Meinungsportal
Meinungsportale dienen in erster Linie dem Erfahrungsaustausch und zählen in den meisten Fällen zu den sogenannten „Paid4-Anbietern“. In einem Meinungsportal kann man im Allgemeinen, nach einer vorherigen Registrierung, seine Meinung über verschiedene Produkte, Dienstleistungen, Veranstaltungen, Reiseziele und Hotels abgeben, die dann interessierten Internetnutzern meist kostenlos zur Verfügung steht.
Prinzip
Ein Meinungsportal dient vor allem dazu, Test- und Erfahrungsberichte über Produkte untereinander auszutauschen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und dabei anderen Menschen beim Treffen einer Kaufentscheidung zu helfen. Nach der Anmeldung in einem Meinungsportal erhält man nach vorheriger Registrierung, ähnlich wie in einem Internetforum, ein Profil, das man individuell mit Daten über sich füllen kann. In diesem Profil werden auch die selbst verfassten Testberichte angezeigt. Die Produkte, die man in dem jeweiligen Meinungsportal bewerten kann, sind für gewöhnlich in Ober- und Unter-Kategorien eingeteilt, und können über eine seiteninterne Suche gesucht werden. Das Produkt stellt dabei wiederum eine Kategorie für sich dar, in der auch die Testberichte angezeigt werden, die von anderen Mitgliedern verfasst wurden. Die Testberichte können hierbei von anderen Mitgliedern bewertet werden, was die Vergütung des Berichtes beeinflusst. Je besser der Bericht von den Mitgliedern bewertet wird, desto höher ist im Allgemeinen die Vergütung. Häufig bildet sich in den Meinungsportalen auch eine Community, in der sich die Mitglieder untereinander verständigen können.
In den letzten Jahren integrierten viele der Betreiber von Meinungsportalen auch ein Preisvergleichssystem, das immer den niedrigsten Preis eines Produktes aus bestimmten Internetshops heraussuchen soll.
Verdienst
In den meisten Meinungsportalen erhält man für seine verfassten Berichte eine Vergütung. Diese Vergütung hängt dabei von der entsprechenden Grundvergütung des Produktes ab, die der Anbieter individuell für jedes Produkt festlegt, und von der „Qualität“ des Berichtes sowie den Leserzahlen. Die „Qualität“ des Berichtes setzt sich aus den Bewertungen, die der Bericht erhält, zusammen und wird dabei von den anderen Portal-Mitgliedern, die diesen Bericht bewertet haben, bestimmt. Je besser die „Qualität“ ist, desto besser wird der Bericht auch vergütet. Die Vergütung beschränkt sich bei den meisten Anbietern auf 0,5–4 Cent pro Bewertungsklick.
Ein entscheidendes Manko ist, dass nicht alle Lesungen (also auch externe Lesungen), sondern nur die Lesungen der Mitglieder vergütet werden – so kann es beispielsweise dazu kommen, dass 3000 Interessenten einen Beitrag gelesen haben, aber aufgrund der relativen Unbekanntheit des Verfassers in der Community, der Beitrag nur 50 Lesungen durch Mitglieder erhalten hat. Nimmt man eine Grundvergütung von einem Cent an, erhält der Verfasser also gerade einmal 50 Cent. Allerdings lassen sich externe Lesungen noch leichter manipulieren als interne Lesungen. Während innerhalb der Community das Abklicken von Beiträgen, das offenkundig nicht mit wirklichem Lesen verbunden ist, oftmals in den Statistiken der abklickenden Mitglieder erkennbar ist, kann ein Einzelner, der nicht angemeldet ist, tausende externer „Lesungen“ in kurzer Zeit erklicken oder durch einschlägige Programme (sogenannte Klickbots) erklicken lassen.
Ein Zusatzverdienst kann sich noch aus den sogenannten „Prämienzahlungen“ ergeben. Ein Anbieter lobt für „besonders hochwertige“ Berichte Prämien zwischen 0,50 Euro und 20 Euro aus. Die Wahrscheinlichkeit in den Genuss der wenigen 10- und 20-Euro-Prämien zu kommen ist allerdings extrem gering. Bei einem Anbieter kommen auf monatlich etwa 10.000 bis 11.000 geschriebener Berichte gerade einmal 75 10-Euro-Prämien und nur zehn 20-Euro-Prämien, die intern als „Diamanten“ bezeichnet werden.
Kritik
In letzter Zeit führt ein innerer Kleinkrieg sowie selbstauferlegter Konkurrenzdruck dazu, dass zu vergleichsweise uninteressanten Produkten ausführliche Berichte, sogenannte „Joghurtberichte“, geschrieben werden, die von Mitgliedern der Portale gegenseitig qualitativ hoch bewertet werden, unabhängig von der tatsächlichen Aussagekraft. Typischerweise werden außerdem sehr ausführliche und lange Berichte seitens der Mitglieder höher bewertet, obwohl es keinen Zusammenhang zwischen der Länge eines Berichts und der tatsächlichen Nutzbarkeit gibt. Andere Berichte über wesentlich bedeutendere Produkte wie Kraftfahrzeuge oder elektronische Ausrüstung, in denen neue und unerfahrene Portalnutzer vergleichsweise knapp mit sehr hohem Nutzwert vor dem Erwerb warnen oder einen Kauf empfehlen, werden vielfach mit negativen Bemerkungen der Community-Mitglieder versehen. „Klickzirkel“, also gegenseitiges Unterstützen von Berichten „befreundeter“ Benutzer, von den Portalen in der Regel untersagt, sind allzu offensichtlich existent, was den Wert vieler Berichte minimiert.
Des Weiteren werden von Produktanbietern professionell eigene Produkte beworben. Diese Berichte werden nicht als Werbung kenntlich gemacht. Typisch ist, dass die Waren in ihren Eigenschaften hochgelobt werden. Marketingfirmen haben sich auf die Erstellung solcher Berichte spezialisiert, die absichtlich mit kleinen grammatikalischen oder orthographischen Fehlern versehen werden, um den Eindruck zu erwecken, es handele sich um den Bericht eines nicht professionell agierenden Endverbrauchers. Empfohlener Schutz ist, sich bei Produkten nicht nur auf wenige Berichte zu stützen und vor allem bei allzu positiv ausfallenden Berichten vorsichtig zu sein.
Erfahrungsfakes
Bei einigen Mitgliedern steht nicht die Weitergabe von gemachten Erfahrungen im Vordergrund, sondern in erster Linie die ausgelobte Vergütung. So schreiben diese Mitglieder dann hauptsächlich „Erfahrungsberichte“ zu höchstvergüteten Produkten. In der Regel sind das drei oder vier Cent pro Lesung und Klick. Diese sogenannten „Erfahrungsfakes“ (Erfindung von imaginären Erfahrungen zu einem Produkt) sind von ehrlichen Erfahrungsberichten nur schwer zu unterscheiden. Eine gute Hilfe für den Leser ist es, das Profil des Autors und seine vorhergehenden Berichte näher anzusehen. Wenn der Autor fast nur höchstvergütete Produkte in seinem Berichteverzeichnis anzubieten hat, ist Vorsicht angebracht. Ebenso, wenn beispielsweise über zwanzig verschiedene Drucker, Telefone oder Digitalkameras berichtet wird – so viele Erfahrungen kann ein Verbraucher realistischerweise in der Regel nicht sammeln.