Marxism Today
Marxism Today war eine britische Zeitschrift, die von der Communist Party of Great Britain herausgegeben wurde und als deren autoritative Publikation für Theoriefragen galt. Sie ging aus der Vierteljahreszeitschrift Marxism Quarterly (bis 1954 Modern Quarterly) hervor, die im Zuge der schweren Parteikrise 1956/1957 eingestellt wurde. Marxism Today erschien ab September 1957 monatlich und führte den Untertitel Theoretical and Discussion Journal of the Communist Party. Als Herausgeber fungierte bis 1977 der Historiker James Klugmann. Unter dessen – unter anderem von Eric Hobsbawm empfohlenen – Nachfolger Martin Jacques spielte die Zeitschrift ab November 1977 eine wichtige Rolle bei den Fraktionskämpfen in der CPGB, in denen sie als aktivster Anwalt des eurokommunistischen Flügels hervortrat. Das Ausmaß der Verantwortung von Marxism Today für den Niedergang und die schließliche (Selbst-)Auflösung der CPGB ist Gegenstand einer anhaltenden Kontroverse.[1] In der zweiten Hälfte der 80er Jahre verabschiedete sich die Zeitschrift nahezu vollständig von marxistischen Positionen[2] und fungierte – obwohl offiziell bis zuletzt ein Organ der britischen KP – als Diskussionsplattform einer linksliberalen, in der Hauptsache akademischen Öffentlichkeit. In dieser Phase zog sie Autoren wie Ralf Dahrendorf, André Gunder Frank, Louis Althusser, Ernesto Laclau, David Marquand und Chantal Mouffe an. Mit der Dezember-Ausgabe 1991 stellte die Zeitschrift ihr Erscheinen ein. Im letzten Heft druckte die Redaktion unter anderem einen Leserbrief des damaligen Geschäftsführers der Conservative Party (Chris Patten) ab, in dem dieser – mit Blick auf die Rolle der Zeitschrift in den Jahren zuvor durchaus doppelbödig – wissen ließ: „I shall miss you.“[3] Der Herausgeber des Morning Star und langjährige innerparteiliche Gegner von Jacques Tony Chater schrieb dagegen an gleicher Stelle, dass Marxism Today „has gradually turned into an eclectic, yuppified magazine of little interest to most marxists.“[4]
Einzelnachweise
- Siehe Laybourn, Keith, Marxism in Britain. Dissent, decline and re-emergence 1945-2000, London 2006, S. 137: „However, Marxism Today's sales success was something of a mixed blessing because its articles demolished many of the political icons of the CPGB and the labour movement. It (…) undoubtedly lost the Party support. (…) The political views of Marxism Today, which pushed the Party even further towards the right, won the day and were expressed through the redrafted version of The British Road to Socialism which became Manifesto for New Times at the November 1989 Congress.“ Eine sehr kritische Sicht auf die Rolle der Zeitschrift findet sich auch bei Edmund und Ruth Frow, The Liquidation of the Communist Party of Great Britain. A Contribution to the Discussion, Salford 1996, passim. Demgegenüber wurde das Agieren des Blattes von Jacques wiederholt als „golden age“ des britischen Marxismus gefeiert. Siehe etwa The Marxism Today Story, in: Marxism Today, 12/1991, S. 13ff.
- Siehe Fishman, Nina, The British Road is Resurfaced for New Times: From the British Communist Party to the Democratic Left, in: Bull, Martin J., Heywood, Paul (Hrsg.), West European Communist Parties after the Revolutions of 1989, London 1994, S. 157f.
- Marxism Today, 12/1991, S. 4.
- Marxism Today, 12/1991, S. 5.