Michael Nitsche
Michael Nitsche (* 1961 in Lüneburg) ist ein deutscher Künstler. Seinen Schaffensschwerpunkt bilden plastische Arbeiten.
Ausbildung und Werdegang
Von 1981 bis 1988 studierte Michael Nitsche Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, ab 1987 als Meisterschüler bei Peter Voigt. 1991 erhielt Nitsche ein DAAD-Stipendium für London und schloss am Chelsea College of Art and Design ein postgraduierten Studium an. 1992 kehrte er nach Braunschweig zurück. Ab den späten 1990er Jahren vermehrten sich Nitsches Ausstellungsaktivitäten in öffentlichen Institutionen und Galerien sowie seine Messebeteiligungen (Preview Berlin, Parkfair Wien, Viennafair Wien).
Arbeiten von Michael Nitsche befinden u. a. sich im Besitz der Städtischen Kunstsammlung Jena[1] und der Kunstsammlung der Stadt Salzgitter[2].
Werk
Nach vorwiegend malerischer und druckgrafischer Ausdrucksweise in den späten 1980er und frühen 90er Jahren verlagerte sich Michael Nitsches künstlerische Schaffen ab Mitte der 90er Jahre auf plastische Ausdrucksformen. In den ausgehenden 90er Jahren entstanden erstmals Objekte hybrider Wesen aus Lumpen, (Kunst-)Fellen und Stofftieren, oft in prozessionshaften Konstellationen, verharrend in einer situativen Bewegungsstarre durch einen Überzug aus Paraffin. In Figurengruppen miteinander verknüpft bildeten sie einen eigenen, hermetischen Kosmos. Beginnend mit den 2000er Jahren kamen Geweihe und Knochen, ab den 2010er Jahren zunehmend Präparate von Tieren oder Teile von ihnen hinzu. Inhaltlich nimmt Nitsche in drastischer, oft roher Formensprache Bezug auf alte Volksmärchen, archaische Riten und Mythen von Naturvölkern und deren ganzheitliches Weltbild, um dem technisierten Alltag moderner Industriegesellschaften eine intuitiv erfassbare Weltordnung entgegenzusetzen[3]. Seine Fabelwesen fungieren als Stellvertreter aus einer anderen Welt, die, zur Schau gestellt in der Traditionen der früheren Wunderkammern, dem öffentlichen Blick standhalten und mit ihrem Dasein dem Jetzt trotzen.
Er lebt und arbeitet in Braunschweig.
Einzelausstellungen (Auswahl)
- 2014: Ein kleines Stück von mir ist ein kleines Stück in Dir, einRaum5-7, Braunschweig
- 2013: It hurts me so beautifully, Galerie Michaela Stock, Wien (Ausstellungen auch 2010/11, 2009)
- 2012: HARRY‘S HAFENCITY BASAR Wohnen in der Kunst (mit Monstern), cato jans art-lounge projects, Hamburg
- 2009: Demon Darlings, Städtische Museen Jena, Jena
- 2008: Milchträumer, Kunstverein Würzburg, Würzburg
- 2008: Exile in Dreams, Dortmunder Kunstverein, Dortmund
- 2006: Animal Reloaded II, Henrike Höhn Galerie, Berlin (Ausstellung auch 2005)
Gruppenausstellungen (Auswahl)
- 2014: Ubique – Neue Kunst aus Niedersachsen, Salon Salder, Salzgitter (Katalog)
- 2013: Appassionata – Die Sammlung Selinka im Dialog, Kunstmuseum Ravensburg, Ravensburg
- 2012: Wunschbilder, Neuerwerbungen der Kunstsammlung Jena, Städtisches Museum Jena, Jena
- 2011: sensitiv EXTRA, Museum of Contemporary Art (MSU), Zagreb
- 2008: Best before …, Stadtgalerie Klagenfurt, Klagenfurt
- 2008: Lustwarande 08 – Wanderland, Fundament Foundation Tilburg, Tilburg
- 2008: Tier + Mensch, Galeriehaus Nord, Nürnberg (Katalog)
- 2008: Michael Nitsche (Plastik) mit Sigga Bjorg Sigurdardottir (Malerei), Kunstverein Uelzen, Uelzen
- 2007: Best before ..., Neuer Kunstverein Aschaffenburg, Aschaffenburg
- 2004/05: Keine Angst vor Schönheit, Museum van Bommel van Dam, Venlo / Gerhard Marcks-Haus, Bremen
- 1991: Kunstpreis Junger Westen, Kunsthalle Recklinghausen, Recklinghausen (Katalog)
- 1987: 3rd Int. Biennial Print Exhibit, Taipeh / Taiwan (Katalog)
Literatur / Kataloge
- Stephanie Borrmann: Zwischen Traum und Realität. In: Ubique – Neue Kunst aus Niedersachsen, Salon Salder, Salzgitter 2014.
- Berthold Ecker: Ein Höllenritt durchs Leben. In: Michael Nitsche. It hurts me so beautifully, Galerie Michaela Stock, Wien 2013, ISBN 978-3-902768-25-4.
- Erik Stephan: Zwischen Lebensprinzip und Formerfindung. In: Michael Nitsche. Demon Darlings, Städtische Museen Jena, Jena 2010, ISBN 978-3-942176-02-6.
- hybrid und muse, Galerie Michaela Stock, Wien 2009.
- Laurie Cluitmans: Aus den Wunderkammern des 21. Jahrhunderts. In: Michael Nitsche. No Sleep ’til Ragnarök, Michael Nitsche (Hrsg.), Braunschweig 2008.
- Laurie Cluitmans: No Sleep 'til Ragnarök. In: Lustwarande 08 – Wanderland, Fundament Foundation Tilburg, Tilburg 2008.
- Tier + Mensch, Galeriehaus Nord, Nürnberg 2008.
- Bernd Reiß: Affekäfer – Zwischen Geheimnis und Unbehagen. Die Plastiken Michael Nitsches. In: Best Before..., Neuer Kunstverein Aschaffenburg, Aschaffenburg 2007.
- Lukas Gehrmann: Ice Flowers on Pink Skin, Galerie Michaela Stock, Wien 2007.
- Arie Hartog: Keine Angst vor Schönheit – (Kunsthistorische) Überlegungen zu einer Ausstellung. In: Keine Angst vor Schönheit, Gerhard-Marcks-Haus, Bremen 2004, ISBN 978-3-924412-49-4.
- Arie Hartog: Die Rückeroberung der Träume. In: Michael Nitsche. Milchträumer – Plastische Arbeiten 1997-2004, Michael Nitsche (Hrsg.), Braunschweig 2004, ISBN 978-3-00-014833-0.
Auszeichnungen / Stipendien / Förderungen
- 2014: Projektstipendium Idee, Stiftung NORD/LB Öffentliche
- 2010: Arbeitsstipendium Wien, Galerie Michaela Stock, Wien und Stadt Wien
- 2008: Projektstipendium: Ausstellung Kirche der Tiere und Künstlerbuch No Sleep ’til Ragnarök, Stiftung NORD/LB Öffentliche, Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und Stadt Braunschweig, Braunschweig
- 2004: Projektstipendium: Katalogbuch Milchträumer, Stiftung NORD/LB Öffentliche und Vereinigter Braunschweigischer Kloster- und Studienfonds, Braunschweig
- 2001: Projektstipendium: Fotografie mit Sandra Munzel, Stiftung NORD/LB-Öffentliche, Braunschweig
- 1991–1992: DAAD-Stipendium London
- 1987: 1. Preis der 3rd International Biennial Print Exhibit 1987 R.O.C, Taipeh / Taiwan
Weblinks
- Literatur von und über Michael Nitsche im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webpräsenz von Michael Nitsche auf nitsche-michael.de
Einzelnachweise
- Städtische Kunstsammlung Jena.
- Internetseite Salon Salder, Kunstsammlung der Stadt Salzgitter.
- zitiert nach Jessica Reintjes: Michael Nitsche. Ein kleines Stück von mir ist ein kleines Stück in Dir, Text zur Ausstellung einRaum5-7, Braunschweig.