Melangell
Melangell war eine irische Königstochter, deren Todestag 590 n. Chr. angenommen wird. Sie ist in Wales eine Lokalheilige und ihr Gedenktag ist der 27. Mai.[1] Sie ging nach Powys in Wales, wo sie anfangs als Eremitin lebte. Der damalige Prinz von Powys, Brochwel Ysgythrog, überließ ihr Land für die Gründung eines Frauenklosters, dem sie 37 Jahre als Äbtissin vorstand. Ihre Grabstätte befindet sich in der St Melangell's Church in Pennant Melangell.
Überlieferung
Der walisische Altertumsforscher Thomas Pennant (1726–1798) berichtete über Melangell wie folgt:[2]
„Der Legende nach soll Melangell eine irische Königstochter gewesen sein, die von ihrem Vater vorgesehen war, einen Edelman von dessen Hofe zu heiraten. Sie hatte sich selbst jedoch für die Ehelosigkeit entschieden. Sie floh aus dem Reich ihres Vaters und lebte in solcher Einsamkeit, dass sie über 15 Jahre keinen Mann zu Gesicht bekam. Eines Tages drang Brochwel Yscythrog, Prince of Powys bei der Hasenjagd in ein Dickicht ein, wo ihm zu seiner Überrraschung eine ausnehmend schöne Frau in tiefer Demut begegnete, die den Hasen unter ihrem Kleid verbarg angesichts der heulenden Hunde, obwohl das Gefolge sich weiterhin bemühte, die Hunde zum Ergreifen der Beute zu bewegen. Er hörte sich ihre Geschichte an und gab ihr daraufhin Land, um ein Heiligtum als Zuflucht für alle, die sie brauchen, zu errichten und ordnete die Gründung einer Abtei an dieser Stelle an. Sie tat wie geheißen und starb in hohem Alter. Sie ist in der Sakristei der der nahegelegenen Kirche in Pennant bestattet, die weiterhin Cell-y-bedd (englisch Cell of the Grave) genannt wird. Ihre Reliquen und ihr Bildnis sind seit langem entfernt worden, wobei letzteres wohl noch auf dem Friedhof ist. Die Legende ist durch eine Holzschnitzerei überliefert, die die Heilige von schutzsuchenden Hasen umgeben darstellt. Sie wurde deren Schutzheilige, die Hasen werden Oen Melangell (St. Monacella's Lämmer) genannt.“[A 1]
Sie ist auch unter dem Namen Monacella in der latinisierten Namensvariante bekannt.[3][4] Sie ist mit einer weiteren walisischen Heiligen namens Winefride die einzige weibliche heilige Person, über die ein lateinischer Text existiert. Insgesamt wird die Originalüberlieferung als „dünn“ und die originale historische Berichterstattung als nahezu verschwunden bezeichnet. Ein Text aus dem 15. Jahrhundert gibt an, sich auf eine ältere Quelle zu beziehen. Es wird in dieser Quelle auch besonders die Jungfräulichkeit von Melangell betont. Es wird angenommen, dass das Hasenmotiv seinen Ursprung in vorchristlicher Folklore haben kann.[5][6]
Grabmal in der St Melangell's Church
Brochwel Ysgythrog, Prince of Powys, übereignete das Tal bei Saint Melangell's Church, Pennant Melangell Melangell als Ort für ein Kloster für eine kleine religiöse Gemeinschaft mit ihr als Äbtissin. Nach ihrem Tode blieb ihr Grabmal ein Ort der Verehrung und Pennant Melangell war ein Pilgerort über viele Jahrhunderte. Sie blieb die Schutzheilige für alle Hasen. Ihre sterblichen Überreste sollen sich noch in der Grabstätte befinden.[7]
Anmerkungen
- Der Originaltext von Thomas Pennant lautet wie folgt: “Her legend relates that she was the daughter of an Irish monarch, who had determined to marry her to a nobleman of his court. The princess had vowed celibacy. She fled from her father's dominions and took refuge in this place, where she lived fifteen years without seeing the face of a man. Brochwel Yscythrog, Prince of Powys, being one day a hare hunting, pursued his game till he came to a great thicket; when he was amazed to find a virgin of surpassing beauty, engaged in deep devotion, with the hare he had been pursuing under her robe, boldly facing the dogs, who retired to a distance howling, notwithstanding all the efforts of the sportsmen to make them seize their prey. Even when the huntsman blew his horn, it stuck to his lips. Brochwel heard her story, and gave to God and her a parcel of lands, to be a sanctuary to all that fled there. He desired her to found an abbey on the spot. She did so, and died abbess at a good old age. She was buried in the neighbouring church, called Pennant, and from, her distinguished by the addition of Melangell. Her hard bed is shown in the cleft of a neighbouring rock. Her tomb was in a little chapel, or oratory, adjoining to the church, and now used as a vestry room. This room is still called 'Cell-y-bedd' or the Cell of the Grave. Her reliques as well as her image have been long since removed; but I think the last is still to be seen in the churchyard. The legend is perpetuated by some rude wooden carving of the Saint, with numbers of hares scuttling to her for protection. She properly became their Patroness. They were called 'Oen Melangell' (St. Monacella's Lambs).”
Literatur
- Nancy Edwards: Celtic Saints and Early Medieval Archaeology. In: Local saints and local churches in the early medieval West. Oxford University Press, Oxford 2002, S. 234ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- Archaeologia Cambrensis. The Journal of the Cambrian Archaeological Association, Vol. III, Sixth Series, London, 1903.
- The Montgomeryshire Collections, Volume 82 (1994), (dieser Band ist ausschließlich dem Thema Melangell/Pennant Melangell gewidmet, über: https://journals.library.wales/view/1264487/1271085/6#?xywh=94%2C727%2C3431%2C2263)
- David Farmer, The Oxford Dictionary of Saints (5 ed.), Oxford University Press 2011, Print ISBN 9780199596607
- William Eliot Griffis, Welsh Fairy Tales, (World Library reprint, 2007), Kap. I.: "Welsh rabbit and hunted hares".
Weblinks
Einzelnachweise
- St. Melangell. In: Saints & Angels. Catholic Online.
- Thomas Pennant: Tours in Wales. Bd. 3. Wilkie and Robinson, Weybridge 1810, S. 173f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- Liesbeth Corens: Confessional Mobility and English Catholics in Counter-Reformation Europe. Oxford University Press, Oxford 2019.
- K. Steele: St Melangell’s Church, Pennant Melangell. Royal Commission on the Ancient and Historical Monuments of Wales, 2008/2021
- David Farmer: Melangell (Monacella). In: The Oxford Dictionary of Saints. 5. Aufl. Oxford University Press, 2011, ISBN 9780199596607 (online)
- Jane Cartwright: Virginity and chastity tests in medieval Welsh prose. In: Anke Bernau, Ruth Evans and Sarah Salih (Hrsg.): Medieval virginities. 2003, S. 56–79, hier S. 60.
- http://llanfyllindeanery.org.uk/parishes/melangell.htm, The Shrine Church of St Melangell, Pennant Melangell, über: