Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft
Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft ist eine als Verein eingetragene wissenschaftliche Gesellschaft mit Sitz in Berlin. Sie wurde 1982 gegründet mit dem Zweck der Erforschung und Bewahrung des wissenschaftlichen und kulturellen Erbes des Sexualforschers Magnus Hirschfeld und seines Instituts für Sexualwissenschaft.
Geschichte
Die Gesellschaft wurde 1982 in Berlin (West) von einer Gruppe von schwulen und lesbischen Historikern in der Wohnung von Hans-Günter Klein gegründet. Anlässlich des 50. Jahrestags der Machtergreifung 1933 sollten auch die homosexuellen Opfer des NS-Regimes thematisiert werden. Außerdem war geplant, ein neues Institut für Sexualwissenschaft einzurichten, das die Arbeiten des Arztes und Sexualforschers Magnus Hirschfeld fortsetzen sollte. Ferner wurde versucht, eine Entschädigung für die Zerstörung des Instituts als Zeichen der Wiedergutmachung für die vernichteten Existenzen homo- und transsexueller Frauen und Männer zu erwirken. So wurde mit publizistischen Aktivitäten begonnen.[1]
Bis 2013 hatte die Gesellschaft ihren Sitz in der Chodowieckistrasse. Aus Raumnot und konservatorischen Bedenken zog sie dann in die unmittelbare Nachbarschaft zur Bundesstiftung Magnus Hirschfeld in der Mohrenstraße in Berlin-Mitte, im August 2018 zog sie dann in die Taubenstraße 1.[2]
Tätigkeit
Die MHG betreibt eine Bibliothek mit Schwerpunkt auf den Werken Magnus Hirschfelds, seiner Zeitgenoss_innen, den sexualwissenschaftlichen Zeitschriften der Zeit und archiviert Quellen zur Geschichte des Instituts sowie zur Sexualwissenschaft und Sexualpolitik. Teile des Bestands stammen auch aus dem Besitz des früheren Instituts für Sexualwissenschaft, von besonderer Bedeutung ist der Nachlass Iwan Blochs.
Von Anfang an hat die MHG regelmäßig Veröffentlichungen herausgegeben. Neben verschiedenen Einzelveröffentlichungen gibt es zwei monographische Reihen, nämlich die Schriftenreihe der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft sowie die von 1998 bis 2004 herausgegebenen Berliner Schriften zur Sexualwissenschaft und Sexualpolitik. Den Schwerpunkt der Veröffentlichungen bilden jedoch seit 1983 die Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, in denen regelmäßig sowohl Forschungsergebnisse wie auch Dokumente zum zeitgenössischen Diskurs über Geschlecht und Homosexualität veröffentlicht werden.
Seit 1992 betreibt die Gesellschaft eine Forschungsstelle mit den Schwerpunkten Geschichte der Sexual- und Geschlechterwissenschaften, der Bewahrung und kritischen Aufarbeitung des Werkes Magnus Hirschfelds sowie der Geschichte(n) sexueller und geschlechtlicher Minderheiten.
Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft richtet regelmäßig Ausstellungen rund um das Thema Magnus Hirschfeld und das Institut für Sexualwissenschaft aus und beteiligt sich an weiteren Ausstellungen zu verwandten Themen, teils aktiv, teils durch Leihgaben aus dem eigenen Bestand.
Darüber hinaus beteiligte sich die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft mit anderen lesbisch-schwulen Archiven und Forschungsgruppen an einem Aktionsbündnis, das 2011 in der Gründung der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld mündete. Seit 2018 beteiligt sie sich auch am Aufbau des Queeren Kulturhauses in Berlin.
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Von einst bis jetzt: Geschichte einer homosexuellen Bewegung 1897–1922. Schriftenreihe der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Nr. 1, Verlag Rosa Winkel, Berlin 1986 (Nachdruck einer Artikelserie Magnus Hirschfelds für die Berliner Schwulenzeitschrift Die Freundschaft 1921/22)
Weblinks
Einzelnachweise
- Manfred Baumgardt, Ralf Dose, Manfred Herzer, Hans-Günter Klein, Ilse Kokula, Gesa Lindemann: Magnus Hirschfeld – Leben und Werk. Ausstellungskatalog. Westberlin: rosa Winkel, 1985 (Schriftenreihe der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft 3); 2. erw. Aufl. Mit einem Nachwort von Ralf Dose. Hamburg: von Bockel, 1992. (Schriftenreihe der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft 6)
- Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft zieht um […] – zugehörige Bundesstiftung, am 2. Oktober 2012