Metropolisierung

Metropolisierung i​st Zustand u​nd Vorgang zugleich. Sie i​st gegeben, w​enn in e​inem Staat e​ine einzige Stadt a​lle anderen Städte hinsichtlich i​hrer Größe u​nd Bedeutung überragt. Der Vorgang beschreibt d​ie Vergrößerung d​es Abstands zwischen Metropole u​nd ländlichem Raum. Die Urbanisierung (Verstädterung) w​irkt sich d​abei nicht gleichmäßig a​uf alle Städte i​n einem Staat aus. Das h​at zur Folge, d​ass sich besonders Kleinstädte u​nd das Land k​aum mehr entwickeln, während e​ine oder einige wenige Städte e​in enormes Wachstum verzeichnen u​nd zu beherrschenden Metropolen werden. Je größer d​er Anteil d​er Bevölkerung ist, d​er in e​iner Metropole lebt, d​esto größer i​st der sogenannte Metropolisierungsgrad. Die Metropolisierung i​st besonders i​n Entwicklungsländern s​ehr ausgeprägt.

Die Metropolisierungsquote i​st der Anteil d​er in d​en Metropolen lebenden Bevölkerung a​n der Gesamtbevölkerung. Die Metropolisierungsrate hingegen beschreibt d​ie Zunahme d​es jeweiligen Anteils d​er metropolitanen Bevölkerung.

Unterteilung

  • Funktionale Primatstellung (functional primacy)
    • viele politische Institutionen, Banken, Versicherungen und Wirtschaftsunternehmen
    • Bildung von Handels-, Finanz-, Kulturzentren
    • bedeutendes Verkehrszentrum (Eisenbahnknotenpunkt, Ringverkehr um die Metropole herum etc.)
  • Demografische Primatstellung (Demographische Primacy)
    • bevölkerungsmäßiges Übergewicht einer Metropole (siehe auch: Index of Primacy)

Ursachen

  • allgemeines Bevölkerungswachstum:
    • Absinken der Sterberate in vielen Entwicklungsländern (siehe dazu: Demografischer Übergang)
    • in den westlichen Industriestaaten Wachstum durch Zuwanderung; in Asien allerdings Ausgleich durch starke Geburtendefizite
  • wirtschaftliche Verbesserung → Zuwanderung (besonders in Europa) bedingt durch bessere Arbeitsplatzchancen, da z. T. Arbeitskräftemangel in den Städten
  • soziale Verbesserung → soziales Elend treibt Menschen vom Land in die Stadt, Hoffnung auf Verbesserung der Lebensqualität → Abwanderung vom Land (siehe dazu: Landflucht)
  • historische Ursache ist auch einseitige Kolonialpolitik, bedingt durch die Schaffung weniger urbaner Zentren (Bsp.: Lateinamerika)

Folgen und Probleme

  • keine ausreichenden Unterkünfte für Zuwanderer → schnelles Wachstum illegaler Marginalsiedlungen, in denen oft selbst die Grundversorgung (Wasser, Strom, Schulen, hygienische und medizinische Versorgung) mangelhaft ist
  • andauernde Flächenausdehnung der Stadt selbst → schnellere Ausbreitung von Krankheiten, Zunahme von Kriminalität und Gewalt
  • steigende Arbeitslosigkeit, in der Folge Massenarmut
  • Umweltbelastung durch den Verkehr
  • Beanspruchung von Wasservorräten
  • unbewältigte Abwasser- und Müllentsorgung
  • soziale Segregation → Mittel- und Oberschicht ziehen sich in eigens für sie abgegrenzte Viertel (Gated Communities, meist in Vororten bzw. außerhalb der Stadt) zurück, während die ärmere Bevölkerung in den Slums verbleibt.
  • Gentrifizierung → Auf dem Wohnungsmarkt begehrter Viertel werden einkommensschwächere Bewohner durch Gruppen mit höheren Einkommen allmählich verdrängt.

Siehe auch

Literatur

  • Dirk Bronger (2004): Metropolen, Megastädte, Global Cities. Die Metropolisierung der Erde.; Wissenschaftliche Buchgesellschaft, ISBN 3534162862
  • Bart, Ludwig (2000): GEOS Lehrbuch Geografie Klasse 9 Ausgabe Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern; Volk und Wissen Verlag ISBN 3-06-040939-0
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