Melissa Farley (Psychologin)
Melissa Farley (geboren 1942) ist eine amerikanische klinische Psychologin, Wissenschaftlerin[1][2] und Aktivistin gegen Prostitution und Pornographie.[3][4] Farley ist am weitesten bekannt für ihre Forschung über die Folgen von Prostitution, Menschenhandel und sexueller Gewalt. Sie ist die Gründerin und Leiterin der Organisation Prostitution Research and Education.
Karriere
Farley war in der Beratung von der Regierung, Gesundheitsorganisationen und Organisationen gegen Menschenhandel tätig. Darunter unter anderem für die Vereinten Nationen und das US-Außenministerium. Sie ist ein Mitglieder der Fakultät für das Center for World Indigenous Studies. Sie betreibt Forschung und unterrichtet auf dem Gebiet der sozialen Veränderung in Yelapa, Mexico. Farley hat über 49 Veröffentlichungen im Bereich von Gewalt gegen Frauen, Prostitution, Pornographie und Menschenhandel. Ihre Forschung wurde von Regierungen in Südafrika, Kanada, Frankreich, Neuseeland, Ghana, Schweden, Großbritannien und den Vereinigten Staaten genutzt, um Gesetzgebung zum Bereich Prostitution und gegen Menschenhandel zu entwickeln.
Frauen in der Prostitution
Seit 1993 hat Farley Prostitution und Menschenhandel in 14 Ländern untersucht. Sie hat viele Studien geleitet bei denen hohe Raten von Gewalt und posttraumatischen Belastungsstörungen bei Frauen in der Sexindustrie festgestellt wurden.[2]
Im Jahre 2003 veröffentlichte sie zum Beispiel ein Paper zu Prostitution in neun Ländern (Kanada, Kolumbien, Deutschland, Mexiko, Südafrika, Thailand, der Türkei, den Vereinigten Staaten und Zambia). Darin wurden 854 Personen, die Prostituierte waren oder vor Kurzem aus der Prostitution ausgestiegen sind, befragt.[5] Unter ihnen waren Straßenprostituierte, legale und illegale Bordellmitarbeiterinnen. Dabei berichteten 71 Prozent der Befragten, dass sie Opfer von Gewalt wurden während sie in der Prostitution arbeiteten. 63 Prozent sagten, dass sie vergewaltigt wurden. 68 Prozent erfüllten die Kriterien für eine posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). 89 Prozent wollten aus der Prostitution aussteigen, aber hatten keine realistische Möglichkeit, dies zu schaffen.
Dabei argumentierten Farley und ihre Mitautoren, dass sie mit ihren Resultaten Mythen über Prostitution widerlegten. Nämlich, dass Straßenprostitution schlimmer als Prostitution in Bordellen sei. Oder dass männliche Prostituierte weniger leiden als weibliche. Daneben auch, dass Prostituierte sich freiwillig prostituieren würden. Oder, dass Menschenhandel und Prostitution nicht meistens überschneiden. Oder, dass Dekriminalisierung von Prostitution zu einer Verringerung von Gewalt und negativen Folgen für die Prostituierten führen würde.
1998 veröffentlichte Farley zusammen mit Howard Barkan eine Studie zu Prostituierten in Sand Francisco. Dabei berichteten 57 % dieser, dass sie in der Kindheit sexuell missbraucht worden waren. 49 % berichteten, dass sie in der Kindheit geschlagen wurden. In ihrer Zeit als Prostituierte waren 68 % vergewaltigt worden, 82 % waren Opfer einer Gewalttat geworden und 83 % wurden mit einer Waffe bedroht. Je mehr Gewalt die Befragten erfahren hatten, desto höher war die Wahrscheinlichkeit und schwere einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). 84 % der Befragten gaben an über eine Zeit obdachlos gewesen zu sein.[6]
Im September 2007 veröffentlichte Farley ein Buch zu Prostitution und Menschenhandel in Nevada. Sie schrieb, dass obwohl es in Nevada legale Bordelle gibt, 90 % der Prostitution illegal betrieben wird. Las Vegas war nach ihrer Untersuchen ein Hauptziel von Menschenhändlern. 81 % der Prostituierten, die in legalen Bordellen arbeiteten, wollten gerne die Sexindustrie verlassen, aber es war ihnen nicht möglich. Während der Studie wurde Farley nach ihrer Aussage von einem Bordellbesitzer mit einer Waffe bedroht.[7][8]
Farley wurde dafür kritisiert, dass ihre Forschung größtenteils von Organisationen, die gegen Menschenhandel arbeiten, finanziert wird. Zum Beispiel wurde eines ihrer Projekte zu 30 % vom United States Department of State Office to Monitor and Combat Trafficking in Persons finanziert wurde. Sie sagte dazu, dass ihre Methoden und Schlüsse bei der Forschung nicht dadurch beeinflusst werden würden.[9]
Männer, die Sex kaufen
Farley war an mehreren Studien zu Männern, die Sex kaufen, beteiligt. In der ersten Studie (2008), welche Sexkäufer in Edinburgh und Chicago untersuchte, wurden 100 Männer befragt. Sie zeigten entmenschlichende Einstellungen gegenüber Prostituierten (und gegen Frauen generell). Viele dieser Männer beschrieben ihr Verhalten als eine Art Sucht. Ein großer Teil sagte, dass sie nicht mehr Sex kaufen würden, wenn die Gefahr bestünde, dass sie dafür öffentlich bloßgestellt werden würden.[10][11][12] In einer Studie aus dem Jahr 2012 in Kambodscha wurden ähnliche Ergebnisse festgestellt.[13]
Weitere Forschungsbereiche
Farley hat mehrere Studien für das Kaiser Foundation Research Institut über die anhaltenden Folgen von sexuellem Missbrauch und Trauma für die Opfer durchgeführt. Dort wurden höhere Raten von Dissoziation und Somatisation in Patienten, die Opfer von sexuellem Missbrauch wurden.[14][15][16] Dabei traten die Symptome auch häufiger auf, je mehr Täter die Opfer missbraucht hatten. Eine Studie zeigte, dass Opfer von sexuellem Missbrauch häufiger an posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) litten, öfter Arztbesuche machen mussten und auch dass Personen mit verschwommenen Erinnerungen an Missbrauch häufiger als Personen, ohne Missbrauchserfahrungen an posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) litten.
Prostitution Research and Education
Farley ist die Gründerin und Direktorin von Prostitution Research and Education, einer Organisation in San Francisco.[17][18] Sie wird von Frauenzentren in San Francisco finanziert. Die Organisation forscht im Bereich der Prostitution, Pornographie und des Menschenhandels. Sie stellt auch Trainings und Beratung für Wissenschaftler, Aussteiger aus der Sexindustrie, Aktivisten und Politiker bereit. Das erklärte Ziel der Organisation ist es „Prostitution abzuschaffen und für Alternativen dieser zu werben.“ Sie bietet ebenfalls Unterstützung und gesundheitliche Versorgung für Prostituierte an.[19]
Aktivismus
Farley setzt sich für die Abschaffung der Prostitution ein.[20] Ihre Begründung ist, dass die Prostituierte beim Sexkauf meistens extrem machtlos ist, was dazu führt, dass es sich im einen inhärent traumatisierenden und ausbeuterischen Akt handelt.[21] Sie setzt sich für das Nordische Modell für Prostitution ein, bei dem der Kauf von Sex, Zuhälterei und Menschenhandel illegal sind, aber der Verkauf von Sex dekriminalisiert wird. Sie ist der Meinung, dass vom Sozialsystem Hilfen für Prostituierte bereitgestellt werden sollten, damit sie aussteigen können.
Farley ist Anti-Pornographie-Aktivistin.[3] Im Jahr 1985 leitete sie zusammen mit Nikki Craft eine nationale Kampagne gegen Penthouse. Dabei wurden Ausgaben von Penthouse und Hustler wegen gewalttätiger Pornographie denunziert und zerstört. Farley wurde 13 Mal wegen dieser Aktionen in neun Staaten festgenommen.[22][23] Im März 2007 machte sie eine Aussage bei Anhörungen bezüglich des Kaufes des Zeughauses von San Francisco durch den Pornoproduzenten Kink.com. Dabei verglich sie die Veröffentlichungen von Kink.com mit dem Missbrauch von Strafgefangenen im Folterskandal von Abu Ghuraib.[24] Farley ist gegen Sadomasochismus. In ihrem Essay "Zehn Lügen über Sadomasochismus" beschreibt sie ihre Opposition zu BDSM Praktiken und beschreibt diese als schädlich, missbräuchlich und frauenfeindlich.[25]
Am 29. April 2009 war Farley eine der geladenen Diskutanten bei der Debatte im Radioprogramm Intelligence Squared U.S. mit dem Titel "It is wrong to pay for sex" ("Es ist falsch für Sex zu bezahlen").[26]
Einzelnachweise
- Kevin Foley: Slick S.F. posters advocate decriminalizing prostitution. In: San Francisco Examiner, San Francisco Media Company, 14. August 1995.: "Melissa Farley, a San Francisco clinical and research psychologist who helped to interview 130 local prostitutes for a survey,…
- Abigail Zuger: Many prostitutes suffer combat disorder, study finds. In: New York Times, The New York Times Company, 18. August 1998.: "Dr. Melissa Farley, a psychologist and researcher at the Kaiser-Permanente Medical Center in San Francisco who directed the study with colleagues from Turkey and Africa."
- Melissa Farley: Prostitution: The oldest use and abuse of women. In: off our backs. 24, Nr. 5, Mai 1994, S. 14–15, 22.
- Patrick Hoge: Sober forum, street theater on prostitution ballot issue. In: San Francisco Chronicle, Hearst Corporation, 31. August 2004.
- Melissa Farley: Prostitution and trafficking in nine countries: Update on violence and posttraumatic stress disorder. In: Journal of Trauma Practice. 2, Nr. 3–4, Januar 2004, S. 33–74. PDF.
- Melissa Farley, Howard Barkan: Prostitution, violence, and post-traumatic stress disorder. In: Women & Health. 27, Nr. 3, August 1998, S. 37–49. doi:10.1300/J013v27n03_03. PMID 9698636. PDF.
- Lynnette Curtis: Outlaw industry, ex-prostitutes say, Las Vegas Review-Journal. 6. September 2007.
- Mark Waite: Panel: brothels aid sex trafficking. In: Pahrump Valley Times, 7. September 2007. Archiviert vom Original am 17. Dezember 2007.
- Jill Brenneman: Response to Melissa Farley. In: swopeast.blogspot.com. SWOP East. 18. September 2007. Archiviert vom Original am 3. Oktober 2007.
- Annie Brown: Sex industry in Scotland: inside the deluded minds of the punters. In: Daily Record, 28. April 2008. Abgerufen am 11. Mai 2008.
- Jan Macleod: Challenging men's demand for prostitution in Scotland : a research report based on interviews with 110 men who bought women in prostitution. Women's Support Project, Glasgow 2008, ISBN 978-0-9558976-0-3.
- David Heinzmann: Some men say using prostitutes is an addiction. In: Chicago Tribune, 5. Mai 2008. Abgerufen am 11. Mai 2008.
- A Thorn in the Heart: Cambodian Men Who Buy Sex - Prostitution Research & Education (en-US) In: prostitutionresearch.com. 17. Juli 2012. Abgerufen am 18. März 2017.
- Melissa Farley, Joanne C. Keaney: Dissociation in an outpatient sample of women reporting childhood sexual abuse. In: Psychological Reports. 78, Nr. 1, Februar 1996, S. 59–65. doi:10.2466/pr0.1996.78.1.59. PMID 8839296.
- Melissa Farley, Joanne C. Keaney: Physical symptoms, somatization, and dissociation in women survivors of childhood sexual assault. In: Women & Health. 25, Nr. 3, Juli 1997, S. 33–45. doi:10.1300/J013v25n03_03. PMID 9273982.
- Melissa Farley, Beatrice M. Patsalides: Physical symptoms, posttraumatic stress disorder, and healthcare utilization of women with and without childhood physical and sexual abuse. In: Psychological Reports. 89, Nr. 3, Dezember 2001, S. 595–606. doi:10.2466/pr0.2001.89.3.595. PMID 11824722.
- Staff: Legal Prostitution Home Page > Source Biographies > Melissa Farley, PhD. In: prostitution.procon.org. ProCon.org. Abgerufen am 5. September 2014.
- Staff: Leadership. In: prostitutionresearch.com. Prostitution Research and Education. 26. Januar 2012. Abgerufen am 5. September 2014.
- Staff: Mission. In: prostitutionresearch.com. Prostitution Research and Education. 26. Januar 2012. Abgerufen am 5. September 2014.
- Roberta deBoer: Feminists fight over prostitution. In: Toledo Blade, Block Communications, 24. September 2006.
- Farley: Prostitution, trafficking, and cultural amnesia: what we must not know in order to keep the business of sexual exploitation running smoothly. In: The Yale Journal of Law and Feminism. Februar. PDF.
- Terry Hyland: 2 groups on 'Midwestern Rampage' 'Violent Pornography' protested. In: Omaha World-Herald, Berkshire Hathaway, 25. Februar 1985.
- Staff writer: Protesters of porn guilty of destruction. In: Omaha World-Herald, Berkshire Hathaway, 10. März 1985.
- Melissa Farley: Kink.Com in San Francisco: women and gay men's Abu Ghraib (blog). In: prostitutionresearch.com. Prostitution Research and Education. 22. Oktober 2007.
- Melissa Farley: Ten Lies About Sadomasochism. In: Sinister Wisdom. 50, Summer–Fall 1993, S. 29–37.
- Melissa Farley: Is it wrong to pay for sex?. In: Intelligence Squared U.S. (radio show), Intelligence Squared, 29. April 2009.