Meister des Eichstätter Domhochaltars
Als Meister des Eichstätter Domhochaltars wird der Bildschnitzer bezeichnet, der vermutlich zwischen 1470 und 1480 fünf Figuren des Mittelschreins des Hochaltars im Dom zu Eichstätt geschaffen hat. Die sehr realistischen überlebensgroßen Figuren werden als eine bedeutende Arbeit süddeutscher Spätgotik betrachtet. Sie stellen eine Madonna auf der Mondsichel dar, umgeben von den Patronen des Bistums Eichstätt, dem Heiligen Richard sowie den Heiligen Walburga, Willibald und Wunibald.
Mehrfach wurden die Figuren des Meisters des Eichstätter Domhochaltars neu gefasst, in ihrer heutigen Zusammenstellung wurden sie 1884 in ein neugotisches Triptychon eingefügt. Die weiteren mittelalterlichen Teile, die zu diesem Hochaltar zusammengestellt wurden, sind mit großer Wahrscheinlichkeit von einem anderen Bildhauer.
Neben den Figuren des Domhochaltars werden dem Meister des Eichstätter Domhochaltars noch die Figur der Walburga aus dem Gruftaltar von St. Walburg in Eichstätt und einige wenige andere Werke zugeschrieben wie beispielsweise vier aus einer abgetragenen Kapelle stammende heute in der Marienkirche in Treuchtlingen zu findende Heiligenfiguren.[1]
Es wurde vorgeschlagen, dass der als „glänzend begabte Bildhauer“[2] bezeichnete Meister identisch ist mit Hans Bildschnitzer (oder Hanns Pildschnitzer), einem seit 1485 in Eichstätt urkundlich mehrfach nachweisbaren Künstler. Dies bleibt jedoch umstritten.[3] Die Figuren des Meisters des Eichstätter Domhochaltars stehen stilistisch in der gleichen Tradition wie die Werke des Hans Multscher oder Niclas Gerhaert van Leyden. Der Meister zeigt realistische Skulpturauffassung, wie sie damals auch durch das Werk der beiden anderen Bildhauer stilprägend war.
Literatur
- Joseph Schlecht: Zur Kunst-Geschichte der Stadt Eichstätt. Eichstätt 1888, S. 25 (Digitalisat).
- Felix Mader: Der Meister des Eichstätter Domaltares (Hans Bildschnitzer). In: Die christliche Kunst. 9, 1912/1913, S. 213–238 (Textarchiv – Internet Archive).
- Hans, Bildschnitzer u. Maler. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 19: Ingouville–Kauffungen. E. A. Seemann, Leipzig 1926, S. 45.
- Max Hasse: Meister des Eichstätter Domhochaltars. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 37: Meister mit Notnamen und Monogrammisten. E. A. Seemann, Leipzig 1950, S. 86.
- Matthias Bunge: Meister des Eichstätter Domhochaltars. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 710 f. (Digitalisat).
Weblinks
- Domführung – Hochaltar Dom zu Eichstätt (bistum-eichstaett.de)
Einzelnachweise
- Innenraum – Seitenaltar Marienkirche Treuchtlingen (marienkirche-treuchtlingen.de).
- Felix Mader: Der Meister des Eichstätter Domaltares (Hans Bildschnitzer). In: Die christliche Kunst. 9, 1912/1913, S. 213–238.
- Sven Hauschke: Bildschnitzer, Hans. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 11, Saur, München u. a. 1995, ISBN 3-598-22751-5, S. 9. spricht sich gegen die Identität aus.