Marcus Oclatinius Adventus
Marcus Oclatinius Adventus war ein römischer Politiker, Senator und Prätorianerpräfekt.
Adventus stammte aus relativ einfachen Verhältnissen. Sein Geburtsjahr ist unbekannt, dürfte aber wohl vor der Mitte des 2. Jahrhunderts zu vermuten sein, da er 217 bereits ein alter Mann war. Adventus machte in der Armee Karriere, schlug die ritterliche Laufbahn ein, stieg unter Kaiser Septimius Severus (193 bis 211) bis zum princeps peregrinorum (ein Offizier, der nichtrömische Hilfstruppen kommandierte) auf und trat schließlich in den Verwaltungsdienst über. Als Prokurator von Britannien (zwischen 205 und 207) diente er unter dem Statthalter Lucius Alfenus Senecio.[1] Kaiser Caracalla ernannte ihn im Jahr 216 zusammen mit Marcus Opellius Macrinus zum Prätorianerpräfekten.[2]
216/217 erhielt Adventus die ornamenta consularia, also die Rangabzeichen eines Konsulars, und im März 217 die adlectio inter consulares; er wurde also im Rang eines gewesenen Konsuls in den Senat aufgenommen. Adventus weilte mit Caracalla in Mesopotamien und sollte nach dessen Ermordung von den Soldaten zum Kaiser ausgerufen werden. Er lehnte aber mit dem Hinweis auf sein hohes Alter und ein Augenleiden ab, so dass im April 217 stattdessen sein Kollege Macrinus auf den Thron gehoben wurde.
Cassius Dios Zorn entzündete sich an der Person des Oclatinius Adventus. Der neue Kaiser Macrinus, den Dio nicht für einen würdigen Kandidaten für das Kaisertum hielt, ernannte Adventus zum Dank für seine Zurückhaltung nicht nur als seinen Kollegen zum consul ordinarius des Jahres 218, sondern machte ihn überdies zum Stadtpräfekten von Rom. Das alles, obwohl Adventus, wie Dio sarkastisch hervorhob, weder sehen – wegen seines hohen Alters – noch lesen – wegen dürftiger Bildung – konnte. Er sei, so Dio, überhaupt zu gar nichts fähig gewesen, weil er jeglicher Erfahrung entbehrt habe. Als Konsul konnte er angeblich nicht einmal ein ordentliches Gespräch mit anderen Senatoren führen, deshalb täuschte er, so Dio, am Tag seines Amtsantritts am 1. Januar 218 eine Krankheit vor.[3]
Da sich Adventus zuvor in diversen Verwaltungsposten bewährt hatte, hat Dio seine Inkompetenz fraglos stark übertrieben. Die Wut des Geschichtsschreibers ist aber erklärlich: Die Betrauung eines Mannes mit der Stadtpräfektur, noch bevor er die Aufgaben des Konsulats erfüllt hatte, bedeutete einen schweren Verstoß gegen die senatorische Beförderungspolitik und einen Affront gegenüber dem Adelsstolz der Elite: Eigentlich war die Präfektur die Krönung einer langen senatorischen Laufbahn. Dazu merkt Dio an, dass Macrinus mit dieser Vorgehensweise wohl seine eigene Herkunft in den Hintergrund zu drängen gesucht habe, da er selbst noch Ritter gewesen war, als er das Kaisertum erlangt hatte.[4] Bis zu diesem Zeitpunkt waren nämlich ausschließlich solche Männer als Herrscher in Frage gekommen, die zuvor mindestens Suffektkonsul gewesen waren. Umgekehrt ist anzunehmen, dass Dio Adventus negativ verzerrt dargestellt hat, da er als sehr standesbewusster Senator die Aufsteiger Macrinus und Adventus verachtete.
Literatur
- Gerhard Winkler: Oclatinius. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 5, Stuttgart 1975, Sp. 1632.
- Prosopographia Imperii Romani, 2. Auflage, O 9.
- Klaus-Peter Johne: Oclatinius Adventus und Claudius Tacitus – zwei Karrieren aus der Soldatenkaiserzeit. In: Relationes Budvicenses. Band 4–5, 2003–2004, S. 33–41.
Anmerkungen
- Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL) VII 1003.
- Herodian, Römische Geschichte 4,14,2.
- Cassius Dio, Römische Geschichte 78,14,1-2.
- Cassius Dio, Römische Geschichte 78,14,2 und 4.