Messe solennelle (Berlioz)
Geschichte
Die Messe solennelle entstand im Jahr 1824. Zu dieser Zeit studierte Berlioz am Pariser Conservatoire; der französische Kirchenmusiker Jean-François Lesueur war sein Lehrer. Dem war ein Konflikt zwischen dem Komponisten und seinem Vater, dem Arzt Louis Berlioz – dieser wünschte, dass sein Sohn Medizin studierte und eines Tages seine Landarztpraxis übernehmen sollte – sowie ein abgebrochenes Medizinstudium an der École de Médecine vorausgegangen.
Den Auftrag zur Messe solennelle bekam Berlioz im Mai 1824 für Ende Dezember des Jahres – vielleicht auf Vermittlung durch Lesueur – von Masson, dem Chorleiter der St-Roch-Kirche.[1] Möglicherweise aus diesem Grund verlangte Louis Berlioz von seinem Sohn, nach Hause zurückzukehren.[2] Berlioz’ Aufenthalt verlief zunächst angenehm; er und sein Vater führten sogar Gespräche über Musik.[3] Während einer Stippvisite bei seinem Onkel Victor versuchte er, mit der Arbeit an der Messe zu beginnen.[4] Doch kurz nach Berlioz’ Rückkehr nach Paris kippte die Stimmung.[5] Möglicherweise hatte die gute Atmosphäre Berlioz zu der Fehlannahme verleitet, sein Vater habe sich mit dem Berufswunsch seines Sohnes abgefunden; hinzu kam die emotionale Reaktion seiner Mutter auf die Situation.[5] Auch nach seiner Rückkehr nach Paris beharrte Berlioz weiter auf seinem Standpunkt.[5]
Die Generalprobe für die Messe am 27. Dezember 1824 war jedoch ein Misserfolg.[6] Die Gründe lagen unter anderem in der Abwesenheit vieler Musiker des Orchesters, in den mangelhaften Orchesterstimmen und in dem zu hohen Schwierigkeitsgrad der Messe für den Knabenchor.[6] Der daraufhin folgende scharfe Briefwechsel zwischen Vater und Sohn wurde auf Berlioz’ Bitte hin von seinem Onkel Victor geschlichtet.[7] Nach einer Überarbeitung der Messe wurde der 10. Juli 1825 als neuer Aufführungstermin festgesetzt.[8] Berlioz’ Freund Augustin de Pons lieh ihm das nötige Geld und organisierte Chor und Orchester.[9] Seiner Schulden wegen bezog Berlioz u. a. eine günstigere Wohnung und gab Flöten- und Gitarrenunterricht.[10]
Die Aufführung der Messe wurde ein großer Erfolg bei Publikum und Presse.[11] Es folgten positive Besprechungen der Messe im Journal des débats, Moniteur universel, dem Drapeau blanc, dem Journal de Paris und dem Aristarque français.[11]
Der Erfolg verhalf Berlioz zu einer besseren Position seinen Eltern gegenüber und machte ihn sowohl emotional als auch finanziell von ihnen unabhängiger.[12]
Später verwarf Berlioz die Messe und vernichtete das Aufführungsmaterial; nur das Resurrexit überlebte.[13] Im Jahr 1991 wurde ein komplettes Autograph des Werkes wiederentdeckt.[13]
Literatur
- David Cairns: Berlioz – The Making of an Artist, 1803–1832, Volume One. Penguin Press, London 1999, ISBN 0-14199-065-1
Weblinks
- Messe solennelle: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
Einzelnachweise
- Cairns, Band 1, S. 149–150
- Cairns, Band 1, S. 151–152
- Cairns, Band 1, S. 152–157
- Cairns, Band 1, S. 156
- Cairns, Band 1, S. 156–162
- Cairns, Band 1, S. 165–167
- Cairns, Band 1, S. 167–172
- Cairns, Band 1, S. 174
- Cairns, Band 1, S. 175
- Cairns, Band 1, S. 175–176
- Cairns, Band 1, S. 176–178
- Cairns, Band 1, S. 180–184
- Cairns, Band 1, S. 179–180