Meister des Bargello-Tondo
Als Meister des Bargello-Tondo oder Meister des Urteil des Paris im Bargello[1] wird ein in Florenz wohl zwischen 1400 und 1450 tätiger Maler der italienischen Frührenaissance bezeichnet.
Der namentlich nicht bekannte Künstler erhielt seinen Notnamen nach dem von ihm bemalten Desco da parto, einer Wöchnerinnenschüssel, die im Museo Nazionale del Bargello in Florenz aufbewahrt wird. Darauf zeigt ein Rundbild (ital. Tondo) das Urteil des Paris[2][3]. Das in der italienischen Frührenaissance beliebte mythologische Thema zur Kontemplation „über die Folgen triebhaften Lebens“ war „passendes Thema für diesen Geburtsteller … im Florentiner Bargello“[4]. Der Meister des Bargello-Tondo hat weitere solcher wertvoller Gefäße bemalt, die als Geschenke unter reichen Patrizierfamilien gegeben wurden. In ihnen wurde Frauen nach der Geburt ihres Kindes nahrhafte Speisen zur Stärkung gebracht[5].
Da das bekannte Tondo in der der Stadt Florenz durch Louis Carrand übergebenen Sammlung enthalten ist wird der Meister des Bargello-Tondo auch manchmal mit Meister des Carrand Tondo benannt[6].
Werke (Auswahl)
Dem Meister des Bargello-Tondo wird eine große Werkliste zugeschrieben, nachdem bereits 1910 die Erstellung eines Werkkataloges[7] begonnen und sein Stil dem des Florentinischen Malers Francesco Pesellino (1422–1457) gleichgestellt wurde.
- deschi da parto
- Andere Werke (Gemälde auf Holz)
- Hl. Sebastian (unter dem segnenden Christus). Musée du Petit Palais, Avignon
- Madonna mit Kind. Los Angeles County Museum (LACMA Inv. Nr. 47.11.1)
- Madonna mit Kind und Heiligen, Szenen aus dem Marienleben. Fogg Art Museum, Cambridge, Massachusetts[10]
- Musizierende Engel. Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City[9]
- Verkündigung. Fogg Art Museum, Cambridge, Massachusetts[9]
Einzelnachweise
- Englisch: Master of the Judgement of Paris in the Bargello
- vgl. Raimond van Marle: The Development of the Italian Schools of Paintings, Bd.10. Hacker Books, New York 1970, S. 199, Abb. 129 (Nachdr. d. Ausg. Den Haag 1928).
- Richard Fremantle: Florentine Gothic Painters from Giotto to Masaccio. A guide to paintin in and near Florence, 1300 to 1450. Secker & Warburg, London 1975, S. 597.
- Frank Büttner, Andrea Gottdang: Einführung in die Ikonographie. Wege zur Deutung von Bildinhalten. C.H. Beck, München 2006, S. 189, ISBN 978-3-406-53579-6.
- Desco da parto, Wöchnerinnenschüssel. In: Peter W. Hartmannm: Das grosse Kunstlexikon (Online aufgerufen Februar 2010).
- s. z. B. Auktionshaus Christie’s London, Dezember 1997, Los 59 (Englisch)
- Roger Fry: Burlington Magazine, Bd. 17 (1910), Mai, S. 126, ISSN 0007-6287.
- Michel Laclotte, Elisabeth Mognetti: Peinture italienne. 3. Aufl. Éditions RMN, Paris 1987, S. 141, ISBN 2-7118-2149-8.
- Enrica Neri Lusanna: Aspetti della cultura tardo-gotica a Firenze. Il Maestro del Giudizio di Paride. In: Arte cristiana/N.S., Bd. 77 (1989), Heft 735, ISSN 0004-3400.
- Roberto Longhi: Ricerche su Giovanni di Francesco, Pinacotheca, 1, July-Aug. 1928, S. 35; Nachdruck in Opere Complete, IV, Florence, 1968, S. 22