[2]
1998 weckte der Stuhl in der 2. Deutschen Fußball Bundesliga mediale Aufmerksamkeit. Horst Ehrmantraut, damaliger Trainer der Eintracht Frankfurt, verfolgte die Heimspiele seiner Mannschaft – anders als üblich – abseits der Trainerbank von einem Monobloc aus. Kultstatus erreichte der Stuhl, nachdem im selben Jahr der Aufstieg in die nächsthöhere Liga unter Ehrmantraut gelang. Heute befindet sich der als „Aufstiegsstuhl“ bekannte Monobloc im Eintracht Frankfurt Museum.[3]
Arnd Friedrichs und Kerstin Finger veröffentlichten 2010 ein Buch über den Monobloc-Stuhl[4].
Hauke Wendler drehte seit 2013 einen Dokumentarfilm über den Stuhl, der im Januar 2022 in die deutschen Kinos kam.[5]
- Der Monobloc
- Joe Colombo: Stuhl Universale 4867, 1965, Kunststoff, zweiteilig, höhenverstellbar und stapelbar. Vorgänger des einteiligen Monobloc-Stuhls.[6]
- Helmut Bätzner: Stuhl BA1171, auch Bofinger-Stuhl, Entwurf 1964, erste Ausführung Bofinger 1966, Kunststoff, einteilig, stapelbar.
Weblinks
- 2017: Monobloc. Ein Stuhl für die Welt, Vitra Design Museum, Schaudepot, Weil am Rhein.[7]
- 2021: Der Film Monobloc (Regie Hauke Wendler), Dok.fest, München[8]
- 2022: Hauke Wendler: Monobloc. Auf der Spur von einer Milliarde Plastikstühlen. Podcast in 7 Folgen. NDR, 2022, abgerufen am 1. Februar 2022.
Einzelnachweise
- Sie haben einen Designklassiker in Ihrem Garten stehen. In: Naomi Gregoris, TagesWoche, Basel, tageswoche.ch. 14. März 2017, abgerufen am 5. November 2019.
- Monobloc der meistgehasste Stuhl der Welt. In: Florian Siebeck, Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, www.faz.net. 4. Mai 2017, abgerufen am 5. November 2019.
- Das Rhein-Main-Derby und Ehrmantrauts "Aufstiegsstuhl". 17. Dezember 2021, abgerufen am 21. Dezember 2021.
- Arnd Friedrichs, Kerstin Finger: 220 °C Virus Monobloc – The Infamous Chair. 1. Auflage. Gestalten, Berlin 2010, ISBN 978-3-89955-317-8.
- https://www.rbb-online.de/rbbkultur/radio/programm/schema/sendungen/der_tag/archiv/20220128_1600/gast_im_studio_1710.html
- Monobloc Chair: Joe Colombo and Vico Magistretti
- Der Allgegenwärtige in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 30. April 2017, Seite 53
- Hauke Wendler im Gespräch mit Gesa Ufer: Dokumentarfilm "Monobloc" - Ein billiger Plastikstuhl erobert die Welt. Deutschlandfunk Kultur, 6. Mai 2021, abgerufen am 7. Mai 2021.